Matthias Hafenreffer
Matthias Hafenreffer (* 24. Juni 1561 in Lorch (Württemberg); † 22. Oktober 1619 in Tübingen) war ein deutscher lutherischer Theologe.
Leben und Werk
Hafenreffer studierte Philosophie und Theologie an der Universität Tübingen und wurde 1581 Magister, 1583 Repetent. 1586 wurde er Diakon in Herrenberg, 1588 Pfarrer in Ehningen, 1590 Hofprediger und Konsistorialrat in Stuttgart. 1592 kehrte er als Professor nach Tübingen zurück, wo er zugleich zum Dr. theol. promoviert wurde. Er war zunächst dritter Ordinarius und stieg 1612 zum zweiten, 1618 zum ersten Ordinarius auf. Ab 1595 amtierte er sechs Mal als Rektor der Universität.[1] 1618 wurde er Kanzler der Universität.[2]
Hafenreffer gilt als erster bedeutender Vertreter der nachkonkordistischen lutherischen Orthodoxie. Seine Loci theologici, 1600 auf Wunsch des Herzogs Friedrich von Württemberg für den Thronfolger Johann Friedrich verfasst, fanden (später wesentlich erweitert) große Verbreitung als dogmatisches Lehrbuch, nicht nur in der württembergischen Kirche, sondern auch in Schweden. Im Zusammenhang mit seinen Studien zum Buch Ezechiel Kap. 40–48 beschäftigte er sich mit der Quadratur des Kreises.
Zu Hafenreffers Schülern gehören unter anderem Johann Valentin Andreae und Johannes Kepler.
Hafenreffer war zweimal verheiratet; ab 1586 mit Agatha (1554–1599), einer Tochter von Johannes Brenz und Witwe des Theologen Thomas Spindler, ab 1600 mit Euphrosyne, einer Tochter des Ratsherrn Georg Besserer aus Memmingen. Zu seinen insgesamt 15 Kindern gehören Samuel Hafenreffer (1587–1660), Mediziner und Hochschullehrer an der Universität Tübingen, und David Hafenreffer (1592–1627), Superintendent in Cannstatt.
Schriften (Auswahl)
- Loci theologici: Certa methodo ac ratione, in 3 libros tributi. Tübingen 1600 (und zahlreiche weitere Ausgaben)
- Examen und Gegenbericht/ Uber das jüngsten zu Heidelberg getruckt Calvinische Büchlin/ nachfolgenden Tituls: Außführlicher Bericht/ Was die Reformirte Kirchen in Teutschland/ gleuben oder nicht gleuben: Item/ was sie für Ceremonien gebrauchen oder nicht gebrauchen. Tübingen 1608.
- Analysis terminorum, vocabulorum, regularum et axiomatum theologicorum praecipuorum, quae passim vel in scriptura sacra vel in patrum ac orthodoxorum theologorum scriptis occurrunt. Tübingen 1609.
- Templum Ezechielis, sive in IX postrema prophetae capita commentarius. Tübingen 1613.
- Doctrinae Christianae Summa. Hrsg. v. Johann Valentin Andreae. Tübingen 1614
- Compendium doctrinae coelestis. Hrsg. v. Bengt Hägglund, Cajsa Sjöberg (2010) ISBN 978-91-977366-8-8
Literatur
- Heinrich Fausel: Hafenreffer, Matthias. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 7, Duncker & Humblot, Berlin 1966, ISBN 3-428-00188-5, S. 460 (Digitalisat).
- Wilhelm Gaß: Hafenreffer, Matthias. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 10, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 316 f.
- Martin H. Jung: "Coelestis doctrina" und "Praxis Christiana" in der altlutherischen Orthodoxie : die Loci theologici Matthias Hafenreffers als Versuch praxisbezogener Theologie zwischen Reformation und Pietismus. In: Blätter für württembergische Kirchengeschichte. 96. 1996. S. 30–58.
- Andreas Ohlemacher: Lateinische Katechetik der frühen lutherischen Orthodoxie. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2011.
- Sabine Holtz: Eine Karriere auf Kanzel und Katheder. Matthias Hafenreffer (1561-1619). In: Roman Jannssen, Oliver Auge (Hrsg.): Herrenberger Persönlichkeiten aus acht Jahrhunderten. Herrenberger historische Schriften, Bd. 6. Stadt Herrenberg, 1999, S. 215–223
- Karin Reich, Eberhard Knobloch: Die Kreisquadratur Matthias Hafenreffers. In: Zwischen Copernicus und Kepler – M. Michael Maestlinus, Mathematicus Goeppingensis. Frankfurt am Main, 2002, S. 157–183.
- Thomas Hilarius Meyer: „Rute“ Gottes und „Beschiß“ des Teufels. Theologische Magie- und Hexenlehre an der Universität Tübingen in der frühen Neuzeit. Hamburg. 2019, ISBN 978-3-7323-5024-7.
- Friedrich Wilhelm Bautz: Hafenreffer, Matthias. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2, Bautz, Hamm 1990, ISBN 3-88309-032-8, Sp. 456–457.
Weblinks
- Kurzbiographie
- Verbot des Tübinger Raupenumzugs am Donnerstag nach Fastnacht durch Matthias Hafenreffer
- Werke von und über Matthias Hafenreffer in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Eintrag bei der Württembergischen Landesbibliothek
- Matthias Hafenreffer auf Württembergische Kirchengeschichte Online
- Digitalisierte Drucke von Matthias Hafenreffer in der Post-Reformation Digital Library
Einzelnachweise
- ↑ Universitätsarchiv Tübingen: Historisch-statistisches Handbuch der Universität Tübingen, Die Rektoren 15. – 21. Jahrhundert (Memento des vom 7. Juli 2022 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Wolfram Angerbauer: Das Kanzleramt an der Universität Tübingen und seine Inhaber 1590-1817. 1972, S. 33–36.
Personendaten | |
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NAME | Hafenreffer, Matthias |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher lutherischer Theologe |
GEBURTSDATUM | 24. Juni 1561 |
GEBURTSORT | Lorch (Württemberg) |
STERBEDATUM | 22. Oktober 1619 |
STERBEORT | Tübingen |