Mara-Cassens-Preis

Der Mara-Cassens-Preis für den ersten Roman wird jährlich vom Literaturhaus Hamburg verliehen. Der 1970 ursprünglich von der „Neuen Literarischen Gesellschaft e. V.“ als Leserpreis unter dem Namen „Der erste Roman“ begründete und von Mara Cassens (1944–2015) gestiftete Preis ist mit 20.000 Euro (Stand 2022) der bundesweit höchstdotierte Literaturpreis für ein deutschsprachiges Romandebüt.[1]

Die Jahreszählung erfolgt so, dass das angegebene Preisjahr i. d. R. mit dem Erscheinungsjahr des jeweiligen Romans identisch ist, obgleich die tatsächliche Verleihung (meist) im Folgejahr erfolgte und erfolgt.[2]

Bis 1990 hieß der Preis „Der erste Roman“ und wurde von der Neuen Literarischen Gesellschaft vergeben. Ab 1991 wurde er vom Literaturhaus-Verein als Mara-Cassens-Preis fortgeführt.[3] Bis 2010 war der Preis mit 10.000 Euro dotiert, von 2011 bis 2019 belief sich das Preisgeld auf 15.000 Euro.

Der Preis wird von einer ehrenamtlichen Leserjury vergeben, die sich jedes Jahr neu aus 15 Mitgliedern des Literaturhauses Hamburg e. V. zusammensetzt.

Preisträger

Zwischen 2013 und 2022 wurden neun Mal die Debütwerke von Schriftstellerinnen ausgezeichnet.

Der Verlag mit den meisten Preisträgern ist Suhrkamp (sieben Siege), gefolgt von Luchterhand (fünf) und S. Fischer (vier Erfolge).

JahrPreisträger/-inTitelVerlag
1970Heike DoutinéWanke nicht, mein VaterlandClaassen
1971Michael HeimAssuan, wenn der Damm brichtDesch
1972Klaus SchlesingerCapellos TrommelBenziger[4]
1973Christoph MeckelBockshorn[5]Nymphenburger
1974nicht vergeben
1975Günter RadtkeDie dünne Haut der LuftballonsDVA
1976Ursula ZiebarthHexenspeiseNeske
1977Martin StadeDer König und sein Narr[6]DVA[7]
1978Silvio BlatterZunehmendes HeimwehSuhrkamp
1979Helga M. NovakDie EisheiligenLuchterhand
1980Christian OpitzSonntags schlesisches HimmelreichKindler
1981Sibylle KnaussAch Elise oder Lieben ist ein einsames GeschäftHoffmann und Campe
1982Theodor SchübelKellerjahreDroemer
1983Martin MosebachDas BettHoffmann und Campe
1984Annelore Schmidt-WeylandRuben. Geschichte eines JungenRadius
1985Christoph HeinHorns EndeLuchterhand[8]
1986André KaminskiNächstes Jahr in JerusalemSuhrkamp
1987Alfred CordesCaspar CoppenrathBertelsmann
1988Rolf NiederhauserNADA oder Die Frage des AugenblicksLuchterhand
1989Michael BenckertEva Maria SäuberlinRadius
1990Gabrielle AliothDer NarrNagel & Kimche
1991[3]Ralf RothmannStierSuhrkamp
1992Gerrit BekkerDie Farbe der SchattenS. Fischer
1993Thomas LehrZweiwasser oder Die Bibliothek der GnadeSuhrkamp
1994Peter MohrDas Verschwinden der WorteThom
1995Clemens EichDas steinerne MeerS. Fischer
1996Marlene StreeruwitzVerführungenSuhrkamp
1997Susanne RöckelEschenhainLuchterhand
1998John von DüffelVom WasserDuMont
1999/2000[9]Peter MärthesheimerIch bin die Andere[10]Europa
2001Annette PehntIch muß losPiper
2002Zsuzsa BánkDer SchwimmerS. Fischer
2003Erwin KochSara tanztNagel & Kimche
2004Terézia MoraAlle TageLuchterhand
2005Matthias GöritzDer kurze Traum des Jacob VossBerlin
2006Clemens MeyerAls wir träumten[11]S. Fischer
2007Larissa BoehningLichte StoffeEichborn
2008Lukas BärfussHundert TageWallstein
2009Roman GrafHerr BlancLimmat
2010Sabrina JaneschKatzenbergeAufbau
2011Max ScharniggDie Besteigung der Eiger-Nordwand unter einer TreppeHoffmann und Campe
2012Andreas Martin WidmannDie GlücksparadeRowohlt
2013Sarah StrickerFünf KopekenEichborn
2014Regina ScheerMachandelKnaus
2015Verena BoosBlutorangenAufbau
2016Katharina WinklerBlauschmuckSuhrkamp
2017Sasha Marianna SalzmannAußer sichSuhrkamp
2018Anja KampmannWie hoch die Wasser steigenHanser
2019Emanuel MaeßGelenke des LichtsWallstein
2020Ronya OthmannDie SommerHanser
2021Stefanie vor SchulteJunge mit schwarzem HahnDiogenes
2022Annika BüsingNordstadtSteidl

Literatur

  • Rainer Moritz: Der erste Roman. 50 Jahre Mara Cassens Preis. Carl Hanser Verlag, München 2020, ISBN 978-3-446-26644-5, S. 186–189: Die Preisträgerinnen und Preisträger. »Der erste Roman« und »Mara-Cassens-Preis«. 1970–2019.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Mara-Cassens-Preis. In: literaturhaus-hamburg.de. 10. September 2013, abgerufen am 9. Dezember 2020.
  2. Rainer Moritz weist auf vielfache Falschdatierungen „in Autorenbiografien, Lexikonartikeln, Presseberichten und Verlagsankündigungen“ hin und stellt seiner rekonstruierten Liste die Bemerkung voran: „Die folgende Aufstellung korrigiert das“. Rainer Moritz: Der erste Roman. 50 Jahre Mara Cassens Preis. Carl Hanser Verlag, München 2020, ISBN 978-3-446-26644-5, S. 186.
  3. a b Preise ab 1991 erstmals offiziell als „Mara-Cassens-Preis“; zit. n. Moritz, S. 188 f., Anm. 4.
  4. Zuerst erschienen u.d.T. Michael bei Hinstorff, Rostock 1971; zit. n. Rainer Moritz: Der erste Roman. 50 Jahre Mara Cassens Preis. Carl Hanser Verlag, München 2020, ISBN 978-3-446-26644-5, S. 186 f., Anm. 1.
  5. Siehe die Verfilmung von Frank Beyer: Bockshorn. 1983.
  6. Siehe die Verfilmung von Frank Beyer: Der König und sein Narr. 1981.
  7. Originalausgabe bei Buchverlag Der Morgen, [Ost-]Berlin 1975; zit. n. Moritz, S. 187, Anm. 2.
  8. Originalausgabe beim Aufbau Verlag, [Ost-]Berlin 1985; zit. n. Moritz, S. 187, Anm. 3.
  9. Keine Preisverleihung für die Romane des Jahres 1999; Preisverleihungen seit dem Preis für 2000 bereits im Januar des Folgejahres; zit. n. Moritz, S. 188 f., Anm. 5.
  10. Siehe die Verfilmung von Margarethe von Trotta: Ich bin die Andere. 2006.
  11. Siehe die Verfilmung von Andreas Dresen: Als wir träumten. 2015.