Mariä Opferung (Birrekoven)

Kapelle St. Mariä Opferung

Daten
OrtAlfter-Birrekoven
ArchitektEgon Winkens (Bonn)
BauherrKapellenbauverein, Vorsitz: Alfred Krupp
Bauzeit1955–1956
Koordinaten50° 43′ 37,8″ N, 7° 0′ 34,3″ O
Holzkreuz hinter dem Altar

Mariä Opferung, auch Birrekovener Kapelle, Marienkapelle oder Mutter-Gottes-Kapelle ist eine katholische Kapelle im Ortsteil Birrekoven der Gemeinde Alfter im nordrhein-westfälischen Rhein-Sieg-Kreis. Das Patrozinium Mariä Opferung wird am 21. November gefeiert.

Die Grundsteinlegung des heutigen Bauwerks erfolgte am 14. August 1955,[1]:10 die Benediktion am 24. November 1956 zum Patronatsfest.[1]:11

Geschichte

Das Votivkreuz

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wütete in Alfter die Pest. Die Birrekovener hatten gelobt, wenn sie von der in Alfter herrschenden Pest verschont blieben, aus Dankbarkeit ein prachtvoll gestaltetes Kreuz aufzurichten. Am 1. März 1710 errichteten sie in Birrekoven das „Chreutz zu Ehren der schmerzhaften Mutter Gottes“.[1]:41 Dort traf man sich im Freien, um Andachten zu halten.[2] Das Kreuz hat abgeflachte Balkenenden, auf dem Kreuz findet sich die Inschrift:

INRI ANNO 1710 DEN:1.MERTZ HABEN:WIR:DIES:CHREVTZ ZV EHREN DER SCHMERTZHAFFTEN MVTTER GOTTES
AVFE:LASEN:REICHTEN:DAS SIE:VNS:ALLEN:CHRETSTGLAVBIGEN:EIN:GETREWE:VOR
BEITTERIN WOLE:SEIN WAN:VNSERE SEELE VOR:DEM RICHTER GOTTES:WERDEN:ERSCHEINEN
VND MOGEN ALS:DAN:HÖREN:KOMBT IHR GERECHTE VND:BESITZ DAS:RICH MEINES VATTERS

Wegekreuz vor Nr. 46

Das Kreuz steht in der heutigen Kapelle hinter dem Altar, in den Vorgängerbauten fand es keinen Platz, sondern stand außerhalb.

Ein ähnliches Kreuz stand beim Gehöft Vianden. Beim Ausbau der Straße Birrekoven wurde es an die äußere Ecke des Grundstücks versetzt und steht somit heute auf der anderen Straßenseite in Höhe der Hausnummer 46. Über die genaue Datierung ist nichts bekannt, es trägt die Inschrift:

INRI DIESES KREUZ HAT MATHIAS SCHMITZ UND ANNA MARIA KREPS EHELEUT IN PIEREKOVEN
AUFRICHTEN LASEN ZU EHREN DES BITTEREN LEITEN UND STERBEN IESU

Erste Kapelle

Im Jahre 1713 wurde der Wunsch der Bewohner statt des Kreuzes eine Kapelle zu erhalten, unter Pfarrer Schäfer verwirklicht.[3] Die Kapelle entstand in Holzfachwerkbauweise mit dem Patronat „Mariä Opferung“ als gemeinsamer Gebetsraum und aus Dankbarkeit für die Verschonung von der Pest. In einer alten Überlieferung hatte der Bau von 1713 bereits ein Heiligenhaus als Vorgänger.[4]:6 Generalvikar Johann Arnold de Reux erteilte Vikar Werner Werber von Gielsdorf die Erlaubnis, in dem Kapellchen die heilige Messe zu lesen.[5] Für die Beleuchtung der Kapelle stiftete Anna Junkersdorf im Jahr 1720 100 Taler.[4]:7

Zweite Kapelle

Mariä Opferung (1876–1954)
Innenansicht
Außenansicht
Bilder undatiert

Im Jahre 1876 wurde die alte Kapelle durch einen Neubau ersetzt. Dieser war aus Stein gebaut, es dauerte jedoch bis zum Jahr 1913, dass dem Alfterer Pfarrer Karl Unkel die Erlaubnis erteilt wurde, die heilige Messe zu lesen. Die Kapelle entsprach damals den Bedürfnissen der 90 Birrekovener Einwohner, wurde dann aber im Laufe der Jahre für die wachsende Bevölkerung zu klein.[4]:7 Im Jahre 1954 gründete sich deshalb der „Kapellenbauverein“.[1]:41

Dritte Kapelle

„Marienbrünnchen“

Auf Initiative des Kapellenbauvereins unter dem Vorsitz von Alfred Krupp wurde eine neue Kapelle geplant, bei der die Anzahl der Sitzplätze von 12 auf 50 erhöht wurde. Der Entwurf einer architektonisch schlichten Kapelle wurde von Baurat Wilhelm Schlombs von der Dombauverwaltung Köln beigesteuert. Für Planerstellung und Bauleitung wurde der Architekt Egon Winkens aus Bonn gewonnen. Die Finanzierung des aus Bims gemauerten Bauwerks in Höhe von 15.000 DM stellte der Kapellenbauverein über Mitgliedsbeiträge und Spenden sicher.[1]:10

