Maria Jeritza

Maria Jeritza
Schallplatte von Maria Jeritza (Berlin 1914)

Maria Jeritza, eigentlich Maria Marcellina Jedlicka,[1] auch Mizzi Jedlitzka und Marie Jedličková, (* 6. Oktober 1887 in Brünn, Österreich-Ungarn; † 10. Juli 1982 in Orange, New Jersey) war eine tschechisch-österreichisch-amerikanische Opernsängerin (Sopran). Sie galt als eine der letzten Primadonne assolute.

Leben und Karriere

Marie Jedlicka wurde als Tochter eines Handwerkers in der mährischen Hauptstadt Brünn geboren; sie hatte vier Geschwister.[2] Im selben Haus, eine Etage unter ihr, wohnte der später berühmte Komponist und Kapellmeister Robert Stolz, der ihr einen jüdischen Kantor als ersten Gesanglehrer vermittelte.[2] Jedlicka studierte zunächst Klavier, Geige, Cello und Harfe am Brünner Konservatorium. Um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen, arbeitete sie als Stubenmädchen in einem Brünner Hotel.[2] Sie erhielt in der Folge eine Gesangsausbildung in Brünn, die sie später in Prag fortsetzte, und begann als Choristin am Brünner Stadttheater. 1905 gab sie am Stadttheater Olmütz ihr Debüt als Elsa im Lohengrin, trat 1910 als Operettensopranistin am Münchner Künstlertheater auf und wurde im selben Jahr an die Wiener Volksoper engagiert, wo sie 1911 die Blanchefleur in der Uraufführung der Oper Der Kuhreigen von Wilhelm Kienzl sang. Im selben Jahr feierte sie als Offenbach-Interpretin unter der Regie von Max Reinhardt große Erfolge in München.[1] 1912 veranlasste Kaiser Franz Joseph I. von Österreich (der Jeritza bereits 1910 in Bad Ischl gehört hatte[3]) ihre Berufung an die Wiener Hofoper, an der sie als Primadonna assoluta große Erfolge feierte. Ebenfalls 1912 übernahm sie als Gast an der Stuttgarter Hofoper die Titelpartie in der Uraufführung der Ariadne auf Naxos von Richard Strauss. 1919 trat sie an der Wiener Staatsoper in der Uraufführung von Die Frau ohne Schatten in der Rolle der Kaiserin auf und gab in der Folge Gastspiele an allen großen europäischen Opernhäusern.

Von 1921 bis 1932 gehörte Jeritza zum Ensemble der New Yorker Metropolitan Opera, wo sie als Marietta in Erich Wolfgang Korngolds Oper Die tote Stadt debütierte. Anschließend kehrte sie an die Wiener Staatsoper zurück. 1928 war sie in der Wiener Erstaufführung der Ägyptischen Helena von Hugo von Hofmannsthal und Richard Strauss an der Seite von Gunnar Graarud zu sehen; es dirigierte der Komponist. Neben ihren Opernauftritten nahm sie auch Schallplatten auf; ihren einzigen Filmauftritt hatte sie mit der Hauptrolle in Wilhelm Thieles 1933 gedrehter Filmoperette Großfürstin Alexandra. Sie war zu diesem Zeitpunkt bereits 45 Jahre alt.

Während des Zweiten Weltkrieges arbeitete sie auf ihrem Gut in New Jersey mit, pflegte und sang für verwundete Soldaten.[4] Nach dem Krieg beteiligte sie sich mit hohen Geldspenden am Wiederaufbau der zerstörten Wiener Staatsoper.

Ihr Sommerdomizil hatte Jeritza von 1925 bis 1951 in Unterach am Attersee in einer prächtigen Seevilla, der vormaligen Villa Eckstein, die sie 1930 umbauen ließ. Im selben Haus hatte in den Jahren 1888–1890 der Komponist Hugo Wolf geurlaubt.[5] Das später über längere Zeit verfallene Gebäude wurde von den neuen Besitzern mittlerweile renoviert. Im Gedenken an den einstigen berühmten Sommergast heißt die Hauptstraße von Unterach heute „Maria-Jeritza-Straße“. Die Künstlerin war in ihrer Sommerfrische für ihre besonders extravaganten Hüte bekannt, mit denen sie zur Sonntagsmesse über den Dorfplatz schritt. Ebenso gab sie jeden Sommer ein Sommerfest für die Unteracher Kinder.[3]

Privatleben

Der erste Ehemann von Marie Jedličková aus Brünn hieß Wiener; diese Ehe dauerte jedoch nur zwei Jahre. Die geschiedene junge Operndiva heiratete mit 32 Jahren am 13. März 1919 den österreichischen Baron Friedrich Leopold Freiherr Popper von Podhragy (1886–1986), Eigentümer des Wiener Bankhauses Hermann Korti & Co. Mit dem Adelsaufhebungsgesetz 1919 verloren sie die Namensprivilegien. Mit ihm erwarb sie Gut und Schloss Unternberg bei St. Corona am Wechsel in Niederösterreich und ließ es in der Folge renovieren.[6] Nach einer erneuten Scheidung heiratete Jeritza am 29. Juli 1935 im kalifornischen Santa Barbara den damals 51-jährigen Filmmagnaten und Vizepräsident der Fox Film Corporation Winfield Richard („Winnie“) Sheehan (1883–1945). Mit ihrem dritten Ehemann lebte sie in Hollywood und später in New York.[7] Als seine Witwe heiratete sie 1948 zum vierten Mal, diesmal den Geschäftsmann Irving Seery aus New Jersey, wohin sie auch gleichzeitig übersiedelte und bis zu ihrem Lebensende 1982 wohnte.

