Margarethe von Trotta

Margarethe von Trotta bei der Berlinale 2023
Margarethe von Trotta, 2019

Margarethe von Trotta (* 21. Februar 1942 in Berlin) ist eine deutsche Schauspielerin, Regisseurin und Drehbuchautorin.

Leben

Kindheit und Jugend

Als Staatenlose verbrachte Margarethe von Trotta ihre Kindheit und Jugend mit ihrer Mutter Elisabeth von Trotta, Nachfahrin eines deutsch-baltischen Adelsgeschlechtes, in Düsseldorf. Ihr Vater ist der Maler und Illustrator Alfred Roloff. Nach bestandener Mittlerer Reife besuchte sie zwei Jahre lang die Höhere Handelsschule und arbeitete danach in einem Büro.

Karriere

Ihre ersten Filmerfahrungen sammelte sie Ende der 1950er-Jahre anlässlich eines Paris-Aufenthalts. Das Abitur holte sie 1960 am Theodor-Fliedner-Gymnasium in Düsseldorf-Kaiserswerth nach und begann anschließend in Düsseldorf ein Kunststudium. Sie wechselte nach München, um dort Germanistik und Romanistik zu studieren. Auch dieses Studium brach sie ab, um an einer Schauspielschule in München Unterricht nehmen zu können. 1964 hatte sie ihren ersten größeren Auftritt in Dinkelsbühl.

Nach Auftritten in Stuttgart spielte sie 1969/1970 am Kleinen Theater am Zoo in Frankfurt am Main. Ab 1968 wirkte sie als Schauspielerin nur noch in Filmen, etwa von Volker Schlöndorff und Eberhard Hauff. In dieser Zeit übernahm sie auch Rollen in vier Filmen von Rainer Werner Fassbinder. Seit 1977 führt sie selbst Regie und hat Drehbücher geschrieben.

Engagement

1978 klagte sie gemeinsam mit Alice Schwarzer, Erika Pluhar, Inge Meysel und vier weiteren Frauen erfolglos gegen die ihrer Meinung nach sexistischen Titelbilder des Boulevardmagazins Stern.[1] Zwar wurde dieser Prozess verloren, dennoch gilt er als populärer Beginn im Kampf gegen Pornografie und Frauenfeindlichkeit. Mit ihrem Film Die bleierne Zeit erregte „erstmals der Film einer Frau die Internationale Aufmerksamkeit“, indem er bei den Filmfestspielen in Venedig 1981 den Goldenen Löwen gewann.[2]

Persönliches

Durch ihre Eheschließung mit dem Verlagslektor Jürgen Moeller erhielt sie 1964 die deutsche Staatsbürgerschaft. Aus dieser Ehe, die 1969 geschieden wurde, stammt ihr 1965 geborener Sohn, der Historiker und Regisseur[3][4] Felix Moeller. Von 1971 bis 1991 war sie mit dem Regisseur Volker Schlöndorff verheiratet. Nach dem Tod ihrer Mutter erfuhr sie von der Existenz einer 15 Jahre älteren Halbschwester.[5] Margarethe von Trotta lebte nach ihrer Trennung von Volker Schlöndorff zunächst in Italien und heute in Paris und München.

Filmografie

Margarethe von Trotta (2007)

Darstellerin

Regie und Drehbuch

Auszeichnungen

Stern von Margarethe von Trotta auf dem Boulevard der Stars in Berlin (2011)

Von Trotta ist Mitglied der Europäischen Filmakademie, der Deutschen Filmakademie,[6] der Akademie der Künste Berlin, Chevalier des Ordre des Arts et des Lettres, Offizier der Ehrenlegion. Im Wintersemester 2013/14 übernahm Margarethe von Trotta die Mercatorprofessur an der Universität Duisburg-Essen.[7]

Literatur

  • Renate Möhrmann: Frauen erobern sich einen neuen Artikulationsort: den Film. In: Hiltrud Gnüg, Renate Möhrmann (Hrsg.): Frauenliteraturgeschichte. Schreibende Frauen vom Mittelalter bis zur Gegenwart. J. B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1985, ISBN 3-476-00585-2, S. 434–452, insbes. S. 449.
  • Antje Kahnt: Düsseldorfs starke Frauen – 30 Portraits. Droste, Düsseldorf 2016, ISBN 978-3-7700-1577-1, S. 169–174.
  • Thilo Wydra: Gegenwärtig sein – Margarethe von Trotta. Gespräche. Kampa Verlag, Zürich 2022, ISBN 978-3-311-14035-1.
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 8: T – Z. David Tomlinson – Theo Zwierski. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 59 f.
  • Dinara Maglakelidze, Interview mit Margarethe von Trotta. In: Nationale Identitäten in den westdeutschen und georgischen Autorenfilmen. VDM Verlag, Dr. Müller, 2008, ISBN 978-3-8364-9006-1, S. 232–239
  • Thilo Wydra: Margarethe von Trotta – Filmen, um zu überleben. Henschel, Berlin 2000, ISBN 3-89487-359-0.
  • Andreas Jacke: Écriture féminine im internationalen Film: Margarethe von Trotta, Claire Denis, Chantal Akerman und Sofia Coppola. Psychosozial-Verlag, Gießen 2022, ISBN 978-3-8379-3149-5.
  • Thilo Wydra: Rosenstraße. Die Geschichte. Die Hintergründe. Die Regisseurin. Nicolai, Berlin 2003, ISBN 3-89479-086-5.
  • Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who's who. 24. Ausgabe. Schmidt-Römhild, Lübeck 1985, ISBN 3-7950-2005-0, S. 1263.
  • Gero von Boehm: Margarethe von Trotta. 24. August 2003. Interview in: Begegnungen. Menschenbilder aus drei Jahrzehnten. Collection Rolf Heyne, München 2012, ISBN 978-3-89910-443-1, S. 426–434

Weblinks

Commons: Margarethe von Trotta – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Chronik der neuen Frauenbewegung (Memento vom 26. Juni 2011 im Internet Archive) auf Frauenmediaturm.de
  2. Renate Möhrmann 1985, S. 449.
  3. Felix Moeller | filmportal.de. Abgerufen am 26. November 2023.
  4. Talk mit Margarethe von Trotta & Felix Moeller. In: FILM OHNE GRENZEN. Abgerufen am 26. November 2023 (deutsch).
  5. Margarethe von Trotta lüftet ein Familiengeheimnis in: RP Online vom 16. Mai 2015.
  6. Margarethe von Trotta. In: deutsche-filmakademie.de. Deutsche Filmakademie, abgerufen am 8. März 2019.
  7. Mercatorprofessur an der UDE abgerufen am 11. Dezember auf www.uni-due.de
  8. Nominierungen für den Deutschen Regiepreis METROPOLIS 2018. Artikel vom 21. September 2018, abgerufen am 21. September 2018.
  9. https://www.deutsche-filmakademie.de/app/uploads/sites/3/2019/03/2019-03-06-DFP-2019_Ehrenpreis-an-Margarethe-von-Trotta.pdf abgerufen am 6. März 20109
  10. Deutscher Filmpreis: "Gundermann" gewinnt, tagesschau.de vom 3. Mai 2019, abgerufen am 4. Mai 2019
  11. Europäische Filmakademie ehrt Margarethe von Trotta. In: puls24.at/Agenturen. 23. August 2022, abgerufen am 23. August 2022.

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