Martinho Gusmão

Martinho Gusmão (2018)

Martinho Germano da Silva Gusmão (* 22. Mai 1968 in Baucau, Portugiesisch-Timor) ist ein ehemaliger römisch-katholischer Geistlicher aus Osttimor.[1]

Werdegang

Gusmão wurde 1968 als Sohn von Francisco Gusmão und Amélia da Silva geboren.[1] Bei den Salesianern in Baucau besuchte Martinho Gusmão von 1974 bis 1983 die Grundschule (1975 fielen die Indonesier in Osttimor ein und annektierten das Land) und von 1983 bis 1985 die Prä-Sekundarschule. Dem folgte bis 1989 die Sekundarschule im Seminarum Sancti Dominici in Hokeng auf der indonesischen Insel Flores und von 1991 bis 1995 ein Hochschulstudium der Philosophie in Malang. Das Master-Studium in Malang erfolgte von 1996 bis 1998 und ein zweites in Politikwissenschaften von 2002 bis 2005 an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom.[2][3]

Am 26. Februar 1998 wurde Gusmão Diakon in der Kathedrale vom Malang und am 8. September erfolgte die Aufnahme in das Presbyterium des Bistums Baucau.[1]

Kommission für Recht & Frieden der Diözese Baucau

Gusmão war in den ersten Jahren der Unabhängigkeit Osttimors Präsident der Recht- und Friedenskommission des Bistums Baucau.[4] In dieser Funktion verlangte er eine Verfolgung der Menschenrechtsverletzungen während der indonesischen Besatzungszeit. Eine Amnestie würde nur zu Ressentiments führen. Einen Bedarf an Versöhnung zwischen Indonesiern und Timoresen gäbe es nach seiner Ansicht nicht.[5]

Von 2007 bis 2013 war Gusmão der Vertreter der Katholischen Kirche in der nationalen Wahlkommission Osttimors (CNE) und Sprecher der Kommission.[6][7] Am letzten Tag des Wahlkampfes der Präsidentschaftswahlen in Osttimor 2007 sprach sich Gusmão für Fernando de Araújo, den Kandidaten der Partido Democrático aus. Interessenkonflikte zwischen seiner Aussage und der Mitgliedschaft in der Nationalen Wahlkommission bestritt er. „Wir erfreuen uns der Freiheit, sagen zu können, was wir wollen“, sagte er. Beobachter mutmaßten, Gusmãos Aussage könne großen Einfluss auf andere Priester in Osttimor haben.[8] Araújo schied in der ersten Runde der Wahlen als Dritter aus.[9][10] Da es bei der Auszählung zu chaotischen Zuständen kam, wurde Gusmão als „verrückter Mönch“ verspottet.[11]

Als Gusmão 2014 als Pfarrer der Kirche von Manatuto die 200-Jahr-Feier der Ankunft der hier verehrten Antoniusstatue 2015 vorbereitete, bat er den Transportminister Gastão Sousa, um einen Wagen für die Vorbereitung. 2017 wurde Sousa beschuldigt, einen Dienstwagen dafür unrechtmäßig verwendet zu haben, weswegen 2018 Sousa, Gusmão und aufgrund anderer Vorwürfe weitere Personen vor Gericht gestellt wurden. Gusmão wurde freigesprochen.[12] Gusmão nannte die Korruptionsvorwürfe gegen ihn politisch motiviert. Das Gericht würde das Konkordat zwischen dem Land und dem Vatikan verletzen. Staatsanwaltschaft und das Gericht hätten den Bischof Baucaus nicht schriftlich über den Fall informiert, wie es vereinbart ist. Gusmão weigerte sich zudem, seine Priesterkutte nicht vor Gericht zu tragen, wie der Richter das forderte.[3]

Am 29. Januar 2020 erklärte Gusmão seinen Verzicht auf das Priesteramt, was am 20. Januar 2021 endgültig offiziell bestätigt wurde.[1] Am 30. August erfolgte die Suspendierung für alle Aufgaben in der Kirche durch Bischof Basílio do Nascimento, womit für Gusmão der Weg frei war, am 1. September anzukündigen, dass er bei der Präsidentschaftswahlen in Osttimor 2022 als Kandidat antreten wolle.[13] Die Priesterschaft wurde von Papst Franziskus am 27. November 2021 aufgehoben.[14] Gusmão schied in der ersten Runde der Wahlen aus. Er hatte nur 8.598 Stimmen (1,3 %) erhalten.[15]

Gusmão unterrichtet am Institut für Philosophie und Theologie in Dili.[3] Er tritt auch im Bildungssender TVE/TL auf.[16] Zudem verfasste er mehrere Bücher. Seine Biographie des Unabhängigkeitskämpfers Nicolau Lobato wurde 2018 in einer Veranstaltung im Präsidentenpalast Osttimors präsentiert.[17][18]

Politische Positionen

Gusmão spricht sich klar gegen Abtreibungen aus, auch im Falle von Vergewaltigungen oder Inzest.[19]