Maria Jeritza fand auf dem Heiligkreuzfriedhof (Holy Cross Cemetery) in North Arlington, New Jersey, ihre letzte Ruhestätte. Bereits 1924 war ihre Autobiographie unter dem Titel Sonne und Gesang erschienen. Richard Strauss widmete ihr 1948 seine letzte vollendete Komposition, das Lied „Malven“ („Der geliebten Maria, diese letzte Rose!“).

Im Jahr 1996 wurde in Wien-Donaustadt (22. Bezirk) der Maria-Jeritza-Weg nach ihr benannt.

Auszeichnungen

Autobiografie

  • Sunlight and Song. A Singer's Life. Übersetzung Frederick H. Martens. London: Appleton, 1924

Literatur

  • Ernst Decsey: Maria Jeritza. Ein Porträt. Fischer, Wien 1931.
    (57 Fotos in ihren Rollen und 25 Seiten, deutsch und englisch.)
  • Dietmar Grieser: Maria Jeritza. Da capo für den Kaiser. In: Nachsommertraum. 5., durchgesehene Auflage. NP-Buchverlag, St. Pölten/Wien/Linz 2003, ISBN 3-85326-223-6, S. 159.
  • Maria Jeritza: Sunlight and Song. A Singer's Life. (Originaltitel: Sonne und Gesang. Eine Autobiografie mit 37 Jahren.) Aus dem Deutschen von Frederick H. Martens. D. Appleton and Company, New York 1924.
  • Dietrich Arndt: Bagage! Reigen um eine Sängerin. Fiba, Wien 1931.
    (Skandalöser Bericht eines angeblichen Dienstmädchen der Sängerin Maria Jeritza.)
  • Robert Werba: Maria Jeritza. Primadonna des Verismo. Österreichischer Bundesverlag, Wien 1981, ISBN 3-215-04365-3.
  • Dietmar Grieser: To Gustl with best wishes. Maria Jeritza und August Prossinger In: Die guten Geister. Sie dienten den Großen dieser Welt – Köchin, Butler, Sekretär. 2. Auflage. Amalthea, Wien 2008, ISBN 978-3-85002-662-8, S. 59ff.
  • Wilhelm von Wymetal: Marie Jeritza. Wiener Literarische Anstalt, Wien 1922 (Reihe: Die Wiedergabe).
Lexikaeinträge

Weblinks

Commons: Maria Jeritza – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. a b oe1.orf.at: Das Phänomen Maria Jeritza. Abgerufen am 5. August 2021.
  2. a b c Maria Jeritza – Atterwiki. Abgerufen am 5. August 2021.
  3. a b Dietmar Grieser: Nachsommertraum. 1. Auflage. Niederösterreichisches Pressehaus, St. Pölten 1993, ISBN 3-85326-985-0, S. 133–143.
  4. ANNO, Salzburger Nachrichten, 1945-10-18, Seite 4. Abgerufen am 5. August 2021.
  5. Villen in Unterach – Atterwiki. Abgerufen am 5. August 2021.
  6. Wolf A. Popper: Wolf Popper family collection. Leo Baeck Institut, Center for Jewisch History, Ort= New York, 2008, S. 71 (cjh.org).
  7. Married. In: Time, 19. August 1935
  8. For videnskab og kunst medaljen Ingenio et arti. In: Litterære priser, medaljer, legater mv. litteraturpriser.dk, abgerufen am 5. Dezember 2021 (dänisch). Liste der Empfänger Ingenio et arti .
  9. Auszeichnung der Kammersängerin Maria Jeritza. In: Innsbrucker Nachrichten, 1. Oktober 1935, S. 2 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/ibn
  10. Radiobericht über die Überreichung des Ehrenringes der Stadt Wien an Kammersängerin Maria Jeritza durch Stadtrat Gertrude Sandner im Österreichischen Generalkonsulat in New York im Onlinearchiv der Österreichischen Mediathek
  11. Die Kammersängerin Maria Jeritza (…). In: Arbeiter-Zeitung. Wien 18. Oktober 1969, S. 8, Spalte 2, unten.

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Walter Joseph Donnelly (1896–1970), US-Hochkommissar in Österreich, Maria Jeritza (1887–1982) und Egon Hilbert (1899–1968), beim Empfang anlässlich der Salzburger Festspiele im Schloss Kleßheim.
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