Maschinenfabrik Oerlikon
Maschinenfabrik Oerlikon | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
Gründung | 1876 |
Auflösung | 1967 |
Auflösungsgrund | Übernahme durch BBC |
Sitz | Zürich Oerlikon |
Branche | Maschinenbau, Elektrotechnik |
Die Maschinenfabrik Oerlikon (MFO) war ein schweizerisches Unternehmen, das 1876 von Peter Emil Huber-Werdmüller unter dem Namen Werkzeug- und Maschinenfabrik Oerlikon mit Sitz in Oerlikon gegründet wurde. Die MFO stellte vor allem Werkzeuge, Maschinen, Turbinen sowie den elektrischen Teil von Lokomotiven her, so auch den des legendären SBB-Krokodils. Die später mit dem Bau von Kanonen bekannt gewordene Unternehmung Oerlikon-Bührle spaltete sich 1906 ab. 1967 wurde die MFO von Brown, Boveri & Cie. (BBC), die später in der ABB aufging, übernommen. Die ABB hat ihren Sitz bis heute in Zürich Oerlikon.
Geschichte
Charles Brown leitete 1884/85 den Aufbau einer elektrotechnischen Abteilung. Er brachte seine Söhne Charles Eugene Lancelot und Sidney William ins Unternehmen. Der Name Maschinenfabrik Oerlikon MFO wurde 1886 angenommen. Charles E. L. Brown und Walter Boveri arbeiteten bei der MFO als Chefelektriker und später Leiter der Montageabteilung, bis sie 1891 die Brown, Boveri & Cie (BBC) in Baden gründeten.
1891 präsentierte die MFO auf der Elektrizitätsausstellung in Frankfurt die erste Hochspannungsleitung über 175 Kilometer Distanz. Dies war die erste Fernübertragung von Elektrizität.[1] Das eigens dafür installierte Wasserkraftwerk stand in Lauffen am Neckar.
Ende Oktober 1897 nahm die von der MFO gebaute Strassenbahn Zürich–Oerlikon–Seebach ihren Betrieb auf.
Die MFO führte 1905 bis 1909 auf der SBB-Strecke Seebach–Wettingen ihre international beachteten Versuche zur elektrischen Zugförderung mit Einphasen-Wechselstrom durch. Die Spannung der Fahrleitung betrug 15 kV mit zuerst einer Frequenz von 50 Hz, die am 11. November 1905 auf 15 Hz gesenkt wurde.[2] Die Lokomotiven waren vor dem Frequenzwechsel mit rotierenden Umformern und Gleichstrom-Fahrmotoren ausgerüstet, danach mit Einphasen-Direktmotoren. Die Versuche fanden unter der Leitung von Emil Huber-Stockar, dem damaligen Direktor der MFO statt, die Technik wurde von Hans Behn-Eschenburg, dem späteren technischen Generaldirektor der MFO, betreut.[3]
Lange Zeit war die MFO der grösste Arbeitgeber im Raum Zürich. Nach dem Ersten Weltkrieg entstanden die sogenannten Krokodil-Lokomotiven.
1906 wurde die Produktion von Werkzeugmaschinen und Eisenbahnbremsausrüstungen in die neu gegründete Werkzeugmaschinenfabrik Oerlikon (SWO) ausgegliedert, die später im Volksmund als Oerlikon-Bührle bezeichnet wurde. Die SWO wurde 1937 vom deutschen Industriellen Emil Georg Bührle übernommen und in Werkzeugmaschinenfabrik O. & Co. umbenannt. Sie stieg in der Zwischenkriegszeit zum führenden Rüstungsunternehmen der Schweiz auf und stellte z.Bsp. die bekannten 20-mm- und 35-mm-Flugabwehrkanonen her. Die MFO hingegen übernahm 1906 die elektrotechnische Abteilung der Firma Rieter.[4]
1967 wurde die MFO von Brown, Boveri & Cie., dem von den früheren Angestellten gegründeten Unternehmen, übernommen, das seinerseits 1988 mit ASEA zur globalen ABB fusionierte. 1996 entstand aus dem Zusammenschluss der Verkehrstechnik-Sparten von ABB und Daimler-Chrysler ABB Daimler Benz Transportation. Nach dem vollständigen Rückzug von ABB wurde die Firma 1999 zu Daimler-Chrysler Rail Systems umbenannt und schließlich 2001 an Bombardier verkauft. Als sich Bombardier mit der CSeries verhoben hatte und zerschlagen wurde, ging der Schienenbereich 2021 an Alstom.
