Marwar

Marwar / Jodhpur
1838–1949
Flag of Jodhpur alternate.svg
CoA Jodhpur 1893.png
Flagge (1877)Wappen
Jodhpur-map.jpg
Fürstenstaat Jodhpur auf einer Karte aus The Imperial Gazetteer of India (1907–1909)
HauptstadtMandore (1395–1450)
Jodhpur (1450–1949)
Staats- und RegierungsformFürstenstaat
StaatsreligionHinduismus
Fläche91.420 km²
Einwohnerzahl2.500.000 (1941)
Gründung13. Jh.
Auflösung7. April 1949
Dynastie: Rathore
Meherangarh-Fort, Jodhpur

Marwar (Hindi:मारवाड़, Mārvāṛ) war einer der Fürstenstaaten der Rajputen im heutigen Rajasthan (Britisch-Indien). Seine erste Hauptstadt wurde um 1395 Mandore, das um 1450 von Jodhpur abgelöst wurde.

Gründungslegende

Das Fürstentum wurde in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts von den hinduistischen Rathore-Rajputen gegründet, die als direkte Nachkommen der alten Gahadavala-Könige von Kannauj betrachtet wurden. Aber vielleicht ist das entsprechende Poem über den Staatsgründer Sihaji († 1273) auch nur der spätere Versuch einer Aufwertung der Ahnenreihe. Zumindest werden vier Rathor-Rajas schon im Jahr 997 in einer lokalen Inschrift erwähnt.[1]

Der Staat im 15. Jahrhundert

Der Raja Rao Chunda (reg. ca. 1383–1424[2]) übernahm die Herrschaft in Mandore, annektierte Nagaur und Ajmer und wurde in einer Schlacht mit dem Gouverneur von Multan getötet. Sein ältester Sohn Ranmal (reg. 1427–1438[2]) setzte sich mit Hilfe von Mewar gegen seine Brüder Kanha (reg. 1423–1424[3]) und Satta (reg. 1424–1427[3]) durch, half seinerseits dem Raja von Mewar gegen seine Feinde und wurde bei dem Versuch der praktischen Machtübernahme in dessen Hauptstadt Chittorgarh ermordet. Danach fiel Marwar unter die Kontrolle des Maharana Kumbha von Mewar (reg. 1433–1468), bis Ranmals Sohn Jodha nach ca. 15-jährigen Exil die Herrschaft wieder an sich reißen und mit Mewar Frieden schließen konnte. Er gründete um das Jahr 1459 Jodhpur und verlegte die Hauptstadt dorthin.

Herrschaft der Großmoguln

Nach dem Tod von Maldev (reg. 1532–1562) kam es zum Thronfolgestreit zwischen seinen Söhnen Rao Chandrasen und Udai Singh, in dessen Folge Akbar I. (reg. 1556–1605) Marwar eroberte und die Hindu-Würdenträger die Oberhoheit der muslimischen Großmoguln von Delhi anerkennen mussten. Beginnend mit Udai Singh (reg. 1583–1595) und Suraj Singh (reg. 1595–1619) standen sie z. B. als Heerführer in den Diensten der Großmoguln. Gaj Singh I. (reg. 1619–1638) wurde zum Vizekönig des Dekkan erhoben und dessen Sohn Jaswant Singh (reg. 1638–1678) war eine Zeit lang der führende Hindu-Würdenträger am Hof der Großmoguln. Sein Tod veranlasste den Großmogul Aurangzeb (reg. 1658–1707) trotz eines nachgeborenen Thronerben[4] zur Besetzung des Fürstentums, was einen 30-jährigen Kleinkrieg zwischen den Moguln und den Rajputenklans um Marwar zur Folge hatte, bis Ajit Singh (reg. 1679–1724) durch den Frieden mit dem neuen Großmoguln Bahadur Schah (reg. 1707–1712) seine Regierung antreten konnte.

