Chemin de fer Martigny–Orsières

Chemin de fer Martigny–Orsières
Triebwagen ABDe 4/4 6 in Martigny
Triebwagen ABDe 4/4 6 in Martigny
Streckennummer (BAV):133 (Martigny–Sembrancher–Orsières)
134 (Sembrancher–Le Châble)
Fahrplanfeld:133
Streckenlänge:25,44 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Stromsystem:bis 1949: 8 kV 15 Hz ~
seither: 15 kV 16,7 Hz ~
Maximale Neigung:40 
Minimaler Radius:175 m
Martigny–Orsières/Le Châble
SBB-Simplonstrecke von Lausanne
TMR (ex MC) von Le Châtelard
0,00Martigny 467,2 m ü. M.
SBB-Simplonstrecke nach Brig
Martigny-Expo bei Veranstaltung
2,90Martigny-Bourg 483,9 m ü. M.
4,07Martigny-Croix 503,1 m ü. M.
Remise
Tunnel № 1 (52 m)
Tunnel № 2 (81 m)
7,80Bovernier 613,8 m ü. M.
Tunnel Monnaie (128 m)
13,11Sembrancher Keilbahnhof716,6 m ü. M.
Tunnel № 5 (103 m)
Tunnel № 6 (117 m)
Tunnel № 7 (100 m)
Tunnel Pouta Revenne (133 m, seit 1990)
16,49La Douay 818,3 m ü. M.
19,34Orsières 901,7 m ü. M.
Depot und Werkstätte
Brücke Sembrancher (370 m)
1,71Etiez 756,1 m ü. M.
Kulminationspunkt837,5 m ü. M.
            
6,18Le Châble 820,3 m ü. M.
Anschluss Luftseilbahnen nach Verbier und Mayens-de-Bruson

Die Chemin de fer Martigny–Orsières (MO) war eine Bahngesellschaft im Kanton Wallis in der Schweiz. Sie fusionierte 2000 mit der Chemin de fer Martigny-Châtelard (MC) zu den Transports de Martigny et Régions (TMR), welche die gut 19 km lange MO-Strecke von Martigny über Sembrancher nach Orsières im Val d’Entremont und die 6 km lange Stichstrecke von Sembrancher nach Le Châble im Val de Bagnes betreiben.

Geschichte

Gemischter Zug aus der Eröffnungszeit

1906 erhielt die MO der Konzession zum Bau einer normalspurigen Eisenbahnlinie von Martigny nach Orsières. Die Bahngesellschaft verdankte ihre Entstehung ausländischer Initiative. British Aluminium Ltd. plante in Orsières den Bau eines Aluminiumwerks. Am 23. Juli 1907 erfolgte der erste Spatenstich, am 1. September 1910 wurde der Betrieb aufgenommen. Seit Betriebsbeginn war die Bahn mit 8000 V 15 Hz Wechselstrom elektrifiziert. Weil weder das Aluminiumwerk noch die geplante Verbindung ins Aostatal zustande kamen, blieb der Verkehr bescheiden. Als eine der ersten Bahngesellschaften ergänzte die MO ihre Tätigkeit mit einem Autobusbetrieb. Die Bahn ging in das Eigentum der öffentlichen Hand über.

Triebzug NINA in der Endstation Le Châble.

Am 4. März 1949 erfolgte die Umstellung auf das SBB-Stromsystem 15'000 V 16 ⅔ Hz. Damit konnten auch Triebfahrzeuge der SBB auf der MO eingesetzt werden. Am 5. August 1953 wurde die Stichstrecke von Sembrancher nach Le Châble eröffnet. Sie diente dem Bau des Mauvoisin-Kraftwerks. Die Zementzüge wurden von Lokomotiven der SBB befördert.

Ursprünglich dominierte der Güterverkehr den Betrieb auf der MO. Seit den 1970er-Jahren sorgt der aufkommende Tourismus für vermehrten Personenverkehr.

Am 1. September 1984 stiessen zwei Züge bei Martigny-Bourg mit den ABDe 4/4 6 und 8 frontal zusammen.[1] Der Zugführer gab dem Richtung Orsières fahrenden Zug trotz geschlossenem Ausfahrsignal den Abfahrbefehl. Der Triebfahrzeugführer und fünf Passagiere waren auf der Stelle tot, 24 Personen wurden verletzt.[2] Die beiden Triebwagen konnten wieder aufgebaut werden. Der zerstörte Steuerwagen Bt 31 wurde durch ein gleiches Fahrzeug des Régional du Val-de-Travers (RVT) ersetzt.[3]

Am 1. Januar 2000 fusionierte die MO mit der Chemin de fer Martigny-Châtelard zur Transports de Martigny et Régions (TMR).

Rollmaterial

Zur Betriebsaufnahme beschaffte die MO zwei Personentriebwagen BCFe 4/4 1–2 und zwei Gepäcktriebwagen CFe 4/4 11–12 mit Klappsitzen zur Personenbeförderung. Alle vier Fahrzeuge besassen die gleiche elektrische Ausrüstung mit Déri-Repulsionsmotoren. 1949 mit der Umstellung des Stromsystems wurden die Triebwagen grundlegend umgebaut. Aus den beiden Gepäcktriebwagen entstanden die Personentriebwagen BCFe 4/4 3–4.

