Martina (Byzanz)

Martina (mittelgriechisch Μαρτίνα; * um 595; † nach September 641 auf Rhodos) war die zweite Ehefrau des oströmischen Kaisers Herakleios.

Leben

Martina war die Tochter von Herakleios’ Schwester Maria und damit eine Nichte des Kaisers. Nach dem Tod seiner ersten Frau Fabia am 13. August 612 heiratete Herakleios wohl noch 613 (nach anderen Angaben erst um 622) die erheblich jüngere Martina und erhob sie zur Augusta (Kaiserin). Die Heirat setzte Herakleios dem Verdacht des Inzests aus (die Ehe widersprach auch sowohl weltlichem wie kirchlichem Recht), weshalb der Kaiser von kirchlicher Seite teilweise getadelt wurde, sich aber dennoch durchsetzte. Es scheint sich auch tatsächlich um eine Liebesheirat gehandelt zu haben. Das Paar hatte mindestens neun Kinder: die Söhne Konstantin (?), Fabius, Theodosius, Heraklonas, David Tiberios und Martinos sowie die Töchter Augustina, Anastasia (und/oder Martina) und Febronia. Fabius und Theodosius kamen behindert zur Welt, was als Strafe Gottes für die inzestuöse Ehe gewertet wurde.

Martina war eine zielstrebige und ehrgeizige Frau. Nach dem Tod des Kaisers im Jahr 641 strebte sie die Herrschaft für ihren Sohn Heraklonas und sich selbst an. Sie war vielleicht auch für den frühen Tod ihres Stiefsohns Herakleios Konstantin verantwortlich, jedenfalls übte sie anschließend gemeinsam mit Heraklonas die Regierungsgewalt aus. Beide wurden jedoch nach wenigen Monaten gestürzt (die Angaben schwanken zwischen September 641 und Januar 642), verstümmelt (ihr wurde die Zunge abgeschnitten, ihm die Nase) und ins Exil auf die Insel Rhodos geschickt. Die Nachfolge trat Herakleios’ Enkel Konstans II. an.

Literatur

  • Lynda Garland: Byzantine Empresses. Women and power in Byzantium, AD 527–1204. Routledge, London/New York 1999, ISBN 0-415-14688-7, S. 61–72 (Volltext in der Google-Buchsuche).
  • Ralph-Johannes Lilie, Claudia Ludwig, Thomas Pratsch, Ilse Rochow, Beate Zielke: Prosopographie der mittelbyzantinischen Zeit. 1. Abteilung: (641–867). Band 3: Leon (#4271) – Placentius (#6265). Nach Vorarbeiten F. Winkelmanns erstellt. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. De Gruyter, Berlin 2000, ISBN 3-11-016673-9, S. 181 Nr. 4842.
  • John Robert Martindale: Martina 1. In: The Prosopography of the Later Roman Empire (PLRE). Band 3B, Cambridge University Press, Cambridge 1992, ISBN 0-521-20160-8, S. 837–838.
  • Constantin Zuckerman: On the title and the office of the Byzantine basileus. In: Travaux et Mémoires du Centre de recherche d’Histoire et Civilisation de Byzance. Bd. 6 (= Mélanges Cécile Morrisson), 2010, ISSN 0577-1471, S. 865–890 (online; PDF; 1,4 MB).

Weblinks