Die Erinnerung an den ehemaligen Lokomotivbau der MFO soll durch eine Denkmal-Lokomotive einer Krokodillok aus dem Jahr 1920 aufrechterhalten werden. Sie wurde am 15. Juni 2020 an der Birchstrasse auf dem Vorplatz des PWC-Gebäudes aufgestellt.[5]
Gebäudeverschiebung
Inzwischen befindet sich auf dem Areal der ehemaligen Maschinenfabrik Oerlikon unter anderem der MFO-Park.
Das mittlerweile umgenutzte ehemalige Verwaltungsgebäude der MFO beim Bahnhof Oerlikon wurde im Zuge des Ausbaus der Durchmesserlinie Zürich Ende Mai 2012, als grösstes je in Europa verschobenes Gebäude, um 60 Meter an einen neuen Standort verschoben.[6][7] Die Verschiebung wurde unter der Bauherrschaft von Swiss Prime Site durch die Iten AG durchgeführt.[8][9]
Die gesamte Gebäudeverschiebung wurde von diversen Medienanstalten der Schweiz und grossem Besucherandrang mit grosser Aufmerksamkeit verfolgt. Schweiz aktuell übertrug in mehreren Sondersendungen während der zwei Tage die Gebäudeverschiebung live im Fernsehen.[10] Das heutige Restaurant Perron 9 zeigt auf seinen Webseiten[11] Filme der Verschiebung.
- Ehemaliges Verwaltungsgebäude der MFO beim Bahnhof Oerlikon (heute Restaurant Perron 9 und Bistro Gleis 9)
- Ansicht vom MFO-Park
- Fassade des MFO-Gebäudes (2010)
- Historische und moderne Gebäude im MFO-Park
- Typenschild eines akkumulatorbetriebenen MFO-Traktors (1921)
- Lokomotive Ce 6/8" «Krokodil» Nr. 14270 in ihrem «Käfig»
Literatur
- Yvonne Aellen, Ella Kienast: Parkanlagen in Neu-Oerlikon. Oerliker Park, MFO-Park, Louis-Häfliger-Park, Wahlenpark, Gustav-Ammann-Park. Grün Stadt Zürich, Zürich 2004.
- Hans-Peter Bärtschi: Industriekultur im Kanton Zürich. Vom Mittelalter bis heute. 2. Auflage. Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 1995, ISBN 3-85823-587-3.
- Fritz Maurer: Schichtwechsel in Neu-Oerlikon. Selbstverlag, Bassersdorf 2006, ISBN 3-033-00761-9.
- Martin Pally: Die Elektrifizierung der Bahn als „nationales Ziel“: Die Maschinenfabrik Oerlikon im Ersten Weltkrieg. In: Roman Rossfeld, Tobias Straumann (Hrsg.): Der vergessene Wirtschaftskrieg. Schweizer Unternehmen im Ersten Weltkrieg. Chronos-Verlag, Zürich 2008, ISBN 978-3-0340-0882-2, S. 117–147.
Weblinks
- AG Industriegeschichte(n) Oerlikon
- Peter C. von Salis: Maschinenfabrik Oerlikon (MFO). In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Thomas Gmür: Oerlikon-Bührle. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Frühe Dokumente und Zeitungsartikel zur Maschinenfabrik Oerlikon in den Historischen Pressearchiven der ZBW
Einzelnachweise
- ↑ Maschinenindustrie. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 8. Dezember 2009, abgerufen am 4. Dezember 2023.
