Matthias Creutziger

Die Sächsische Staatskapelle Dresden mit ihrem Chefdirigenten Christian Thielemann, Semperoper 2018, Fotografie von Matthias Creutziger

Matthias Creutziger (* 1951 in Härtensdorf) ist ein deutscher Fotograf, der vor allem in den Bereichen Jazz, Klassische Musik, Theater und Bildende Kunst tätig ist.

Leben und Wirken

Creutziger absolvierte nach Ende der Schulzeit eine Lehre als Maurer[1] und legte 1970 sein Abitur an der Volkshochschule in Zwickau nach. Es folgte ein Hochbaustudium in Cottbus und Dresden[2] und anschließend bis 1983 die Arbeit als Projektant in Dresden.[3]

Bereits früh kam Creutziger mit der Musik in Kontakt und gründete zu Schulzeiten eine Band; zwischen 1967 und 1977 spielte er in verschiedenen Rock- und Bluesbands Schlagzeug.[4][5] Im Jahr 1976 veröffentlichte Creutziger in der Zeitung Die Union seinen ersten Artikel zum Thema Jazz.[2] Weitere Beiträge folgten; ab 1979 entstanden erste Fotos von Jazzkonzerten. Als Fotograf ist er Autodidakt.[4] Ab 1983 arbeitete Creutziger als freiberuflicher Fotograf und war von 1982 bis 1984[3] Herausgeber des DDR-Jazzkalenders.[6] Über die „Arbeitsgruppe Theaterplakat“, eine zum Dresdner Staatsschauspiel gehörende freie Künstlergruppe, fand Creutziger Mitte der 1980er-Jahre auch zur Opernfotografie[7] und arbeitete zudem für die Dresdner Philharmonie und die Staatskapelle Dresden.

Im Jahr 1988 reiste Creutziger mit seiner Familie aus der DDR aus[2] und ließ sich zunächst in Hannover nieder.[8] Zwischen 1989 und 1991 war er Jazzreferent des Landesmusikrates Niedersachsen. Im Jahr 1989 wurde er in die Deutsche Gesellschaft für Photographie berufen.[1]

Ab 1990 lebte Creutziger in Mutterstadt und arbeitete unter anderen für die Schwetzinger Festspiele und für das Theater der Stadt Heidelberg.[9] Daneben war er auch als Jazzkritiker und Organisator von Konzerten insbesondere in Dresden und in Ludwigshafen aktiv. Zwischen 1992 und 2008 arbeitete er als Hausfotograf des Dresdner Zentrums für zeitgenössische Musik, war von 1994 bis 2004 Hausfotograf des Theaters im Pfalzbau (Ludwigshafen) und von 2003 bis 2015[7] Theaterfotograf an der Semperoper in Dresden. Seither arbeitet Creutziger, der seit 2003 in Dresden lebt, als freier Fotograf, vor allem für die Sächsische Staatskapelle Dresden, für die er bei Proben und Konzerten Serienaufnahmen macht. Seit 2004 ist er zudem Hausfotograf des Jazzclubs Tonne. Creutziger ist gelegentlich auch journalistisch tätig, so für die Tageszeitung Dresdner Neueste Nachrichten und die Zeitschrift Sax.

Creutziger stellt seine Fotografien seit den 1980er-Jahren auch außerhalb Deutschlands in Einzel- und Gruppenausstellungen aus, so war beispielsweise die Ausstellung Jazz Photography 1998 in Ljubljana zu sehen.[10] Er war unter anderem mit Fotos an der Wanderausstellung Freejazz in der DDR. Weltniveau im Überwachungsstaat der Bundeszentrale für politische Bildung über den Jazz in der DDR beteiligt, die von 2013 bis 2014 in verschiedenen Städten Deutschlands gezeigt wurde.[11] Creutziger legte mehrere Bildbände mit eigenen Jazzfotos vor; zudem konnte er Fotografien zu zahlreichen Büchern beisteuern. Eine intensive Zusammenarbeit erfolgte ab den 1980er-Jahren mit dem Grafiker Jürgen Haufe, der Creutzigers Fotografien „collagiert, übermalt, fragmentiert“[12] als Grundlage für Musikplakate nutzte. Haufe verstarb 1999; die Ausstellung Faszination Jazz. Spuren einer Freundschaft zeigte 2002 Arbeiten von Creutziger und Haufe;[13] 2014 folgte die Ausstellung Jürgen Haufe – Grafik; Matthias Creutziger – Fotografie in Freital.

