Massaker von Iquique

Der Platz vor der Escuela Santa María nach dem Massaker

Das Massaker von Iquique (spanisch Matanza de la Escuela Santa María de Iquique) war die Erschießung von mehreren hundert bis 3600 Streikenden[1] und deren Familienangehörigen im Jahr 1907 in Iquique, Chile. Die Arbeiter der chilenischen Salpeterindustrie in der Region Tarapacá hatten sich für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen eingesetzt.

Historische Situation

Nach dem gewonnenen Salpeterkrieg (1879–1884) blühte die Salpeterindustrie im Norden Chiles auf. Es kam dabei regelmäßig zu Streiks und Protesten der sich bildenden Arbeiterbewegung. Die Arbeiter lebten in Armut; die Löhne wurden oft in Form von Gutscheinen ausbezahlt, die wiederum nur in Läden der Bergwerksgesellschaften eingelöst werden konnten. Der Peso verlor an Wert. Die Arbeitsbedingungen waren hart und gefährlich. Bei Streiks und Protesten wurden immer wieder Arbeiter getötet.[2]

Geschehnisse

Die Streikbewegungen des Jahres 1907 in der Region um Iquique begannen am 4. Dezember mit einer Arbeitsniederlegung von 300 Eisenbahnern der Salpetertransporte. In den weiteren Tagen folgten Hafenarbeiter und Arbeiter anderer Betriebe, am 10. Dezember die Arbeiter des Salpeterwerkes von San Lorenzo. Später wurde das Salpeterwerk Santa Lucia einbezogen, danach weitere Salpeterwerke.[2]

Streikende Arbeiter aus den umliegenden Gebieten ziehen in die Stadt

Forderungen der chilenischen, peruanischen und bolivianischen Arbeiter waren neben anderem eine Auszahlung der Löhne in bar, ein stabiler Reallohn, besserer Arbeitsschutz sowie Bildungsmöglichkeiten an Abendschulen. Als die Forderungen nicht positiv beantwortet wurden, zogen etwa 2000 Arbeiter nach Iquique, wo sich Vertretungen der englischen, chilenischen, deutschen, spanischen und italienischen Gesellschaften befanden, die die Rohstoffe der Region ausbeuteten. Sie erreichten die Stadt am 15. Dezember. Da die Streikenden es ablehnten, nur eine Verhandlungsdelegation da zu lassen, wurden sie in der Schule Domingo Santa Maria untergebracht. Mehrere tausend Bewohner der umliegenden Gegenden, darunter Frauen und Kinder, trafen ebenfalls in Iquique ein und unterstützten die Streikenden. In und vor der Schule hielten sich nun etwa 7000 Menschen auf.[2]

Die chilenische Regierung von Präsident Pedro Montt ordnete an, dass die örtlichen Behörden den Belagerungszustand ausrufen sowie das Eintreffen weiterer Protestierender unterbinden sollten. Militärverbände wurden in die Stadt geschickt. Die Unternehmen weigerten sich, unter dem Druck eines Streiks zu verhandeln. Die Bemühungen des örtlichen Bürgermeisters Carlos Eastman in den Tagen des 19. bis 21. Dezember blieben daher erfolglos.[2]

Danach wies er den General der Militärverbände Roberto Silva Renard an, die Schule zu räumen. Nach Ultimaten und dem Drohen mit dem Einsatz von zwei vor dem Areal positionierten Maschinengewehren wurde am Nachmittag des 21. Dezember das Feuer auf die Menschen eröffnet. Durch die beiden Maschinengewehre und schießende Infanterie wurden eine große Zahl Menschen getötet. Die Infanterie drang in die Schule ein und feuerte weiter, ebenso auf der Rennbahn von Iquique, wohin die Menge getrieben wurde.[2]

Die chilenische Regierung nannte 126 Tote und 135 Verletzte. Andere Einschätzungen sprechen von mehreren hundert,[2][3] 2000 und mehr[4][5] und 3600[6] Toten.

