Martin Hänisch

Martin Hänisch (* 28. Juli 1910 in Dresden; † 10. Januar 1998 ebenda) war ein deutscher Grafiker und Maler.

Leben

Als Sohn eines Grabbildhauers lernte er früh in der Werkstatt des Vaters den Umgang mit bildformenden Werkzeugen. Hänisch erlernte von 1925 bis 1929 den Beruf eines Porzellanmalers in Meißen. Ab 1928 nahm er Abendunterricht an der Kunstschule Guido Richter in Dresden. 1929–1933 besuchte er Kurse an der Marxistischen Arbeiterschule (MASCH) in Dresden bei Hermann Duncker und wurde 1929 Mitglied der Assoziation revolutionärer bildender Künstler Deutschlands (ASSO). Er unterhielt enge Kontakte zu Dresdner Künstlern der ASSO und deren Sympathisanten: Herbert Gute, Wilhelm Lachnit, Otto Griebel, Hans und Lea Grundig, Eva Schulze-Knabe, Fritz Schulze, Werner Hofmann, Willy Tag und Fritz Gothe und war politisch tätig.

1938/1939 war er wegen „Vorbereitung zum Hochverrat in der Dresdner Haftanstalt Mathildenstraße (‚Mathilde‘) inhaftiert und ging danach bis 1940 als Porzellanmaler zur Porzellanmanufaktur Fürstenberg. Im selben Jahr kehrte er nach Dresden zurück und arbeitete als Zeichner und Schrifthauer in Dresden. 1943 wurde er zum Strafbataillon 999 eingezogen und auf der Insel Rhodos eingesetzt.[1] 1945 geriet er in britische Kriegsgefangenschaft und kam ins Lager nach Ägypten. 1947 wurde er nach Deutschland entlassen und kehrte nach Dresden zurück.

Ab 1950 war er als wissenschaftlich-grafischer Mitarbeiter am Kulturwissenschaftlichen Institut der TH Dresden unter Ludwig Renn angestellt, zugleich war er tätig als Buchillustrator und Gebrauchsgraphiker. 1951/52 entwarf er gemeinsam mit Herbert Gute das Staatsemblem der DDR.[2]

Von 1958 bis 1963 war er Dozent an der Arbeiter-und-Bauern-Fakultät der Hochschule für Bildende Künste Dresden (HfBK), danach bis 1975 Dozent für Schriftgestaltung an der HfBK in Dresden. Danach arbeitete er freischaffend in Dresden als Grafiker, Schriftgestalter und Illustrator zahlreicher Bücher.

Werke (Auswahl)

(c) Xaver X. Dreißig, CC BY 3.0
Gedenktafel zum Maiaufstand 1849, Tzschirnerplatz, Ostseite Albertinum
Gedenktafel für Chopin an der Schloßstraße, Dresden

Martin Hänisch arbeitete vor dem Krieg als Werbegrafiker, nebenher entstanden Grafiken, Aquarelle und einzelne Gemälde. Nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft schuf er zahlreiche Buchillustrationen, Plakatentwürfe und gestaltete Schriftsätze. Neben seiner Tätigkeit als Dozent für Schrift entstanden immer wieder grafische Arbeiten, Aquarelle, Pastelle und Gemälde. Sein Alterswerk sind die zahlreichen Entwürfe für Gedenk- und Erinnerungstafeln, die er frei mit der Hand in die Gipsmodelle schnitt. Für die Semperoper schuf er die Schriftvorlagen für alle Beschriftungen des Hauses einschließlich der Ziffern für die Fünfminuten-Uhr über der Bühne.[3] Im hohen Alter illustrierte er wieder zahlreiche Bücher.[4]

Buchillustrationen

  • Wolfgang Joho: Die Hirtenflöte, Aufbau Verlag, 1947
  • Heinrich Mann, Der Untertan, Aufbau Verlag, 1949/50
  • Mark Twain: Tom Sawyers Abenteuer, 1950/53
  • Ludwig Renn: Morelia, Aufbau Verlag, 1951
  • Max Zimmering: Buttje Pieter und sein Held, 1951/65
  • Ludwig Renn: In Mexiko
  • Ludwig Renn: Vom alten und neuen Rumänien, 1952
  • Annemarie Reinhardt: In den Sommer hinein, 1952
  • Auguste Lazar: Jan auf der Zille, Kinderbuch Verlag, 1953
  • Werner Bauer: 2:2 für Klasse 8, Kinderbuch Verlag,
  • Veres: Die Knechte des Herrn Csatary, 1952
  • Norbert Klaus Fuchs: Billmuthausen – das verurteilte Dorf (Titelbild), Verlag Frankenschwelle, 1991; Neuauflage 2010 (S. 10), Greifenverlag
  • Rudolf Scholz: Dresdener Epigramme, 2003
  • Elbflorentinische Miniaturen, 1994
  • Elbsandsteingebirge, 1995

Bronzetafeln

weitere Werke

  • Entwurf des DDR-Wappens zusammen mit Herbert Gute
  • Entwurf der Schriftvorlagen für die Semperoper

Ausstellungsbeteiligungen

  • 1958, 1962, 1972 Kunstausstellung der DDR, Dresden
  • 1972, 1974, 1979 Bezirkskunstausstellung Dresden
  • 1960 Städtisches Museum, Karl-Marx-Stadt (Chemnitz)
  • 1978 Revolution und Realismus, Altes Museum, Berlin
  • 2011/12 Neue Sachlichkeit in Dresden. Malerei der Zwanziger Jahre von Dix bis Querner, 1. Oktober 2011 – 8. Januar 2012, Kunsthalle im Lipsius-Bau, Dresden

Auszeichnungen

Literatur

  • Martin Hänisch. In: Birgit Dalbajewa (Hrsg.): Neue Sachlichkeit in Dresden. Sandstein Verlag, Dresden 2011, ISBN 978-3-942422-57-4, S. 233.

Weblinks

Commons: Martin Hänisch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hans-Peter Klausch: Die Geschichte der Bewährungsbataillone 999…, Köln 1987, Pahl-Rugenstein Verlag, Hochschulschriften 245, Bd. 1: S. 447 ff.; Bd. 2: S. 741 ff.; ISBN 3-7609-5245-3
  2. Schaffung des Emblems der DDR zusammen mit Martin Hänisch, Nachlass Herbert Gute, Nr. 3594–3612; Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek Dresden
  3. Norbert Fuchs: Die Heiterkeit sollte bei aller Arbeit nicht verlorengehen, Ansichten des Dresdener Grafikers und Malers Martin Hänisch, Sächsische Zeitung, Beilage wir, Nummer 41, 14. Oktober 1988
  4. Kunst im öffentlichen Raum, Informationsbroschüre der Landeshauptstadt Dresden, Dezember 1996

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Gedenktafel am Albertinum an den Dresdner Maiaufstand 1849.jpg
(c) Xaver X. Dreißig, CC BY 3.0
Gedenktafel am Albertinum (Tzschirnerplatz Ecke Salzgasse) an den Dresdner Maiaufstand 1849
Gedenktafel-Chopin.jpg
Autor/Urheber: SchiDD, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Gedenktafel für Frederik Chopin (1810-1849) Hier stand das Hotel Stadt Gotha, in dem er während seines Aufenthaltes in Dresden 1835 wohnte