Coregonus

Coregonus

Coregonus maraena

Systematik
Überkohorte:Clupeocephala
Kohorte:Euteleosteomorpha
Ordnung:Lachsartige (Salmoniformes)
Familie:Lachsfische (Salmonidae)
Unterfamilie:Coregoninae
Gattung:Coregonus
Wissenschaftlicher Name
Coregonus
Linnaeus, 1758

Coregonus ist eine Gattung von Fischarten aus der Ordnung der Lachsartigen (Salmoniformes). Deutsche Trivialnamen sind u. a. Maränen, Rheinanken (auch in der Schreibweise Reinanken), Renken, Felchen (der Felchen oder die Felche[1]), Coregonen und Schnäpel (auch in der Schreibweise Schnepel). Dabei kann ein deutscher Name für verschiedene Arten stehen; viele Arten haben mehrere Trivialnamen je nach Region.

Allgemeines

Artzuordnung

Die Gattung Coregonus ist innerhalb der Ordnung der Lachsartigen die artenreichste. Von ihrer äußeren Erscheinungsform lassen sich die einzelnen Arten nur schwer unterscheiden; zur Artbestimmung dienen die Kiemenreusendornen, die in Anzahl, Form und Anordnung von Art zu Art variieren.

Vorkommen

Die Coregonen leben meist in tieferen Seen (ab ca. 50 m), zum Beispiel dem Bodensee, dem Chiemsee und anderen Voralpenseen,[2] etwa im Walchensee, in der Seenkette um den Bielersee, dem Neuenburgersee und dem Genfersee, den Salzkammergutseen, den Salzburger Seen, den Kärntner Seen, den oberitalienischen Seen und etlichen anderen rand- und inneralpinen Seen, sowie in norddeutschen Seen wie dem Arendsee, Breiten Luzin, Müritz, Plöner See, Ratzeburger See, Schaalsee, Schweriner See, Selenter See, Stechlinsee, Werbellinsee und anderen. Mancherorts wurden geflutete Tagebaurestlöcher mit Coregonus-Arten besetzt. Einige Arten kamen oder kommen auch im Salzwasser vor, zum Beispiel in der Ostsee und Nordsee.

Ernährung

Die Coregonen ernähren sich – je nach Art – von Plankton oder größeren Tieren. Nahe verwandte Arten haben häufig unterschiedliche ökologische Nischen besetzt. Sie unterscheiden sich beispielsweise darin, ob sie ihre Nahrung primär als Schwebrenken im freien Wasser oder als sogenannte Bodenrenken am Boden aufnehmen. Um das Plankton zu sammeln, haben manche Arten noch deutliche schleimproduzierende Epibranchialorgane im Pharynx.

Namensherkunft

Die Systematik ist durch viele Umbenennungen unübersichtlich. Noch verwirrender sind die deutschen Artnamen, da sie von Region zu Region wechseln (siehe oben). Die einzigen überregionalen Namen sind das bildungssprachliche „Coregonen“ für die ganze Gattung und „Schnäpel“ bzw. „Schnepel“.[3][4][5] ,Coregonus‘ (griech.) bedeutet „Winkelpupille“ – weil das Sehloch nicht kreisrund ist, sondern einen Ausschnitt hat in die Richtung, aus der vorwiegend Nahrung sichtbar wird (das gilt aber nicht nur für Renken, sondern für die meisten Fische).

Evolution

Insbesondere die Populationen in den nach der Eiszeit entstandenen Gletscherseen können als Beispiel für die geografische Isolation gesehen werden, die zur Artbildung führen kann (siehe Evolutionstheorie). Daraus resultiert auch die Vielzahl lokaler Formen, die nur teilweise verschiedene echte Arten darstellen, meist jedoch Rassen/Unterarten, die sich mehr im Aussehen als in den Genen unterscheiden.

