Martin Wolff (Bildhauer)

Martin Wolff

Johann August Philipp Martin Wolff (* 19. Mai 1852 in Berlin; † 6. Oktober 1919 in Charlottenburg[1]) war ein deutscher Bildhauer.

Leben

Martin Wolff war der einzige Sohn des Bildhauers Albert Wolff aus Mecklenburg-Strelitz. 1871–1875 studierte er in der Gipsklasse an der Berliner Kunstakademie bei Eduard Daege. Anschließende Studienreisen führten ihn nach Wien und Italien. Es folgte weitere Ausbildung im Atelier des Vaters. Die 1880 modellierte „Theseus“-Gruppe brachte ihm als Achtungserfolg ein Paris-Stipendium.

1882–1883 lebte und arbeitete Martin Wolff in Rom. Nach der Rückkehr begründete er in Berlin ein eigenes Atelier im Haus Von-der-Heydt-Straße 6. Fehlende Aufträge brachten ihn in den späten 1890er Jahren in wirtschaftliche Bedrängnis, die erst durch den Auftrag für die Gruppe 21 der Siegesallee überwunden wurde. Diese Arbeit brachte ihm auch die Auszeichnung mit dem preußischen Kronenorden IV. Klasse ein. 1898 erhielt er auf der Großen Berliner Kunstausstellung eine kleine Goldmedaille. Anlässlich der Enthüllung des Denkmals für Caspard de Coligny am 19. Oktober 1912 in Wilhelmshaven bekam Wolff als letzte große Auszeichnung durch Kaiser Wilhelm II. den preußischen Roten Adlerorden III. Klasse verliehen.

Im Jahr 1900 modellierte der Bildhauer Werner Begas eine Büste von Martin Wolff.

Leistung

Bestimmend für das Werk von Martin Wolff war die künstlerische Autorität seines Vaters in der Tradition der an der Antike orientierten akademischen Richtung, von der er sich nie lösen konnte.

Werke (chronologisch)