Zur Benediktion der Birrekovener Kapelle am 24. November 1956 erschienen viele Gläubige aus Birrekoven und Alfter, darunter Fürst Franz-Joseph zu Salm-Reifferscheidt-Dyck (als stellv. Vorsitzender des Kirchenvorstands) und Bürgermeister Johann Kreuzberg. Sie zogen am Patronatsfest „Mariä Opferung“ in einer Prozession zur fertig gestellten Kapelle. Diese wurde von Kaplan Erwin Duster feierlich benediziert. Die Birrekovener sind bis heute nicht nur stolz auf „ihr“ Gotteshaus, sie besuchen es auch regelmäßig zum Gebet, pflegen es und halten es in Ehren.[1]:11

1968 gefährdeten Wasserschäden durch Wasserquellen an der Westmauer das Mauerwerk und wurden mit einem Aufwand von 15.000 DM beseitigt. Eine Quelle wurde gefasst und dazu für 3.000 DM ein neues Marienbrünnchen nach einem Entwurf des Kölner Architekten Wilhelm Jungherz aus Porphyrstein errichtet.[1]:18

1976 wurde ein Kreuzweg für die Kapelle mit künstlerisch wertvollen Bronze-Reliefs aus Spenden der Kapellengemeinschaft angeschafft.[1]:25

Am 2. März 2006 beschloss der Kirchenvorstand, einige Fenster in der Birrekovener Kapelle zu erneuern. Die gesamten Kosten von 2.900 EUR übernahm die Jagdgenossenschaft After.[6]:7

Das 50-jährige Jubiläum der Benediktion der Birrekovener Kapelle vom 24. November 1956 wurde am 18. November 2006 mit einer hl. Messe am Patronatsfest „Maria Opferung“ mit großer Beteiligung der Birrekovener Bevölkerung festlich begangen. Bereits im September hatte bei gutem Wetter ein Jubiläums-Kapellenfest im Umkreis der Kapelle stattgefunden.[6]:8

Das Jubiläum 300 Jahre Birrekovener Kapelle (eigentlich 300 Jahre Pestkreuz) wurde im März 2010 mit einer heiligen Messe und anschließendem Umtrunk gefeiert.[6]:41

Sonstiges

Namen

Die Kapelle trägt den Weihetitel Mariä Opferung, daher ist dies der offizielle Name. Häufig wird sie aufgrund ihrer Lage in Birrekoven auch als Birrekovener Kapelle oder Kapelle Birrekoven bezeichnet. Da das Votivkreuz zu Ehren der schmerzhaften Mutter Gottes errichtet wurde, wird im Ort gelegentlich auch von der Mutter-Gottes-Kapelle gesprochen.[4]:7 Die Gemeinde hat hinter der Kapelle eine neue Straße gebaut, diese trägt den Namen An der Marienkapelle.

Tradition

Literatur

  • Dechant Wilhelms Bergené, Pfarrer in Alfter (Hrsg.): Geschichte der Pfarre Alfter und der ehemaligen Filiale Roisdorf. Herold-Verlag, Köln August 1925, S. 21 f. (Herausgegeben zur Feier des 300jährigen Bestehens der Pfarre).
  • Hans Schneider: Kirchen und Kapellen der Gemeinde Alfter. Alfter 2019.
Commons: Mariä Opferung (Birrekoven) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • 60 jähriges Jubiläum der Grundsteinlegung zur Kapelle Birrekoven. (PDF) In: Unser Alfter, Nr. 22. Heimatverein, 2015, S. 5–9, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. Mai 2016;.
  • 300 Jahre Pestkreuz. Nikolaus Nolden, 2011;.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h Hans Ganslmeier: Chronik von 1955–2005 der Katholischen Kirchengemeinde St. Matthäus Alfter. Alfter Dezember 2005.
  2. Anmerkung: Die Quellen sind nicht eindeutig. Manche Quellen besagen, die Andachten hätten an dem Kreuz beim Hof Vianden stattgefunden. Das Kreuz dort ist undatiert, vieles spricht dafür, dass es erst nach der Kapelle errichtet wurde, deshalb fanden die Andachten wohl am Pestkreuz statt.
  3. Dechant Wilhelms Bergené, Pfarrer in Alfter (Hrsg.): Geschichte der Pfarre Alfter und der ehemaligen Filiale Roisdorf. Herold-Verlag, Köln August 1925, S. 21 f. (Herausgegeben zur Feier des 300jährigen Bestehens der Pfarre).
  4. a b c d 60 jähriges Jubiläum der Grundsteinlegung zur Kapelle Birrekoven. (PDF) In: Unser Alfter, Nr. 22. Heimatverein, 2015, S. 5–9, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. Mai 2016; abgerufen am 29. April 2023.
  5. Urkunde vom 28. Juni 1720 in Annalen d. historischen Vereins für den Niederrhein insbesondere die alte Erzdiöcese Köln XX 244/45.
  6. a b c Hans Ganslmeier: Chronik der Katholischen Kirchengemeinde St. Matthäus Alfter – Jahre 2006 – 2013. Alfter Januar 2014.

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Außenansicht der zweiten Kapelle (1876–1954)
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Glockenturm und Haube der Kirche St. Matthäus in Alfter
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Wegekreuz in Alfter vor Birrekoven Haus Nr. 46
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Mutter-Gottes-Kapelle in Alfter-Birrekoven: Wasserquelle und Relief bei der Kapelle.
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Mutter-Gottes-Kapelle in Alfter-Birrekoven: Ansicht vom Schlebendgesweg.
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Innenraum der Birrekovener Kapelle
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Mutter-Gottes-Kapelle in Alfter-Birrekoven: Holzkreuz in der Kapelle.
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Innenraum der zweiten Birrekovener Kapelle Mariä Opferung (1876–1954)