18. bis 20. Jahrhundert

Umaid-Bhavan-Palast, Jodhpur

Im Verlauf des 18. Jahrhunderts stellte Marwar aufgrund von Thronfolgestreitigkeiten zwischen Bijay Singh (reg. 1752/72–1793) und seinem Onkel Ram Singh († 1773) und ständiger Bedrohung durch die Raubzüge der Marathen keine besondere politische Größe dar. Beispielsweise wurde Bijay Singh 1790/91 von den Marathen des Mahadji Sindia († 1795) unter Militärführung des Franzosen Benoît de Boigne für Sindia in zwei Schlachten vernichtend geschlagen und verbrachte den Rest seiner Tage mit Frauengeschichten.

Im Januar 1818 wurde Marwar unter dem Maharaja Man Singh (reg. 1803–1843) ein britisches Protektorat. Obwohl die britische Kolonialregierung die Witwenverbrennung bereits verboten hatte, brannten sechs Frauen nach dem Tod Man Singhs auf dessen Scheiterhaufen.[5]

Der Fürstenstaat hatte im Jahr 1941 eine Fläche von 91.420 km² und 2,5 Millionen Einwohner. Am 30. März 1949 trat Maharaja Hanwant Singh der Konföderation Rajasthan bei und vollzog am 7. April 1949 den Anschluss an Indien. Der noch junge Maharaja Gaj Singh erlebte in Folge einer Verfassungsänderung am 1. November 1956 die Auflösung des Fürstenstaats und den Verlust der letzten Privilegien.

Siehe auch

Literatur

  • George B. Malleson: An historical sketch of the native states of India. Longmans, Green & Co., London 1875, (Digitalisat).
  • William Barton: The princes of India. With a Chapter on Nepal. Nisbet, London 1934, (Reprinted edition. Cosmo, New Delhi 1983).
  • Paul E. Roberts: India (= A Historical Geography of the British Dominions. Bd. 7, Tl. 1–2). 2 Bände (Bd. 1: History to the End of the East India Company. Bd. 2: History under the Government of the Crown.). Clarendon Press, Oxford 1916–1923, (Reprinted edition: Historical Geography of India. 2 Bände. Printwell, Jaipur 1995).
  • Ian Copland: The princes of India in the endgame of empire, 1917–1947 (= Cambridge Studies in Indian History and Society. 2). Cambridge University Press, Cambridge u. a. 1997, ISBN 0-521-57179-0.
  • R. K. Gupta, S. R. Bakshi (Hrsg.): Rajasthan. Through the Ages. Band 5: Marwar and British Administration. Sarup & Sons, Delhi 2008, ISBN 978-81-7625-841-8.
  • Andreas Birken: Philatelic Atlas of British India. CD-ROM. Birken, Hamburg 2004.
  • Joseph E. Schwartzberg (Hrsg.): A historical atlas of South Asia (= Association for Asian Studies. Reference Series. 2). 2nd impression, with additional material. Oxford University Press, New York NY u. a. 1992, ISBN 0-19-506869-6.

Weblinks

Commons: Fürstentum Jodhpur – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Vgl. Jenny L. de Bruyne: Rudrakavi's Great Poem of the Dynasty of Rāṣṭrauḍha. Cantos 1–13 and 18–20 (= Orientalia rheno-traiectina. 10, ISSN 0169-9504). Brill, Leiden 1968, S. 11.
  2. a b Fredrick W. Bunce: Royal palaces, residences and pavilions of India. 13th through 18th centuries. An iconographic consideration. D. K. Printworld, New Delhi 2006, ISBN 81-246-0356-1, S. 303.
  3. a b Ram A. Agarawala: Marwar murals. Agam Prakashan, Delhi 1977, S. 106.
  4. Ein älterer Sohn namens Prithvi Singh soll von Aurangzeb bei Hofe vergiftet worden sein.
  5. Rosemarie Noack: Seine Highness lässt bitten. In: Zeit Online, 4. März 2009.

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