WerkArtDatierung
Einweihung
Standort
Verbleib
Anmerkungen
MignonMarmorfigur1877unbekanntim Marmor 1897 verkauft
Louis WandeltGrabmal mit Marmorrelief1878Alter St.-Matthäus-Kirchhof Berlin
erhalten (stark verwittert)
Theseus findet die Waffen seines Vaters“Marmorgruppe1880Nationalgalerie Berlin
verschollen
Preis einer einjährigen Studienreise nach Paris; angekauft von der Nationalgalerie
BrutusSitzstatue (Gips)1884„Ehrenvolle Erwähnung“ auf der Akademieausstellung Berlin 1884
Karl SchroederMarmorbüste1888, 27.05.Berlin, Charité
unbekannt
in der „Ruhmeshalle“ der Berliner Universitäts-Frauenklinik
Entwurf St.-Bernward-DenkmalGipsentwurf1889für Hildesheim
verschollen
3. Preis im Wettbewerb
Heinrich Adolf von BardelebenBüstendenkmal1889, 15.10.Charité Berlin
erhalten
Guss Gladenbeck Berlin-Friedrichshagen
König Friedrich I.Bronzestatue1890Berlin, Polizeipräsidium Alexanderstraße
zerstört
Guss Lauchhammer; eines von 4 Hohenzollern-Standbildern am Eckturm
Eduard Heinrich HenochBüstendenkmal (Bronze)1890Berlin, Charité
1940 abgebaut, 1942 eingeschmolzen
(nach einer Zeitungsnotiz der Berliner Börsenzeitung vom 13. Juli 1890 hat Fritz Schaper die Büste modelliert) zerstört wegen der jüdischen Abstammung Henochs
„Trauernde“Bronzefigurnach 1891Berlin-Schöneberg, Alter Kirchhof
erhalten
Grab Reinhold Kühn (1827–1891); aus Mitteln der Deutschen Klassenlotterie 1996/97 restauriert
Fritz ReuterDenkmal (Bronze)1893, 29.05.Neubrandenburg
erhalten
Guss Lauchhammer; entstanden unter Mitarbeit von Wilhelm Wandschneider
Fritz ReuterMarmorbüsteum 1893Stavenhagen, Fritz-Reuter-Literaturmuseum
erhalten
Gustav MehlhausenBüstendenkmal (Bronze)1893Berlin, Charité
verschollen
Sockel im 2. WK stark beschädigt, die noch 1950 eingelagerte Büste ist seitdem verschollen
Ludwig TraubeBüstendenkmal (Bronze)1895, 03.07.Berlin, Charité
1940 abgebaut, 1942 eingeschmolzen
zerstört wegen der jüdischen Abstammung Traubes
Denkmal 1870/71 „ViktoriaBronzefigur1895, 02.09.Neubrandenburg, Wallanlagen
zerstört
Guss Lauchhammer; am Sockel Porträtrelief (Bronze) von Kaiser Wilhelm I.
Johann Heinrich PestalozziBüste (Galvanobronze)um 1895/97Berlinin der Fassade der Pestalozzi-Schule Berlin-Gesundbrunnen
Bernhard SpinolaBüstendenkmal (Bronze)1898Berlin, Charité
um 1950 verschwunden
Friedrich III.Büstenherme (Galvano)1898Berlin, Landwehr-Offiziers-Casino
verschollen
zusammen mit 5 weiteren Hermenbüsten bei der WMF Geislingen als Kupfergalvano hergestellt
Denkmal 1870/71 „Viktoria mit sterbendem Krieger“Bronzefigurengruppe1899, 15.10.Neustrelitz, Bahnhofsplatz
zerstört
Guss Lauchhammer
Allegorie „Industrie“Gipsstatuevor 1900Berlin, Nationalgalerie
erhalten
wahrscheinlich Modell einer Bauplastik für ein unbekanntes Gebäude
allegorische GruppeGips1900Modell im Auftrag des preuß. Kultusministeriums als Pendant zur Gruppe „Dionysos und Eros“ von Albert Wolff
Adolph RudolphiBronzemedaillonum 1900Neustrelitz, Carolinenstift
erhalten
Kurfürst Johann GeorgMarmorstandbild1901, 18.12.Berlin, Siegesallee
beschädigt erhalten
Zitadelle Spandau
als letzte der 32 Denkmalgruppen enthüllt; siehe Denkmalgruppe 21
Graf Rochus zu LynarMarmorbüste1901, 18.12.Berlin, Siegesallee
erhalten
Zitadelle Spandau
gehört zur Gruppe des Kurfürsten Johann Georg aus der Siegesallee, Denkmalgruppe 21; Bronzeguss im Eingangsbereich der Zitadelle
Lampert DistelmeyerMarmorbüste1901, 18.12.Berlin, Siegesallee
erhalten
Zitadelle Spandau
gehört zur Gruppe des Kurfürsten Johann Georg aus der Siegesallee, Denkmalgruppe 21
Carl WestphalBüstendenkmal (Bronze)1902Berlin, Charité
teilzerstört
Guss Lauchhammer; die Büste wurde 1942 eingeschmolzen, der vergrabene Sockel in jüngster Zeit wiedergefunden und restauriert
Friedrich Ludwig JahnBüstendenkmal (Bronze)1904, 11.09.Neubrandenburg, Jahnstr.
erhalten
Guss Lauchhammer; gleiche Büste als Denkmal in Weißwasser (1907)
Friedrich Ludwig JahnBüstendenkmal (Bronze)1906, 11.08.Weißwasser, Jahn-Park
erhalten
Guss Lauchhammer
„Trauer“Grabfigur1906Zittau
unbekannt
Guss Lauchhammer
Moritz von OranienBronzestatuette1906unbekanntGuss Lauchhammer
Moritz von OranienBronzestandbild1907Berlin, Schlossterrasse
erhalten
Guss Lauchhammer; z. Zt. restauriert an der Baustelle des Humboldt-Forums
Friedrich II.Bronzerelief1907für Leuthen/Schlesien
unbekannt
Guss Lauchhammer
RitterBronzebüste1908für Waldenburg/Schlesien
unbekannt
Guss Lauchhammer
Friedrich WilhelmBronzestandbild1909Neustrelitz, Paradeplatz
1944 zerstört
Guss Lauchhammer
Joachim II.Bronzestandbild1911Berlin, Stadtschloss
verschollen
Guss Lauchhammer
Herzog Carl Borwin von Mecklenburg-StrelitzRelief1911?
Gaspard de ColignyBronzestandbild1912WilhelmshavenGuss Lauchhammer
Hülsen-HaeselerBronzebüste1914Berlin, Stadtschloss
unbekannt
Guss Lauchhammer
GrabfigurBronzefigur1919Senftenberg
unbekannt
Guss Lauchhammer

Galerie

Literatur

  • Uta Lehnert: Der Kaiser und die Siegesallee. Réclame Royale. Reimer, Berlin 1998, ISBN 3-496-01189-0.
  • Peter Bloch, Sibylle Einholz, Jutta von Simson (Hrsg.): Ethos und Pathos. Die Berliner Bildhauerschule 1786–1914. Katalog und Begleitband, Berlin 1990.

Weblinks

Commons: Martin Wolff – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. StA Charlottenburg III, Sterbeurkunde Nr. 1906/1919

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Denkmal Dr. Rudolphi in Neustrelitz

Relief Herzog Carl Borwin.jpg
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Relief Herzog Carl Borwin (Mecklenburg-Strelitz von Martin Wolff (* 19. Mai 1852 in Berlin; † 6. Oktober 1919 ebenda) aus dem Jahr 1911
Bundesarchiv Bild 183-M1204-0307, Berlin, Altes Museum, Gestürztes Denkmal.jpg
(c) Bundesarchiv, Bild 183-M1204-0307 / Otto Donath / CC-BY-SA 3.0
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Berlin, Altes Museum, Gestürztes Denkmal ADN-ZB Donath Berlin 1950: Blick auf das Alte Museum (im Vordergrund ein beschädigtes Denkmal vom Berliner Schloß) .
Adolf Bardeleben-Büste Charité Berlin.JPG
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Büste von Adolf Bardeleben im Campus Mitte der Charité, geschaffen vom Bildhauer Martin Wolff 1889
Johann Georg Siegesallee group21.JPG
Denkmalgruppe 21 in der ehemaligen Berliner Siegesallee. Zentrales Standbild: Kurfürst Johann Georg. Die Nebenfiguren zeigen den Grafen Rochus zu Lynar (links); und rechts den Kanzler Lampert Distelmeyer. Bildhauer: Martin Wolff, Enthüllung 18. Dezember 1901.