1955 konnte der Triebwagenpark mit dem ABDe 4/4 5 ergänzt werden. 1962 bis 1965 fand eine umfassende Erneuerung des Fahrzeugparks statt. Die MO beschaffte drei EAV-Triebwagen ABDe 4/4 6–8, drei zugehörige Steuerwagen Bt 31–33 und zwei Einheitspersonenwagen. 1983 wurde ein vierter, baugleicher Triebwagen vom Régional du Val-de-Travers (RVT) übernommen und als ABDe 4/4 9 in den Triebfahrzeugpark eingereiht. Die EAV-Triebwagen erhielten später die Bezeichnung ABDe 537 506–509.

Seit 2002 sind auf den Strecken der MO die bereits durch das Nachfolgeunternehmen TMR beschafften NINA-Triebwagen RABe 527 511–513 im Einsatz.

BaureiheHerstellerBaujahrHerkunftStückzahlAusrangiertBemerkungen
SerieNummerntotalheute
Triebwagen
BCFe 4/41–2SWS/BBC1910/1949201966–1967an RVT und CJ verkauft
BCFe 4/43–4SWS/BBC1910/1949201982–1990ex CFe 4/4 11–12; Nr. 4 an CJ abgegeben
ABDe 4/45ACMV/BBC1955102002an Bahnmuseum Kallnach verkauft
ABDe 4/46–8SIG/SWS
SAAS/BBC/MFO
196532EAV-Triebwagen
91965RVT (1983)(Üb)00112014 (Defekt)EAV-Triebwagen; ex RVT 103
RABe 527511–513BT/Alstom2002–2003302009Nina; an RA verkauft
514BLS (2012)(Üb)00102012Nina; direkt an RA weiterverkauft
Steuerwagen
Bt31SWP1965301984EAV (EW I); Unfall
32–332014EAV (EW I); an DSF übergeben
Bt31II1964RVT (1985)(Üb)00102014ex RVT 201; an DSF übergeben
Personenwagen
BCF21–22SWS1910201965–1966
B411962202000EW I; an TPF verkauft
4219632005EW I; an CSG verkauft
Traktoren
Tm11SLM/?1928Sersa (1953)(Üb)00101990ex SBB Em 2/2 101, PTT 2; 1994 abgebrochen
Tm12SBB (1965)(Üb)00101982ex SBB Tm 531; an Privaten verkauft
Tm 237554RACO/?1995STAG (2005)(Üb)0011Prototyp «Ameise», Werkslok Winpro
Tm 234-4355Windhoff202311
Üb = Übernahme aus fremden Bestand (Gebrauchtfahrzeug); Um = Umbau aus eigenem Bestand

Betrieb

Die Züge auf der MO-Strecke werden als Saint-Bernard Express vermarktet. NINA bei Sembrancher.

Der stündlich verkehrende „Saint-Bernard Express“ benötigt 26 Minuten für die Fahrt von Martigny nach Le Châble, von wo aus man mit dem Postauto oder der Luftseilbahn den Ferienort Verbier erreichen kann.

In Sembrancher vermittelt eine zweite Komposition schlanke Anschlüsse nach Orsières. Von dort führen Buslinien der TMR weiter nach Champex-Lac, ins Val Ferret oder auf den Grossen Sankt Bernhard.

Literatur

  • Hans G. Wägli: Schienennetz Schweiz, Réseau ferré suisse. 3. nachgeführte und überarbeitete Auflage. AS-Verlag, Zürich 2010, ISBN 978-3-909111-74-9.
  • Peter Willen: Lokomotiven der Schweiz. Normalspur Triebfahrzeuge. 2. Auflage. Band 1. Orell Füssli, Zürich 1972.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Journal de Genève, Genf: Une erreur humaine serait à l’origine de la catastrophe ferroviaire de Martigny. In: letempsarchives.ch. 3. September 1984, S. 11, archiviert vom Original am 2. Dezember 2013; abgerufen am 24. Oktober 2023 (französisch, mit Foto).
  2. Journal de Genève, Genf: Epilogue judiciare de la catastrophe du Martigny-Orsièeres. In: letempsarchives.ch. 18. Oktober 1985, S. 13, archiviert vom Original am 2. Dezember 2013; abgerufen am 24. Oktober 2023 (französisch).
  3. Verein Rollmaterialverzeichnis Schweiz (Hrsg.): Rollmaterialverzeichnis der Schweizerischen Privatbahnen.

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Haltestelle, die nur zu besonderen Anlässen (z.B. Konzert, Sportveranstaltung) oder zeitweilig bedient wird, siehe w:de:Wikipedia:Formatvorlage Bahnstrecke. (In der Schweiz, sogenannter "Bedarfshalt", keine "Halt auf Verlangen"-Station.
090924 Martigny IMG 3716.JPG
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Triebwagen 6 der MO in Martigny
CSG-Mendrisio MO-B42 2008.jpg
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B 42 EW I ex MO, einer von 1031 (davon 1025 bei der SBB) praktisch identischen Wagen und einer von nur noch drei solcher Wagen im annähernden Ursprungszustand mit Faltenbälgen.
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Bs Icon of cable car
MO Zug aus Anfangszeit.JPG
Gemischter Zug der Chemin de fer Martigny–Orsières (MO) aus der Eröffnungszeit
MO BCFe 4-4 1.JPG
Personentriebwagen BCFe 4-4 1 der Chemin de fer Martigny–Orsières (MO)
RA RABe 525039-4 Sembrancher 170514 R26123.jpg
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RegionAlps RABe 525 039-4 running as R 26123 from Le Châble to Martigny at Sembrancher.
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Gepäcktriebwagen CFe 4/4 11 der Chemin de fer Martigny–Orsières (MO)
Le Châble01 2015-03-08.jpg
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Station du Châble avec train MO.