Marstall (Heidelberg)

Heidelberger Marstall
Neckarfront am Marstall
Zeughaus-Mensa im Marstall
Lounge im ehemaligen Zeughaus, der heutigen Mensa der Heidelberger Universität

Der Heidelberger Marstall, erbaut aus Neckartäler Sandstein, zählt zu den ältesten noch erhaltenen Gebäuden aus der Frühen Neuzeit in Heidelberg.

Entstehungsgeschichte

Der Marstall mit seiner 135 Meter langen Gebäudefront entlang des Neckars ist eines der wenigen Gebäude, die am Übergang des Spätmittelalters zur Frühen Neuzeit erbaut worden sind und bis heute in der Heidelberger Altstadt unversehrt die Kriegswirren der Jahrhunderte überstanden haben.

Der Gebäudekomplex wurde wahrscheinlich unter Kurfürst Ludwig V. um 1510 als Zeughaus und Geschützgießerei,[1] in der Vorsorge für den Kriegsfall, direkt am Neckar errichtet. Nur wenige Jahre zuvor, im Jahr 1504, war Heidelberg im sogenannten Landshuter Erbfolgekrieg belagert worden, was möglicherweise den Anlass für die Errichtung des Militärbaus in direkter Nähe zur Stadtmauer gab.[2] Als zuständigen Architekten nimmt Herbert Derwein den kurpfälzischen Baumeister und Büchsenmeister Lorenz Lechler an, der in der fraglichen Zeit in kurpfälzischen Diensten stand und sowohl in architektonischer als auch in militärischer Hinsicht die nötigen Kenntnisse aufgewiesen haben dürfte.[1]

An beiden Begrenzungen des Gebäudekomplexes, entlang seiner Neckarfront, befinden sich je ein Wachturm mit Schießscharten für Handfeuerwaffen.

Der später dem Gebäude verliehene Name Marstall geht auf einen 1693 im Pfälzischen Erbfolgekrieg zerstörten Renaissancebau, entlang der Südseite des Innenhofes zurück, der unter Pfalzgraf Johann Casimir 1590 erbaut worden war.

Heutige Nutzung des Gebäudes

Heute befinden sich in dem Gebäudekomplex, dessen Innenausbau im Laufe seiner Geschichte mehrfach der jeweiligen Nutzung entsprechend umgestaltet wurde, die vielfach ausgezeichnete Zeughaus-Mensa und die Verwaltung des Studierendenwerkes.

Der Korpus des Gebäudekomplexes und seine gesamte Architektur aus meterdicken Sandsteinmauern sind bis heute im ursprünglichen Zustand seiner Entstehungszeit erhalten. Der Marstall Heidelberg bildet mit der gegen Osten, Neckar aufwärts gelegenen Heuscheuer (Heidelberg), ein beeindruckendes Ensemble erbaut aus Neckartäler Sandstein, dessen Steinbrüche heute weitgehend aufgelassen sind.

Literatur

  • Ute Fahrbach: Marstall, Marstallstraße und Heuscheuer in Heidelberg. Kunsthistorisches Institut der Universität Heidelberg 1989, DNB 944175163.
  • Richard Henk, Rudolf Schuler: Heidelberg, Braus Verlag, Heidelberg 1990, ISBN 978-3-921524-46-6.
  • Melanie Mertens u. a.: Stadtkreis Heidelberg (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Kulturdenkmale in Baden-Württemberg. Band II.5). Teilband 1, Jan Thorbecke, Ostfildern 2013, ISBN 978-3-7995-0426-3, S. 365–367.

Weblinks

Commons: Marstall – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Herbert Derwein: Zur mittelalterlichen Baugeschichte Heidelbergs. In: Karl Schwingel (Hrsg.): Festschrift für Karl Lohmeyer. West-Ost-Verlag, Saarbrücken 1954, S. 10–13, hier S. 13.
  2. Herbert Derwein: Zur mittelalterlichen Baugeschichte Heidelbergs. In: Karl Schwingel (Hrsg.): Festschrift für Karl Lohmeyer. West-Ost-Verlag, Saarbrücken 1954, S. 10–13, hier S. 11.

Koordinaten: 49° 24′ 47″ N, 8° 42′ 17″ O

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Heidelberg University’s 600-year-old mess hall.
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zeughaus-dining hall at Studentenwerk Heidelberg, Germany
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Früh am Morgen Lounge in der Mensa, Marstall
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Riverfront at the Marstall (stable) at Heidelberg University, Germany