Marcus Hirrius Fronto Neratius Pansa

Marcus Hirrius Fronto Neratius Pansa war ein im 1. Jahrhundert n. Chr. lebender römischer Politiker.

Die Anfänge der Laufbahn von Pansa lassen sich durch eine Inschrift in griechischer Sprache, die in Oinoanda gefunden wurde, wie folgt rekonstruieren. Seine erste bekannte Position war das Kommando einer Legion, deren Nummer mit XX beginnt (πρεσβευτην λεγεωνος εἰκοστης); dabei handelte es sich wahrscheinlich um die Legio XXI Rapax, die um 69/70 an der Niederschlagung des Bataveraufstandes teilnahm.[1] Danach wurde er Statthalter in der Provinz Lycia; er dürfte in den Amtsjahren 70/71 bis 71/72 Statthalter gewesen sein.[1][2][3]

Durch eine Inschrift,[4] die in Saepinum gefunden wurde, sind weitere Stationen seiner Laufbahn bekannt.[A 1] Nach seiner Rückkehr erreichte er in Rom zu einem unbestimmten Zeitpunkt, vermutlich im Jahr 73 (oder 74)[3] ein Suffektkonsulat.[5] Während er sich in Rom aufhielt, wurde er curator aedium sacrarum et operum locorumque publicorum. Darüber hinaus wurde er unter die Patrizier aufgenommen (adlectus inter patricios); wahrscheinlich geschah dies während der gemeinsamen Censur von Vespasian und Titus. Um 76 war er als censitor in der Regio X Italiens tätig.[1]

Danach war er um 77/78 als Legatus pro praetore Kommandeur von Streitkräften, die wahrscheinlich im Grenzgebiet zu Armenien eingesetzt wurden.[A 2] Er erhielt für seine Leistungen militärische Auszeichnungen (Dona Militaria), darunter waren Corona muralis und Corona vallaris. Während seiner Abwesenheit wurde er in Rom in das Priesterkollegium der XV viri sacris faciundis aufgenommen. Seine letzte bekannte Tätigkeit war Statthalter (legatus pro praetore) in der Provinz Galatia et Cappadocia, wo er durch eine weitere Inschrift in griechischer Sprache sowie durch Münzen[6] belegt ist; er amtierte von ca. 78/79 bis 79/80 in der Provinz.[1]

Pansa stammte aus Saepinum in Samnium, gehörte zum Geschlecht (Gens) der Neratii und wurde von einem Hirrius Fronto adoptiert. Aus einer weiteren Inschrift in griechischer Sprache geht hervor, dass sein Adoptivsohn Marcus Neratius Marcellus[A 3] war.[1]

Siehe auch

  • Liste der Statthalter von Galatia et Cappadocia
  • Liste der Statthalter von Lycia

Literatur

  • Bernard Rémy: Les carrières sénatoriales dans les provinces romaines d'Anatolie au Haut-Empire (31 av. J.-C. – 284 ap. J.-C.) (Pont-Bithynie, Galatie, Cappadoce, Lycie-Pamphylie et Cilicie), Publications de l'Institut Français d'Études Anatoliennes, 1989, ISBN 2-906059-04X, (Online).

Anmerkungen

  1. Bernard Rémy geht davon aus, dass die einzelnen Stationen der Laufbahn in der Inschrift (mit Ausnahme der militärischen Auszeichnungen) in aufsteigender Reihenfolge wiedergegeben sind. Andere Historiker nehmen dagegen an, dass die einzelnen Positionen nicht in chronologischer Reihenfolge angegeben sind und kommen daher zu einer anderen Abfolge der Laufbahn.
  2. In der Inschrift ist leg(atus) pr(o) [pr(aetore) Imp(eratoris) Caes(aris) Vespasiani Aug(usti) exercit]us qui in A[] erhalten (bzw. ergänzt). Laut Bernard Rémy kämen als Ergänzungen nach dem A die Volksstämme der Alanen oder der Albani in Frage, gegen die möglicherweise ein Feldzug durchgeführt wurde; es könnte sich dabei aber auch um eine Expedition in das Gebiet von Armenia maior gehandelt haben.
  3. In der Inschrift wird der Vorname des Adoptivsohns mit Marcus angegeben. Laut Bernard Rémy ist der Adoptivsohn trotz des abweichenden Vornamens mit Lucius Neratius Marcellus zu identifizieren.

Einzelnachweise

  1. a b c d e Bernard Rémy: Les carrières, Nr. 156, S. 188–190.
  2. Werner Eck: Jahres- und Provinzialfasten der senatorischen Statthalter von 69/70 bis 138/139 In: Chiron, Band 12 (1982), S. 281–362, hier S. 287, 289–290 (Online).
  3. a b Werner Eck: Jahres- und Provinzialfasten der senatorischen Statthalter von 69/70 bis 138/139 In: Chiron, Band 13 (1983), S. 147–238, hier 222 (Online).
  4. Inschrift aus Saepinum (AE 1968, 145).
  5. Inschrift aus Lugudunum (CIL 13, 1675).
  6. Marcus Hirrius Fronto Neratius Pansa (legatus Augusti). rpc.ashmus.ox.ac.uk, abgerufen am 12. Oktober 2020 (englisch).