Fotoarbeiten von Creutziger befinden sich unter anderem in den Sammlungen der Kupferstichkabinette Dresden, Leipzig und Berlin, der Staatlichen Museen Berlin und Chemnitz, der Deutschen Fotothek Dresden, der Kestnergesellschaft Hannover, des Jazzinstituts Darmstadt und des Lippmann+Rau-Musikarchives Eisenach.

Im Jahr 2000 wurde Creutziger auf der 5. Porträtfotoschau Deutschlands für seine Porträtfotografie Noch sieben Schritte bis zum Universum: Der Jazzpianist Michel Petrucciani mit dem ersten Preis der Gesellschaft für Fotografie ausgezeichnet.[9][14] Im Jahr 2018 erhielt sein Kuba-Kalender Que bolá Cuba? einen Gregor Photo Calendar Award.[15] Im März 2019 gewann Creutziger für seinen Kalender Souks Inside über Märkte in Marokko eine Bronzemedaille beim Japan Award[16] sowie den Gregor Calender Award in Bronze.[17] Für den Kalender Macropolis 2020 – Die Zeit existiert nicht wurde Creutziger im Januar 2020 mit dem Grand Prix des Gregor Calendar Award ausgezeichnet.[17] Diesen Preis erhielt er auch 2021 für den Kalender Sehsucht mit großformatigen Schaufensterpuppen aus der Art-Deco-Zeit.

Anfang April 2020 erkrankte Creutziger schwer an COVID-19. Er lag fast fünf Wochen im Koma.[18]

Einzel- und Doppelausstellungen (Auswahl)

  • 1985: Jazzporträts, Kleine Galerie der Pädagogischen Hochschule Dresden, Dresden[19][20]
  • 1998: Jazz Photography, Cankarjev Dom, Mala galerija, Ljubljana[21]
  • 2001/2002: Blue Notes & Olives, Galerie Kneise, Eisenach[22]
  • 2002: Faszination Jazz. Spuren einer Freundschaft (mit Nachlass Jürgen Haufe), Koenig & Bauer AG Planeta Radebeul[23]
  • 2010: JazzPositions, Galerie Grünstraße, Berlin-Köpenick[24]
  • 2010: Magie und Irritation, Foyer der Semperoper, Dresden[25]
  • 2010: Magie und Irritation, Kunstparkplatz Dresden[26]
  • 2011: Magie und Irritation, Villa Wieser, Herxheim[27]
  • 2011: „Jazz“ Andere Welten, Kunsthaus Frankenthal[28]
  • 2011: Kunsthalle Arnstadt[29]
  • 2012: Jazz + andere Welten, Galerie Beyer, Dresden[5]
  • 2014: Jürgen Haufe – Grafik; Matthias Creutziger – Fotografie, Kunstverein Freital im Einnehmerhaus[30]
  • 2016: Liebe, Lust und Leidenschaft, Palais im Großen Garten, Dresden[31]
  • 2019–2020: Jazzblut, Schleswig-Holstein-Haus, Schwerin[32]

