Margarete van Ess

Margarete van Ess (* 1960) ist eine deutsche Vorderasiatische Archäologin.

Margarete van Ess und Massimo Osanna beim Akademientag 2015 in Berlin.

Leben

Margarete van Ess, Tochter des Islamwissenschaftlers Josef van Ess, studierte nach dem Abitur am Uhland-Gymnasium Tübingen von 1980 bis 1988 Vorderasiatische Archäologie, Altorientalistik sowie Ur- und Frühgeschichte an der Universität Tübingen und der Freien Universität Berlin. 1988 schloss sie den ersten Teil des Studiums mit einer Magisterarbeit zum Thema Keramik der Akkad- bis altbabylonischen Zeit aus Uruk ab. 1989 wurde van Ess wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung Bagdad des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI). Sie war hier unter anderem örtliche Leiterin bei den Ausgrabungen in Uruk/Warka und war für die Publikation mehrerer Fundgruppen verantwortlich. Die Promotion erfolgte 1996 an der FU Berlin bei Hans J. Nissen und H.G. Schmid mit der Schrift Die Architektur des Eanna-Heiligtums in Uruk zur Ur III- und altbabylonischen Zeit. Baukonzeption eines Heiligtums. Seit 1996 ist sie Wissenschaftliche Direktorin der Orient-Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts und Leiterin der Außenstelle Bagdad. 1997 begann van Ess mit der Leitung von Ausgrabungsprojekten in Baalbek-Douris und Baalbek sowie in Uruk und Sippar im Irak. 1998 war sie für die Einrichtung und Eröffnung eines Museums in Baalbek verantwortlich. Mit dem Ausbruch des Dritten Golfkrieges begann ab 2003 ein stärkeres Engagement für kulturpolitische Fragen, insbesondere für den Erhalt des archäologischen Erbes im Irak und darüber hinaus. Von Herbst 2004 bis 2010 war sie Koordinatorin eines von der European Science Foundation geförderten Projektes ARCANE (Associated Regional Chronologies for the Ancient Near East and the Eastern Mediterranean), seit 2007 ist van Ess zudem konzeptionelle Mitarbeiterin des Themenclusters 4 Heiligtümer des DAI. Seit 2003 ist eine aktive archäologische Arbeit im Irak nicht mehr möglich, weshalb van Ess die Leitung der Außenstelle in Bagdad nur kommissarisch versehen kann. Daneben war sie Zweite Direktorin der Orient-Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts. Im Herbst 2020 wurde sie Direktorin der Abteilung und löste damit Ricardo Eichmann ab, während Simone Mühl zweite Direktorin wurde.[1]

Van Ess ist seit 1996 ordentliches Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts, deutsches Mitglied des International Coordination Committee for the Safeguarding of the Cultural Heritage of Iraq der UNESCO und seit Mai 2004 gewählter Rapporteur der Organisation. Zudem ist sie seit Juni 2005 Mitglied des Sub-Committee for the protection, conservation and management of the archaeological site of Babylon der UNESCO. Bei der Zeitschrift Tempora - Annales d'histoire et d'archéologie gehört sie zum wissenschaftlichen Beirat. Mit Ricardo Eichmann gibt sie die Zeitschrift für Orient-Archäologie heraus.

Publikationen (Auswahl)

  • mit Friedhelm Pedde: Asphalt, Farbreste, Fritte, Fayence, Glas, Holz, Knochen, Elfenbein, Leder, Muschel, Perlmutt, Schnecke, Schilf, Textilien, von Zabern, Mainz 1992 (Ausgrabungen in Uruk-Warka, Bd. 7) ISBN 3-8053-1223-7
  • Herausgeberin mit Thomas Maria Weber: Baalbek. Im Bann römischer Monumentalarchitektur, von Zabern, Mainz 1999 (Zaberns Bildbände zur Archäologie/Sonderbände zur Antiken Welt) ISBN 3-8053-2495-2
  • Heliopolis – Baalbek, Forschen in Ruinen. Ausstellungsbroschüre, Das Arabische Buch, Berlin 1998 [2. Auflage 2001] ISBN 3-86093-309-4
  • Heliopolis – Baalbek. Rediscovering the ruins [Interaktive CD-ROM], 2001
  • Uruk. Architektur II. Von der Akkad- bis zur mittelbabylonischen Zeit, Teil I: Das Eanna-Heiligtum zur Ur III- und altbabylonischen Zeit [2 Bände], 2001 (AUWE 15) ISBN 3-8053-2812-5
  • als Hrsg.: Deutsches Archäologisches Institut, Orient-Abteilung – Außenstelle Baghdad. 50 Jahre Forschungen im Irak 1955–2005, 2005
  • als Hrsg.: Baalbek / Heliopolis. Results of Archaeological and Architectural Research 2002–2005, 2008 (Bulletin d'Archéologie et d'Architecture Libanaises, Hors Serie 4)
  • mit Elisabeth Weber-Nöldeke, Arnold Nöldeke: Briefe aus Uruk-Warka 1931–1939, Reichert, Reichert 2008 ISBN 978-3-89500-485-8

Weblinks

Commons: Margarete van Ess – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Zentraldirektion trifft wichtige Personalentscheidungen. 20. November 2020, abgerufen am 26. November 2020.

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Akademientag 2015 Berlin - Podium 'Bewahrung vor Zerstörung' 31.JPG
Autor/Urheber: Marcus Cyron, Lizenz: CC BY 3.0
Akademientag 2015 an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften im Akademiegebäude am Gendarmenmarkt. Thema: "Alte Welt heute: Perspektiven und Gefährdungen". Bild:Podiumsdiskussion 'Bewahrung vor Zerstörung', von rechts: der Klassische Archäologe Professor Massimo Osanna (rechts), Soprintendente von Pompeji, Herculaneum und Stabia; Vorderasiatische Archäologin Margarete von Ess, Wissenschaftliche Direktorin der Orient-Abteilung und Leiterin der Aussenstelle Bagdad des Deutschen Archäologischen Instituts.