Mariahilf (Gemeinde St. Jakob in Defereggen)

Mariahilf (Rotte)
Mariahilf (Gemeinde St. Jakob in Defereggen) (Österreich)
Basisdaten
Pol. Bezirk, BundeslandLienz (LZ), Tirol
Pol. GemeindeSt. Jakob in Defereggen
OrtschaftOberrotte
Koordinaten46° 54′ 46″ N, 12° 17′ 55″ Of1
Höhe1430 m ü. A.
Einwohner der stat. Einh.86 (1981)
Postleitzahl9963f1
Statistische Kennzeichnung
Zählsprengel/ -bezirkSt. Jakob in Defereggen (70724 000)
Bild
Blick von Ranach auf Mariahilf
Quelle: STAT: Ortsverzeichnis; BEV: GEONAM; TIRIS
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Mariahilf, früher auch Bruggen, ist eine Rotte der Fraktion Oberrotte in der Gemeinde St. Jakob in Defereggen im Defereggental (Osttirol).

Geographie

Die Rotte liegt am Talboden des Defereggentals bzw. am linken, nördlichen Ufer der Schwarzach. Östlich bildet die Oberberg Runsen die Grenze zum Weiler Ranach, westlich befindet sich der als Vorderladstatt bezeichnete Teil der Rotte Ladstatt. Am gegenüberliegenden, südlichen Ufer der Schwarzach liegt das Dorf Rinderschinken. Erreichbar ist die Rotte über die Defereggentalstraße, die im nördlichen Teil der Siedlung durch das Dorf führt. Über diese Straße ist Mariahilf durch die Buslinie 953 und die Busstation St. Jakob i. D. Mariahilf Dorf an den öffentlichen Verkehr angebunden.

Die Rotte Mariahilf umfasst 25 Hausnummern, wobei einige Doppelhäuser bestehen (Stand November 2022). Die traditionellen Hofstellen sind heute in der Unterzahl, es sind dies die Bauernhöfe Tschupper (Oberrotte 20a), Lipperschneider (Oberrotte 20b), Schusters (Oberrotte 21a), Stefflis (Oberrotte 24), Troger Schneider (Oberrotte 57) und Lampert (Oberrotte 68). Bewirtschaftet werden jedoch nur noch die Hofstellen Lipperschneider (auch Lippinger genannt) sowie Stefflis.

Geschichte

Die Besiedelung von Mariahilf geht auf die Schwaige (Urhof) Bruggen zurück, deren Name sich von Brücke über die Schwarzach nach Rinderschinken ableitet. Die Schwaige unterstand der Grundherrschaft des Schloss Bruck in Lienz. Mehrere Rauten (Neurodungen), die von der Schwaige aus gegründet wurden, wurden als Lehen der Herrschaft Lienz vergeben. Sie befanden sich auf der Schattenseite des Tals, die älteste trug den Namen Eggenfuß.[1]

Mariahilf wird von der Statistik Austria 1923 als Bruggen mit sieben Wohngebäuden und 29 Einwohnern ausgewiesen.[2] 1951 erwähnt die Volkszählung die Rotte Mariahilf (auch Bruggen) mit 12 Gebäuden und 49 Einwohnern.[3] 1961 lebten in der Rotte 83 Menschen in 13 Wohngebäuden,[4] 1971 waren es 107 Menschen in 19 Häusern.[5] 1981 wurde die Einwohnerzahl von Mariahilf letztmals in einem Ortsverzeichnis ausgewiesen. Zu dieser Zeit lebten in der Rotte 86 Menschen in 16 bewohnten Gebäuden. Insgesamt gab es in der Siedlung 21 Gebäude bzw. Hausnummern.[6]