Publikationen

  • Jazzphotographie, Wolke-Verlag, Hofheim 1996
  • Klangvoll, LJO Rheinland-Pfalz, Konz 1998
  • Faszination Jazz, Koenig & Bauer AG, Radebeul 2001 (mit Jürgen Haufe)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Biographie auf www.creutziger.de (Stand 22. Februar 2020)
  2. a b c Christian Ruf: „Kunst darf keine Grenzen kennen“. In: Sächsische Zeitung, 14. März 2012, S. 9.
  3. a b Matthias Creutziger (Kurzbiografie). In: Matthias Creutziger: Jazzphotographie. Wolke Verlag, Hofheim 1996, S. 2.
  4. a b Kurzporträt (Jazzpages)
  5. a b Michael Ernst: Aus dem Geist der Musik heraus. Fotografische Themen-Trilogie von Matthias Creutziger in der Galerie Beyer. In: Dresdner Neueste Nachrichten, 31. Januar 2012, S. 11.
  6. Biografie von Matthias Creutziger auf jazzclubtonne.de
  7. a b Florian Zinnecker: Wie im Rausch (Porträt Matthias Creutziger). In: Opernwelt, April 2017, S. 58.
  8. Mathias Bäumel: Jazz-Fotos: Sichtbare Psychogramme einer abenteuerlichen Musik. In: Matthias Creutziger: Jazzphotographie. Wolke Verlag, Hofheim 1996, S. 10.
  9. a b Kultur Südwest (SWR) vom 1. März 2000
  10. Mathias Bäumel: Sensible Porträts schöpferischer Musik. In: Dresdner Neueste Nachrichten, 2. Juli 1998.
  11. Hinweis zur Ausstellung auf erinnerungslabor.de
  12. Mathias Bäumel: Solo: Jazz visuell. In: Andrea Wolter, Heinz Weise (Hrsg.): Dresdner Musikführer. Verlags- und Publikzistikhaus, Dresden 2007, S. 335.
  13. Wolfgang Zimmermann: Von zwei Sachsen, die die Seele des Jazz eingefangen haben. In: Sächsische Zeitung, 25. September 2002, S. 9.
  14. 5. Porträtfotoschau Deutschlands auf www.gff-foto.de (Stand 23. Dezember 2018)
  15. Preisträger 2018 auf www.graphischer-klub-stuttgart.de (Stand 23. Dezember 2018)
  16. Dresdner Fotograf mit Kalender in Japan erfolgreich. www.welt.de, 13. März 2019, abgerufen am 13. März 2019.
  17. a b -ße: Kunst mit Schimmel: Dresdner und Meißner erhalten Preis für Kalender. dnn.de, 25. Januar 2020.
  18. Jörg Schurig: Dresdner Fotograf hat Corona besiegt. In: Sächsische Zeitung. 13. August 2020 (kostenpflichtig online [abgerufen am 13. August 2020]).
  19. Notiz zur Ausstellung von Bernd Reznicek in Hochschulzeitung, Pädagogische Hochschule Karl Friedrich Wilhelm Wander, 16. September 1985.
  20. Axel Schöne: Dynamik – Konzentration – Authentizität. Zur Ausstellung „Jazzporträts – Fotos von Matthias Creutziger“. In: Hochschulzeitung, Pädagogische Hochschule Karl Friedrich Wilhelm Wander, 12. Juni 1985, S. 8.
  21. Mathias Bäumel: Sensible Porträts schöpferischer Musik. In: Dresdner Neueste Nachrichten, 2. Juli 1998.
  22. Thomas Seifert: Ein Augenblick Jazz. In: Thüringer Allgemeine, 2. Januar 2002.
  23. Wolfgang Zimmermann: Von zwei Sachsen, die die Seele des Jazz eingefangen haben. In: Sächsische Zeitung, 25. September 2002, S. 9.
  24. Michael Ernst: Theaterfotograf mit Liebe zum Jazz. musik-in-dresden.de, 13. Juni 2010.
  25. Mathias Bäumel: Magie und Irritation – Fotoausstellung historischer Perückenköpfe. musik-in-dresden.de, 7. Juni 2010.
  26. Kunstparkplatz 2010 – Matthias Creutziger. parkplaetze-dresden.de, abgerufen am 23. Dezember 2018.
  27. „Magie und Irritation“ – Porträts historischer Schaufensterpuppen, kunstportal-pfalz.de, abgerufen am 23. Dezember 2018.
  28. Matthias Creutziger: „Jazz“ Andere Welten, kunstportal-pfalz.de, abgerufen am 23. Dezember 2018.
  29. Klaus Ehring: Ausstellung mit Fotos von Matthias Creutziger in Arnstädter Kunsthalle. In: Thüringer Allgemeine, via kunsthalle-arnstadt.de, 9. November 2011.
  30. Karin Weber: Ausstellung erinnert an den Dresdner Maler Jürgen Haufe. dnn.de, 9. September 2015.
  31. Aldo Lindhorst: Klangwerkstatt mit Günter Baby Sommer und Sommer-Konzert in Dresdner Frühjahrsschau. dnn.de, 5. April 2016.
  32. „Jazzblut“ – Fotografien von Matthias Creutzinger im Kulturforum Schleswig-Holstein-Haus zu sehen. schwerin.de, 26. November 2019.

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Sächsische Staatskapelle Dresden Christian Thielemann (c) Matthias Creutziger.jpg
Autor/Urheber: Matthias Creutziger, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Sächsische Staatskapelle Dresden with their principal conductor Christian Thielemann, Semperoper 2018