Martin Zindler

Martin Zindler (* 28. April 1920 in Strausberg bei Berlin; † 14. Juni 2020[1]) war ein deutscher Mediziner und Professor für Anästhesiologie.[2] Er galt als Pionier der experimentellen Anästhesie.[3]

Leben

Zindler studierte Medizin an der Universität Breslau und der Universität Hamburg und wurde 1949 an der Ludwig-Maximilians-Universität München mit einer Arbeit aus der Chirurgie zum Dr. med. promoviert. Die Ausbildung als Anästhesist, damals nicht in Deutschland machbar, erhielt er in den USA, zuerst von 1950 bis 1951 am Medical College of Alabama (Prof. Dr. Alice McNeal), anschließend 1951 – 1952 in Philadelphia am Hospital of the University of Pennsylvania (Prof. Dr. Robert Dripps) und Children’s Hospital Philadelphia (Dr. Margery van Deming). An der Chirurgischen Klinik der Medizinischen Akademie Düsseldorf (Leitung: Ernst Derra) baute Zindler ab 1952 die Anästhesiologie auf und führte 1955 die erste Oberflächenhypothermie für Herzoperationen mit Kreislaufunterbrechung in Kontinentaleuropa aus. 1958 wurde Zindler an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf mit einer Studie zur künstlichen Hypothermie bei Herzoperationen habilitiert. Von 1966 bis zur Emeritierung 1987 war er Ordinarius für Anästhesiologie an derselben Universität. Ab 1970 etablierte Zindler in Düsseldorf eine der ersten berufsbegleitende Weiterbildungslehrgänge für die Pflege in Anästhesie und Intensivmedizin.

1953 war er einer der Begründer der Deutschen Gesellschaft für Anästhesie (DGAI), war von 1956 bis 1959 der dritte Präsident dieser neuen Fachgesellschaft und leitete zehn Jahre lang die Kommission für Facharztweiterbildung der DGAI. Für seine Verdienste wurde er mit der der „Heinrich-Braun-Medaille“ der DGAI ausgezeichnet. Zindler war Vorsitzender des wissenschaftlichen Komitees des Weltkongresses für Anästhesie in Hamburg 1980 und gab mit Erich Rügheimer die Kongressakten heraus.

Das Haus Zindler an der Himmelgeister Landstraße 171 in Düsseldorf-Himmelgeist wurde 1967 nach Entwürfen von Paul Schneider-Esleben für Martin Zindler erbaut.

Auszeichnungen

  • 1995: Bundesverdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
  • 1995: Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI)
  • 2003: Heinrich-Braun-Medaille der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI)

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Über deform geheilte typische Radiusbrüche mit ungenügender Gebrauchsfähigkeit, München, Medizinische Fakultät, Dissertation vom 20. Jan. 1949
  • Experiences with anesthesia with and without chlorpromazine-atosil potentiation in 143 operations for mitral stenosis. Anaesthesist 1954 (4):168–169
  • Die Künstliche Hypothermie. In: Frey, R., Hügin, W., Mayrhofer, O. (Hrsg.) : Lehrbuch der Anaesthesiologie, Berlin-Göttingen-Heidelberg, 1955
  • Die Unterkühlungsanästhesie. In: Derra, E. (Hrsg.): Handbuch der. Thoraxchirurgie (I. Band), Heidelberg, 1958
  • Der gegenwärtige Stand der Hypothermie. Methoden und Indikationen. In: Der Anaesthesist, 1962 (11)
  • Künstliche Hypothermie für Herzoperationen mit Kreislaufunterbrechung. Untersuchungen über physiologische Veränderungen, Entwicklung einer Methode, Ergebnisse bei 100 Vorhofseptumdefekt-Operationen, Med. Akademie Düsseldorf, Habilitationsschrift, 1958
  • mit Dudziak, R., Eunike S., Pulver K.-G., Zähle R.: Erfahrungen bei 1290 künstlichen Hypothermien für Herz- und Gefässoperationen. In: Der Anästhesist 1966 (15): 69-75
  • mit Dudziak, R.: Über die Ausbildung von Schwestern und Pflegern in der Intensivpflege. In: Deutsche Krankenpflege-Zeitschrift, 1971 24(2): 67-70
  • Probleme und neue Entwicklungen in der Fortbildung. In: Anästhesie und Intensivmedizin 1978 (19) 437-449
  • mit Rügheimer, E. (Hrsg.): Anaesthesiology - Proceedings of the 7th World Congress of Anaesthesiologists: Hamburg, September 14–21, 1980, Amsterdam-Oxford-Princeton, 1981
  • Hypothermie für Herzoperationen mit Kreislaufstillstand – Beginn der offenen Herzchirurgie in Deutschland. In: ANIS 2000 (35), 340-345.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Rolf Rossaint, Götz Geldner: BDA-Aktuelles: Wir trauern um Herrn Prof. Dr. med. Martin Zindler. Berufsverband Deutscher Anästhesisten, 17. Juni 2020, abgerufen am 23. Juni 2020.
  2. Biographische Daten von Martin Zindler in: Wer ist wer? 39. Ausgabe (2000/2001). Schmidt-Römhild, Lübeck 2000, ISBN 3-7950-2029-8, S. 1579.
  3. Petra Spielberg: „Martin Zindler: Pionier der experimentellen Anästhesie“ In: Dtsch Arztebl 2020; 117(19): A-1013 / B-853, abgerufen am 27. Juni 2020