Bauwerke und sakrale Kunst

Bauernhof Schusters
Stöffliskapelle

Das Tiroler Kunstkataster weist für Mariahilf neun Einträge auf. Der Eintrag mit der ältesten Datierung bezieht sich auf das Wohngebäude des Bauernhofs Schusters (Oberrotte 21a und 21b), das aus der Teilung des Schwaighofes Bruggen entstand. Das einzig erhaltene, nicht umgebaute Doppelwohnhaus mit Mittelflurgrundriss war bereits 1779 materiell geteilt und stammt vermutlich aus dem 17. Jahrhundert mit hangseitigem Anbau aus dem 19. Jahrhundert. Beim Gebäude handelt es sich um einen zweigeschoßigen Kantblockbau auf Bruchsteinfundament mit flachem Satteldach und umlaufenden Söller. Die Teilung des Gebäudes erfolgte entlang des in Firstrichtung verlaufenden Flurs.[7][8] Das Wirtschaftsgebäude des zu 21a gehörenden Teils der Hofstelle Schusters existiert heute nicht mehr, das zur 21b gehörende, in kombinierter Holzbauweise errichtete Wirtschaftsgebäude stammt aus dem Jahr 1940.[9] Als weiterer Bauernhof ist der Einhof Stefflis im Kunstkataster registriert. Es handelt sich um einen nach 1880 errichteten, quergeteilten, dreigeschoßigen Einhof, der teils gemauert, teil in Holzbauweise ausgeführt wurde.[10] Zum Hof gehört auch eine erhaltene Waschhütte aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts. Beim Appartementhaus Zollhaus handelt es sich um das ehemalige Alte Zollhaus. Es wurde in den frühen 1920er Jahren als zweigeschoßiger Mauerbau mit Satteldach errichtet und 2016 in ein Ferienwohnhaus umgebaut.[11]

In Mariahilf besteht mit der Stöffliskapelle ein kleines sakrales Bauwerk. Der turmlose, rechteckige Bau mit schindelgedecktem Satteldach aus dem Jahr 1913 ist der Passion Christi geweiht (Unser Herr im Elend).[12] Schräg gegenüber befindet sich ein Wegkreuz aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.[13]

Einzelnachweise

  1. Hans Ladstätter: Die Namen der Schwaigen und Familien in Defereggen. In: Osttiroler Heimatblätter. Heimatkundliche Beilage des „Osttiroler Bote“. Nr. 7, 27. Juli 1967
  2. Bundesamt für Statistik (Hrsg.): Ortsverzeichnis von Österreich. Bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 7. März 1923. Wien 1930, S. Tir. 6
  3. Österreichisches Statistisches Zentralamt (Hrsg.): Ortsverzeichnis von Österreich. Bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Juni 1951. Wien 1953, S. 203 Tir.
  4. Österreichisches Statistisches Zentralamt (Hrsg.): Ortsverzeichnis von Österreich. bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 21. März 1961 nach dem Gebietsstand vom 1. Januar 1964. Wien 1965, S. T. 300
  5. Österreichisches Statistisches Zentralamt (Hrsg.): Ortsverzeichnis 1971. Bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 12. Mai 1971. Tirol Wien 1974, S. 71
  6. Österreichisches Statistisches Zentralamt (Hrsg.): Ortsverzeichnis 1981. Tirol. Wien 1984, S. 121
  7. Wohngebäude eines Paarhofes, materiell geteilt, Mittelflurgrundriss, Schusters. In: Tiroler Kunstkataster. Abgerufen am 9. November 2022.
  8. Wohngebäude eines Paarhofes, materiell geteilt, Mittelflurgrundriss, Schusters. In: Tiroler Kunstkataster. Abgerufen am 9. November 2022.
  9. Wirtschaftsgebäude eines Paarhofes, Schusters. In: Tiroler Kunstkataster. Abgerufen am 9. November 2022.
  10. Einhof, quergeteilt, Mittelflurgrundriss, Stefflis. In: Tiroler Kunstkataster. Abgerufen am 9. November 2022.
  11. Appartementhaus Zollhaus, ehemaliges Altes Zollhaus. In: Tiroler Kunstkataster. Abgerufen am 9. November 2022.
  12. Wegkapelle, Kapelle Unser Herr im Elend, Stöffliskapelle. In: Tiroler Kunstkataster. Abgerufen am 9. November 2022.
  13. Wegkreuz. In: Tiroler Kunstkataster. Abgerufen am 9. November 2022.

Weblinks

Commons: Mariahilf – Sammlung von Bildern

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Mariahilf - Kapelle Außen.JPG
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