Marie Frommer

Marie Frommer (* 17. März 1890 in Warschau; † 16. November 1976 in New York City) war eine deutsche Architektin, die nach ihrer Emigration in den Vereinigten Staaten tätig war.

Leben

Marie Frommer wuchs in Leipzig auf und erwarb ein Lehrerinnen-Diplom, bevor sie sich 1911 als 4. Studentin des Fachs Architektur an der Technischen Hochschule (Berlin-)Charlottenburg einschrieb. 1916 schloss sie das Studium als Diplom-Ingenieur(in) ab. Von 1917 bis 1919 absolvierte sie ein Aufbaustudium für Städtebau an der Technischen Hochschule Dresden und promovierte mit einer Dissertation zum Thema „Flusslauf und Stadtentwicklung“.[1] Sie war damit die erste promovierte Architektin in Deutschland. Nach einigen Praxisjahren in der Dresdener Stadtverwaltung und in privaten Büros gründete sie 1925 ihr eigenes Architekturbüro in Berlin. Zu ihren Projekten gehörten Läden, Waren- und Geschäftshäuser, Banken, Bürogebäude und ein Hotel. 1931 wurde sie Mitglied im Bund Deutscher Architekten (BDA), wurde aber 1934 als Jüdin nicht in die Reichskammer der bildenden Künste aufgenommen, wodurch ihr eine selbständige Berufsausübung verwehrt wurde. 1936 emigrierte sie nach London, 1939 nach New York. Dort eröffnete sie erneut ein Architekturbüro. Sie gestaltete Läden, Kanzleien und Clubs. Nach erneuten Examina wurde sie 1946 als lizenzierte Architektin im Bundesstaat New York zugelassen.[2] Die Zeitschrift „The Architectural Record“ stellte sie 1948 als eine von zehn erfolgreichen US-amerikanischen Architektinnen vor. 1953 wurde sie Mitglied des American Institute of Architects (AIA).

Werk (Auswahl)

  • 1926–1927: Umbau der Schaufensterfassade des Schuhhauses Leiser in Berlin, Tauentzienstraße 17[3][4][5]
  • 1920er Jahre: Haus Fränkel in Berlin-Dahlem[6]
  • 1920er Jahre: Schuhladen Greco in Paris-Deaiville[6]
  • 1929: Umbau der „Villa Majestic“ zum Hotel in Berlin-Wilmersdorf
  • 1930: Warenhaus „Textilia“ in Ostrava (Tschechien)
  • 1945: Bibliothek der Rechtsanwaltskanzlei Mansbach & Paley in New York[6]

Schriften (Auswahl)

  • Flusslauf und Stadtentwicklung. Technische Hochschule, Dresden 1919 (Dissertation).
  • Sanatorium am Königspark - Loschwitz. Eine vorbildliche Sanatoriums-Anlage. In: Innen-Dekoration. Reich-illustrierte kunstgewerbliche Zeitschrift für den gesamten inneren Ausbau. Band 33, März, 1922, S. 81–89, doi:10.11588/diglit.10456.31.
  • Die Bildwirkerei der Pillnitzer Werkstätten. In: Die Kunst. Band 27, 1926, ISSN 1435-747X, S. 127–132.

Literatur

  • Kerstin Dörhöfer: Pionierinnen in der Architektur. Eine Baugeschichte der Moderne. Wasmuth Verlag, Tübingen 2004, ISBN 3-8030-0639-2.
  • Arne Sildatke: Flusslauf und Stadtentwicklung. Marie Frommers Dissertation als Beitrag zur Theorie des Städtebaus (1919). In: Katia Frey, Eliana Perotti (Hrsg.): Theoretikerinnen des Städtebaus. Texte und Projekte für die Stadt. Dietrich Reimer, Berlin 2015, ISBN 978-3-496-01532-1, S. 125–153.
  • Ines Sonder: Marie Frommer. Projekte zwischen Berlin und Exil in New York / Projects Between Berlin and Exile in New York. In: Mary Pepchinski, Christina Budde, Wolfgang Voigt, Peter Cachola Schmal (Hrsg.): Frau Architekt. Seit mehr als 100 Jahren: Frauen im Architekturberuf. Wasmuth, Tübingen / Berlin 2017, ISBN 978-3-8030-0829-9, S. 141–145.
  • Myra Warhaftig: Deutsche jüdische Architekten vor und nach 1933. Das Lexikon. Dietrich Reimer, Berlín 2005, ISBN 3-496-01326-5.

Einzelnachweise

  1. Einzigartige Dissertation in der SLUB: Marie Frommers „Flusslauf und Stadtentwicklung“. SLUB Dresden, 2. Februar 2021, abgerufen am 2. Februar 2021.
  2. Frommer, Dr. Ing. Marie auf frauenbildungshaus-dresden.de, abgerufen am 7. September 2021 (pdf; dort auf S. 31)
  3. BauNetz: Die Neuen kommen! - Ausstellung in Itzehoe über moderne Architektinnen. 13. Juli 2006, abgerufen am 16. März 2021.
  4. dpr-barcelona: Forgotten Architects | Pentagram. In: arkinet. 10. Dezember 2009, abgerufen am 16. März 2021 (englisch).
  5. Ditta Ahmadi, Peter Güttler (Bearb.): Bauten für Handel und Gewerbe – Handel. (= Berlin und seine Bauten, Teil VIII, Band A.) Ernst & Sohn, Berlin 1978, ISBN 3-433-00824-8.
  6. a b c Myra Warhaftig: Deutsche jüdische Architekten vor und nach 1933. Das Lexikon. Dietrich Reimer, Berlín 2005, ISBN 3-496-01326-5.