Maria Roggendorf

Maria Roggendorf (Dorf)
Ortschaft
Katastralgemeinde Roggendorf
Maria Roggendorf (Österreich)
Basisdaten
Pol. Bezirk, BundeslandHollabrunn (HL), Niederösterreich
GerichtsbezirkHollabrunn
Pol. GemeindeWullersdorf
Koordinaten48° 37′ 7″ N, 16° 8′ 11″ Of1
Höhe242 m ü. A.
Einwohner der Ortschaft120 (1. Jän. 2023)
Gebäudestand59 (2001f1)
Fläche d. KG2,9 km²
Postleitzahl2041f1
Statistische Kennzeichnung
Ortschaftskennziffer03879
Katastralgemeinde-Nummer09045
Zählsprengel/ -bezirkMaria Roggendorf (31051 002)
Bild
Ortszentrum mit Wallfahrtskirche, Pfarrhof und Kriegerdenkmal
Quelle: STAT: Ortsverzeichnis; BEV: GEONAM; NÖGIS
f0
120

Maria Roggendorf (früher Roggendorf) ist ein Marienwallfahrtsort mit 120 Einwohnern. (Stand 1. Jänner 2023[1]) Der Ort ist eine Ortschaft und ein Katastralgemeinde der Gemeinde Wullersdorf im Bezirk Hollabrunn in Niederösterreich.

Geografie

Maria Roggendorf liegt nördlich im westlichen Weinviertel in Niederösterreich im politischen Bezirk Hollabrunn. Die angrenzenden Ortschaften sind u. a. Hart-Aschendorf und Wullersdorf.

Geschichte

Der Ortsname Ruchendorf wurde 1230 erstmals urkundlich erwähnt, in der frühen Neuzeit bestand hier die Herrschaft Ruckhendorff des später ausgestorbenen Adelsgeschlechtes der Ruckhendorffer (Wappen: gespalten, vorne viermal schräglinks von Gold und Blau geteilt, hinten Silber ohne Bild). 1784 wurde Roggendorf ein Lokalvikariat und 1782 eine selbstständige Pfarre.

Laut Adressbuch von Österreich waren im Jahr 1938 in der Ortsgemeinde Roggendorf ein Eier- und Butterhändler, ein Dachdecker, ein Fleischer, ein Gastwirt, ein Gemischtwarenhändler und ein Schneider ansässig.[2]

Am 22. Juli 1971 beschloss der Gemeinderat die Änderung des Ortsnamens in „Maria Roggendorf“.

Marienwallfahrt

Gnadenbild in der Wallfahrtskirche

Seit 1291 ist im Ort eine Marienkapelle belegt, die damals Filialkirche von Nappersdorf war. Ab dem 15. Jahrhundert entwickelte sich eine Marienwallfahrt. 1653 wurde die von Joh. Angelo Canevale erbaute Wallfahrtskirche Maria Geburt fertiggestellt. Nach einem Brand im Jahre 1695 wurde das Gotteshaus von Carlo Antonio Carlone neu aufgebaut und erhielt die heutige Gestalt.

Im 18. Jahrhundert erreichte die Wallfahrt mit mehr als 5000 Pilgern bei großen Marienfesten ihren Höhepunkt. Joseph II. verbot 1785 die Marienwallfahrten. Ab 1924 gab es wieder öffentliche Wallfahrten zum Fest Maria Geburt am 8. September.

Maria Roggendorf verfügt über zwei Gnadenbilder. Ursprünglich wurde wohl die spätgotische Strahlenkranzmadonna (eine Holzplastik) hauptsächlich verehrt, wie die Wallfahrtsbildchen zeigen. Seit den Monatswallfahrten rückte die auf Leder gemalte „zärtliche Muttergottesdarstellung“ (siehe Abbildung) in den Mittelpunkt der marianischen Frömmigkeit.