Mehrmals kritisierte Gusmão die FRETILIN und die im Lande Politiker allgemein.[3] So sprach er den Mitgliedern der neuen VIII. konstitutionellen Regierung Osttimors aus CNRT, PLP und KHUNTO 2018 ab, dass sie die nötigen Fähigkeiten hätten.[20]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d Martinho Gusmão Center: Biodata, abgerufen am 4. September 2021.
  2. Martinho Gusmão Center: Formasaun, abgerufen am 4. September 2021.
  3. a b c d UCA News: Timor-Leste priest accuses court of violating Vatican accord, 16. Februar 2018, abgerufen am 4. September 2021.
  4. Jeff Kingston: Regaining Dignity: Justice and Reconciliation in East Timor, The Brown Journal of World Affairs, Vol. 13, No. 1 (FALL / WINTER 2006), S. 227-240, published By: Brown Journal of World Affairs, abgerufen am 4. September 2021.
  5. Jeff Kingston: Peace or Justice? East Timor's Troubled Road, The Asia-Pacific Journal, 12. Dezember2005, Volume 3 | Issue 12, Article ID 1673, abgerufen am 4. September 2021.
  6. Jornal da República: RESOLUÇÃO 4/2008, abgerufen am 22. Januar 2019.
  7. Jornal da República: Resolution STAE No. 001/I/2011, abgerufen am 6. September 2017.
  8. The Age, 5. April 2007, Catholic Church enters East Timor elections
  9. Adelaide now, 19. April 2007, Losing candidates appeal election results
  10. Nationale Wahlkommission CNE, Offizielles Endergebnis (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive)
  11. Telegraph, 14. April 2007, Mad monks, ghost voters and pen shortages: elections, East Timor style
  12. Judical System Monitoring Prograam: CORRUPTION CASES MONITORED BY JSMP THAT REACHED FINAL DECISION IN 2018, S.87–89, abgerufen am 4. September 2021.
  13. Padre Martinho Gusmão deside kandidata-an ba PR, 1. September 2021, abgerufen am 2. September 2021.
  14. Herald Malaysia: Pope Francis revokes priesthood of Timor-Leste priest, 27. November 2021, abgerufen am 28. November 2021.
  15. Lusa: Resultados finais divulgados hoje pela Cne Timorleste., 27. März 2022, abgerufen am 27. März 2022.
  16. TVE Timor: Programa Spesial "REVOLUSAUN EDUKASAUN", 27. April 2019, abgerufen am 4. September 2021.
  17. Präsident Osttimors: LANSAMENTU LIVRU AUTORIA PADRE MARTINHO GUSMÃO KONA-BA PENSAMENTU POLITIKU NICOLAU DOS REIS LOBATO NIAN, 30. November 2018, abgerufen am 4. September 2021.
  18. Tatoli: Don Basilio suspende padre Martinho Gusmão hosi knaar Saserdósiu, 31. August 2021, abgerufen am 4. September 2021.
  19. Martinho Gusmão Center: "Woman" versus "Mother": A metaphysical question, 10. Juli 2021; Derselbe Text in Tetum von März 2009, abgerufen am 4. September 2021.
  20. Timor Agora: PADRE MARTINHO GUSMÃO: MEMBRU VIII GOVERNU LAIHA ABILIDADE, 25. Juni 2018, abgerufen am 4. September 2021.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Diocese Baucau Logo.JPG
Autor/Urheber: J. Patrick Fischer, Lizenz: CC BY 3.0
Logo der Kommission für Recht & Frieden der Diözese Baucau auf einem Wagen
2018-11-30 Martinho Gusmão.jpg
DISKURSU HUSI SUA EXELÉNSIA PREZIDENTE REPÚBLIKA DR. FRANCISCO GUTERRES LÚ OLO IHA SERIMÓNIA LANSAMENTU LIVRU AUTORIA PADRE MARTINHO GUSMÃO KONA-BA PENSAMENTU POLITIKU NICOLAU DOS REIS LOBATO NIAN

Palásiu Prezidensial Nicolau Lobato, 30 Novembru 2018

Tinan haat nulu liubá, ita-nia maun doben Nicolau dos Reis Lobato, enkuantu halo funu daudaun, hetan tiru no mate ho onra no glória, ho kilat iha liman.

Permite ha’u hato’o lai ha’u-nia sentimentu pesoál. Iha istória foin liubá, Nicolau mak oan murak liu Timor-Leste nian. Iha istória ohinloron nian, figura aas liu iha ita-nia Pátria mak Nicolau mós. Tanba ne’e, ha’ u hakarak fó parabéns ba Reverendu Padre Martinho Gusmão tanba lori mai ita, ba ita hothotu, obra foun ida, ne’ebé fó-sai pensamentu/hanoin polítiku husi Nicolau dos Reis Lobato, líder ne’ebé haree burus no dook. Bainhira nia hetan tiru no mate, ho kilat iha liman, nia kaer hela kargu nu’udar Prezidente FRETILIN no Prezidente ba ita-nia Primeira Repúblika.