Marc Porel

Marc Porel (* 3. Januar 1949 in Lausanne; † 15. August 1983 in Casablanca) war ein französischer Schauspieler.

Leben

Der Sohn des Schauspielerpaares Jacqueline Porel (1918–2012) und Gérard Landry (1912–1999) wurde in den 1970er Jahren vor allem in Rollen schöner und manchmal brutaler Liebhaber und Verführer bekannt. Der gebürtige Schweizer arbeitete zunächst als Beleuchter, Filmeditor, Kabelträger und Tontechniker. In einem Café lernte er den homosexuellen Schauspieler Jean-Claude Brialy kennen. Dieser besorgte ihm, fasziniert "von seiner wilden Schönheit", seine erste Filmrolle in Costa-GavrasEin Mann zuviel.[1] Die Nebenrolle des jungen Résistance-Kämpfers Octave in Costa-Gavras' Film brachte ihm Rollen als schöner Liebhaber ein: als Pierre in Étienne Périers Sechs Jungen und vier Mädchen (1967) und neben Jacqueline Bisset in Das Versprechen (1969). 1969 spielte er neben Jean Gabin und Alain Delon Gabins Sohn Sergio Manalese in Der Clan der Sizilianer. War der Sergio noch eine Nebenrolle, so spielte er ein Jahr darauf die zweite Hauptrolle neben Gabin als dessen Enkel Henri in Pierre Granier-Deferres Der Erbarmungslose. Er war fortan auf Liebhaberrollen abonniert: Sein Halbbruder Jean-Marie Périer besetzte ihn als Star in Tumuc Humac (1970), in der Schlüsselrolle des Rocky in Die Straße nach Salina hatte er ein inzestuöses Liebesleben mit seiner Schwester (Mimsy Farmer) und in Jacques Derays Un peu de soleil dans l'eau froide (1971) hatte er als Depressiver eine tragische Romanze mit Claudine Auger. In der Hauptrolle von Édouard Molinaros Krimidrama Zärtliche Wünsche wurde er Opfer der Intrigen zweier Polizisten.

Nach diesen Starrollen im französischen Kino erhielt Porel seine erste Gegenbesetzung von Lucio Fulci: In Quäle nie ein Kind zum Scherz spielte er 1972 den jungen Pfarrer Albert Avallone, der drei grausame kleine Jungen tötet, um sie von der Sünde zu reinigen. Lucio Fulci besetzte Porel später auch für seinen Giallo Sieben schwarze Noten. In Italien erregte der schöne Franzose die Aufmerksamkeit des italienischen Meisterregisseurs Luchino Visconti, der Marc Porel für seinen Film Ludwig II. besetzte. Marc Porel spielte Richard Hornig, den schönen Liebhaber des Königs Ludwig II. (Helmut Berger). In Deutschland wurden einige Szenen mit Berger und Porel nach der Uraufführung wegen Szenen, die von bayrischen Heimatvereinen als „perverse Stellen“ bezeichnet wurden, vom Filmverleih Gloria herausgeschnitten und Anfang der 90er Jahre rekonstruiert. Auf den Liebhaber des Bayernkönigs folgte später die Rolle jungen Schriftstellers und Liebhabers Filippo d'Arborio in Viscontis letztem Film, Die Unschuld (1976).

Zwischen diesen, seinen künstlerisch herausragendsten Filmen spielte Porel nun in zahlreichen Krimis härterer Gangart: erneut neben Alain Delon in Duccio Tessaris Tödlicher Hass (1973), als verzweifelter Geiselnehmer Camille in Un officier de police sans importance (1973) und als tragischer Verbrecher Alain in Jochen Richters deutschen Krimidrama Die Ameisen kommen. Aufsehen erregte der Gruppensex dreier Brüder (Marc Porel, Mattia Sbragia und Antonio Falsi) mit ihrer Tante (Adriana Asti) in Franco Rossettis Antikriegsdrama Nipoti miei diletti (1974). Selten sah man Porel in Komödien wie der Bud-Spencer-Klamotte Hector, der Ritter ohne Furcht und Tadel (1975) oder Sex-and-Crime-Filmen wie Ich polier dir deine Glatze mit Ursula Andress. Porel war inzwischen auf Thriller festgelegt: Gianni Martuccis Heroin, Eiskalte Typen auf heißen Öfen und Pierre Grassets Überfall im Morgengrauen.

Zu seinen wichtigsten späteren Arbeiten zählte 1977 Eriprando Viscontis Una spirale di nebbia, in dem er als Fabrizio des Mordes an seiner Frau verdächtig ist und durch Unterstützung seiner Cousine (Claude Jade) den Fall neu aufrollen kann. Luchino Viscontis Neffe nutzte Porels Präsenz in den Filmen seines Onkels nun für eine zentrale Hauptrolle. Die männlichen Hauptdarsteller Porel und Duilio del Prete (als Claude Jades Ehemann) agierten in einigen Szenen komplett nackt; die Präsentation der Penisse etablierter Filmstars war eine Freiheit des frankoitalienischen Kinos der 1970er Jahre.[2] Ende der 1970er spielte er Hauptrollen im von der Kritik verrissenen Mafiafilm Die eiskalten Killer und im Sexploitation-Trash La sorella di Ursula. Aufgrund seines starken Drogenkonsums drehte Porel immer weniger. Anfang der 1980er Jahre nur noch selten im Kino, u. a. in Aldo Lados Der Ungehorsam, François Leterriers Je vais craquer! und im pornografischen Giallo Delitto carnale, erkrankte Porel 1983 an Meningitis. Er starb im Alter von 34 Jahren in Marokko.

Er war Vater von zwei Töchtern. Aus der Ehe mit der französischen Schauspielerin Bénédicte Lacoste stammte die Tochter Bérengère de Lagatinerie (1968–1991). Aus seiner 1977 geschlossenen Ehe mit der italienischen Schauspielerin Barbara Magnolfi (* 1955) stammt die zweite Tochter Camille.

Filmografie (Auswahl)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Une rose pour Marc Porel, Fine Stagione, 15. November 2010 (französisch)
  2. Marc Porel, Claude Jade, 3. Januar 2016