Hans Hermann Groër, der spätere Erzbischof von Wien, begann am 13. Oktober 1969 mit Monatswallfahrten im Geist von Fátima, dem bedeutendsten Wallfahrtsort in Portugal. Am 6. August 1988 erhob Papst Johannes Paul II. die Wallfahrtskirche mit dem Apostolischen Schreiben Intra Vindobonensis zur Basilica minor.[3] Im März 1995 wurden gegenüber Groër schwere Vorwürfe wegen sexuellen Missbrauchs erhoben.[4] Infolge dieses Skandals trat Groër am 6. April 1995 als Vorsitzender der Bischofskonferenz zurück und zog sich in das von ihm gegründete Zisterzienserinnenkloster Marienfeld, ca. einen Kilometer von Maria Roggendorf entfernt, zurück. Am 1. September 1996 übertrug man ihm wieder ein kirchliches Amt als Prior des Klosters St. Josef in Maria Roggendorf. Dieses Amt musste er ebenfalls aufgeben, nachdem Anfang 1998 weitere Vorwürfe aufgetaucht waren. Ab Oktober 1998 lebte Groër zurückgezogen in Marienfeld.

Klöster

Bei Maria Roggendorf befinden sich zwei Klöster:

Persönlichkeiten

  • Lambert Karner, Pfarrer, Speläologe und Archäologe, war hier Pfarrer

Literatur

  • Augustinus Andre: Wallfahrt für die Kirche. Salterrae-Schriftenapostolat, Maria-Roggendorf 1986, ISBN 3-900978-02-6.
  • Hans Hermann Groër: Festschrift Weihe der neuen Orgel der Basilika Maria Roggendorf. Wallfahrtsdirektion, Maria Roggendorf 1994.
  • Hermann Maurer: Andachtsbilder von Maria Roggendorf. Unsere Heimat 73, 2002, S. 220ff.
  • Hermann Maurer: Ein weiteres Andachtsbild von Maria Roggendorf. Unsere Heimat 74, 2003, S. 37ff.
  • Gottfried Holzer: Maria Roggendorf. 2. Auflage. Dom, Wien 1986, ISBN 3-85351-104-X.

Weblinks

Commons: Maria Roggendorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistik Austria: Bevölkerung am 1.1.2023 nach Ortschaften (Gebietsstand 1.1.2023), (ODS, 500 KB)
  2. Adressbuch von Österreich für Industrie, Handel, Gewerbe und Landwirtschaft, Herold Vereinigte Anzeigen-Gesellschaft, 12. Ausgabe, Wien 1938 PDF, Seite 419
  3. Johannes Paul II.: Intra Vindobonensis. In: vatican.va. 1988, abgerufen am 28. Oktober 2020 (Latein).
  4. Hollabrunn ist überall, DER SPIEGEL, 15/1995.
  5. www.kloster-stjosef.at
  6. Klostergemeinschaft. In: kloster-stjosef.at. Abgerufen am 28. Oktober 2020.

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Maria Roggendorf - Kirche, Gnadenbild.JPG
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Gnadenbild in der Wallfahrts- und Pfarrkirche Mariä Geburt in Maria Roggendorf, ein Ortsteil der niederösterreichischen Marktgemeinde Wullersdorf.
Das auf Leder gemalte Gnadenbild soll vom Verwalter des Raffelhofs gestiftet worden sein (um 1450). Am 14. September 1969 wurde das restaurierte Gnadenbild auf Initiative des damaligen Religionsprofessors in Hollabrunn und späteren Erzbischofs von Wien, Hans Hermann Kardinal Groër, neu aufgestellt und geweiht. Damit wollte Groër einen Neubeginn der Wallfahrt forcieren.
Maria Roggendorf - Ortszentrum.JPG
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Ostansicht des Ortszentrums von Maria Roggendorf, ein Ortsteil der niederösterreichischen Marktgemeinde Wullersdorf, mit der ortsbildbeherrschenden Wallfahrts- und Pfarrkirche Mariä Geburt, dem angebauten Pfarrhof, der heute als Benediktinerkloster St. Josef genutzt wird, und davor das Kriegerdenkmal.