- ↑ gemäss mehreren zeitgenössischen Artikel in der Schweizerischen Bauzeitung, siehe Quellen im Artikel Einphasenwechselstrom-Versuchsbetrieb Seebach–Wettingen
- ↑ C. Bodmer: Vollbahnbetrieb mit einphasigem Wechselstrom von 50 Perioden. In: Schweizerische Bauzeitung. Band 69, Nr. 6, 10. Februar 1951, S. 67–72, doi:10.5169/seals-58803.
- ↑ Historisches Archiv der ABB Schweiz ( des vom 19. Juli 2017 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Ein «Krokodil» kommt nach Oerlikon. In: tagesanzeiger.ch/. Abgerufen am 12. Dezember 2015.
- ↑ Hausverschiebung auf Knopfdruck. Pressemitteilung, Swiss Prime Site vom 22. Mai 2012 (PDF).
- ↑ Verschiebung MFO-Gebäude in Neu-Oerlikon. Medienmitteilung des Stadtrats der Stadt Zürich vom 15. September 2010.
- ↑ Gebäudeverschiebung MFO-Gebäude, Oerlikon
- ↑ Referenzen Iten AG
- ↑ Ein Haus auf Reisen. Mediathek des SRF, abgerufen am 5. Oktober 2020.
- ↑ Über uns – Die grösste Gebäudeverschiebung Europas, 2012. (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2022. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Website von Bistro Gleis 9 & Restaurant Perron 9, Zürich Oerlikon.
Auf dieser Seite verwendete Medien
Autor/Urheber: Roland zh, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Maschinenfabrik Oerlikon (MFO) as seen from MFO-Park in Zürich-Oerlkon (Switzerland)
Der für die Internationale Elektrotechnische Ausstellung 1891 in Frankfurt am Main installierte Drehstromgenerator in Lauffen am Neckar. Zeitgenössischer Holzstich.
Autor/Urheber: Martin Sauter, Lizenz: CC BY-SA 3.0
"Gleis 9": ehemaliges Verwaltungsgebäude der Werkzeug- und Maschinenfabrik Oerlikon (MFO) in Zürich-Oerlikon: Baujahr 1869 mit Erweiterungen Architekt Carl Arnold Séquin, Bauherrschaft Maschinenfabrik Oerlikon (MFO): Inventar der schützenswerten Bauten von kommunaler Bedeutung der Stadt Zürich 2019)
Die Maschinenfabrik Oerlikon (MFO) in Zürich, 1930
Typenschild einer Schmalspur-Lokomotive der Maschinenfabrik Oerlikon (MFO), die als Lorenbahn für das Gaswerk in Lauffen am Neckar im Einsatz war.
Zürich-Oerlikonauf einer Luftbildfotografie von Walter Mittelholzer, am unteren Bildrand der Bahnhof Oerlikon mit dem Gelände der MFO, um 1920.
Autor/Urheber: Wiesmann, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Krokodil Lokomotive Ce 6/8" Nummer 14270 in seinem “Käfig” vor der PWC an der Binzmühlestrasse im ehemaliger MFO Gelände
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MFO-Park in Zürich-Oerlkon (Schweiz)
Autor/Urheber: Roland zh, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Maschinenfabrik Oerlikon (MFO) as seen from MFO-Park in Zürich-Oerlikon (Switzerland)
Blankette einer Obligation der Werkzeug- und Maschinen-Fabrik Oerlikon vom 29. Oktober 1880
12. September 1891. Das weltweit erste Drehstrom-Kraftwerk in Lauffen am Neckar wird anläßlich der Eröffnung der Internationalen Elektrotechnischen Ausstellung in Frankfurt am Main von Prominenten besucht.
- Im Vordergrund: Baudirektor Karl von Leibbrand (2.v.l.), Innenminister Johann von Pischek (3.v.l), MdR Dir. Dr. Otto Arendt (4.v.l), Emil Rathenau (6.v.l.), Marcel Depréz (7.v.l.), Gisbert Kapp (hinter den beiden vorgenannten), Dr. John Hopkinson (mit heller Melone am Türstock), Charles Brown (8.v.l.), rechts dahinter Oberst Emil Huber, William Henry Preece (2.v.r), Oberpostrat Ebert (1.v.r).