Erinnerung

Graffito: streikende Salpeterarbeiter und ihre Familien beim Marschieren, die Escuola Santa María

Der chilenische Komponist Luis Advis verfasste 1969 die bekannte „Cantata de Santa María de Iquique“, sie wurde zuerst von der Gruppe Quilapayún aufgeführt.[7][6][8]

Zum 100. Jahrestag des Massakers am 21. Dezember 2007 wurde ein nationales Gedenken abgehalten und in Iquique ein Gedenkort mit Informationen geschaffen.[9][10]

Weblinks

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Einzelnachweise

  1. je nach Quelle, siehe Abschnitt "Geschehnisse"
  2. a b c d e f Sergio Grez Toso: Die Schule von Iquique, in: Le Monde diplomatique vom 14. Dezember 2007, abgerufen am 23. Juni 2020
  3. Bibliotheca Nacional de Chile: Masacre de la Escuela Santa María de Iquique, abgerufen am 23. Juni 2020
  4. Stiftung Historische Museen Hamburg: Die PEKING und der Chilesalpeterabbau in der Wüste, abgerufen am 23. Juni 2020
  5. Iván Ljubetic Vargas: La masacre de la escuela Santa Maria (Memento des Originals vom 6. Februar 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/luisemiliorecabarren.cl, abgerufen am 23. Juni 2020
  6. a b Archivo Nacional de Chile: Matanza de la Escuela de Santa María de Iquique en 1907, abgerufen am 23. Juni 2020
  7. www.santiagoamil.cl: QUILAPAYÚN – LA CANTATA SANTA MARÍA DE IQUIQUE, 50 AÑOS, abgerufen am 26. Juni 2020
  8. Homepage Luis Avids: Cantata de Santa María de Iquique (Memento des Originals vom 1. Dezember 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.luisadvis.scd.cl, abgerufen am 24. Juni 2020
  9. La Tercera am 21. Dezember 2007: Iquique será el epicentro de las conmemoraciones por los cien años de la matanza obrera, abgerufen am 24. Juni 2020
  10. Consejo de monumentos nacionales de Chile: Memorial a Los Mártires de La Escuela Santa María, abgerufen am 23. Juni 2020

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Obreros de la Pampa - Masacre Escuela Santa María 1907.JPG
"Gran desfile de 2.500 trabajadores que llegan de la pampa salitrera a incrementar el movimiento" que terminaria en La Matanza de la Escuela Santa María de Iquique fue una masacre cometida en Chile el 21 de diciembre de 1907. En estos eventos fueron asesinados un número indeterminado de trabajadores del salitre de diversas nacionalidades que se encontraban en huelga general, mientras alojaban en la Escuela Domingo Santa María del puerto de Iquique. Los eventos que configuran los hechos, suceden durante el auge de la producción salitrera en Antofagasta y Tarapacá, bajo los gobiernos parlamentarios. La huelga, provocada por las míseras condiciones de trabajo y explotación de los trabajadores, fue reprimida por medio del indiscriminado uso de la fuerza armada por parte del gobierno del presidente Pedro Montt.

El general Roberto Silva Renard, comandando las unidades militares bajo instrucciones del ministro del interior Rafael Sotomayor Gaete, ordenó reprimir las protestas, matando a los trabajadores junto con sus familias y dando un trato especialmente duro a los sobrevivientes.

Habrían sido asesinados entre 2.200 y 3.600 personas, donde se estima que un alto número no determinado, eran peruanos y bolivianos quienes a pesar del llamada de sus cónsules se negaron a abandonar el movimiento.
Masacre Escuela Santa María Iquique.jpg
(c) Biblioteca del Congreso Nacional de Chile, CC BY-SA 3.0 cl
Plaza Montt, horas después de la masacre. Imagen extraída del libro La masacre de la escuela Santa María de Iquique.
Grafiti Mapocho 2015 10 26 fRF 06.jpg
Autor/Urheber: Rodrigo Fernández, Lizenz: CC BY-SA 4.0
100 años del Partido Comunista de Chile, homenaje de los grafiteros del PC, ribera norte del río Mapocho, 2012. La pintura muestra marchando a los obreros del salitre en huelga; en el extremo derecho, la Escuela Santa María de Iquique, donde el 21 de diciembre de 1907 se produjo la matanza homónima, en la que fueron asesinadas más de 2.000 personas