Systematik

Die Gattung Coregonus bildet innerhalb der Lachsfische zusammen mit Stenodus und Prosopium die Unterfamilie Coregoninae.

Fischerei

Räuchermaränen in Nikolaiken, Ostpreußen (1920er Jahre)

Die Coregonen sind wohlschmeckende Speisefische, die gebraten, geräuchert, (selten) gekocht und gedünstet werden.

Da insbesondere die als Speisefisch begehrten Schwebrenken (Blaufelchen, Edelmaräne) sich von Plankton ernähren, kann man sie nicht einfach mit einer herkömmlichen Angel fangen, sodass ihnen traditionell mit dem Stellnetz oder großen Reusen nachgestellt wird. Dieser Fang ist zudem auf die Paarungszeit im Juni und Juli beschränkt, da sich die Fische in den anderen Monaten an tieferen Stellen aufhalten. Der Angler kann Maränen mit Hilfe von Hegenen fangen. Das sind Mehrfach-Hakensysteme („Paternoster“) mit als Mückenlarven getarnten Angelhaken, sogenannten Nymphen.

Gefährdung

Viele Coregonen und Maränen gehören zu den gefährdeten Fischarten. Sowohl in Nordamerika als auch in Europa wurden die Bestände im 19. und 20. Jahrhundert stark überfischt. Darüber hinaus brachen aufgrund der Konkurrenz mit faunenfremden Fischarten die Bestände zusammen. Heute gilt vor allem die Gewässerverschmutzung als größte Gefährdung. Eine weitere Ursache für die Seltenheit dieser Fische sind die stark eingeschränkten Verbreitungsgebiete, die zum Teil nur ein bestimmtes Seengebiet umfassen. Zwölf Taxa gelten als ausgestorben oder mutmaßlich ausgestorben: Coregonus alpenae, Coregonus johannae, Coregonus reighardi (offiziell als vom Aussterben bedroht gelistet, aber seit den 1980er-Jahren nicht mehr nachgewiesen), Coregonus gutturosus, Coregonus bezola, Coregonus restrictus, Coregonus fera, Coregonus nigripinnis, Coregonus hiemalis, Coregonus hoferi (offiziell als vom Aussterben bedroht gelistet, aber seit den 1940er-Jahren nicht mehr nachgewiesen), Coregonus oxyrhynchus und Coregonus kiyi orientalis. Weitere 19 Taxa, darunter Coregonus arenicolus, Coregonus bavaricus, Coregonus kiyi, Coregonus candidus und Coregonus confusus, gelten als gefährdet, stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht.

Artenübersicht

  • Coregonus acrinasus – Albock[6]
  • Coregonus albellusBrienzlig
  • Coregonus albulaKleine Maräne
  • Coregonus alpenaeLangkiefer-Maräne
  • Coregonus alpinusKropfer
  • Coregonus anaulorum
  • Coregonus arenicolusSandfelchen
  • Coregonus artediAmerikanische Kleine Maräne
  • Coregonus atterensisAttersee-Reinanke
  • Coregonus autumnalisArktische Maräne
  • Coregonus baicalensis
  • Coregonus bavaricusAmmersee-Kilch
  • Coregonus bezolaBezoule
  • Coregonus brienzii
  • Coregonus candidusBondelle
  • Coregonus chadary
  • Coregonus clupeaformisHeringsmaräne
  • Coregonus clupeoidesPowan
  • Coregonus confususPfärrig
  • Coregonus danneriRiedling
  • Coregonus duplexGrundler
  • Coregonus fatioi – Tiefenalbock, Felchen
  • Coregonus fontanaeStechlin-Maräne
  • Coregonus feraFéra
  • Coregonus gutturosusBodensee-Kilch
  • Coregonus heglingusHägling
  • Coregonus hiemalisGravenche
  • Coregonus hoferiChiemsee-Renke
  • Coregonus hoyi
  • Coregonus huntsmani
  • Coregonus intermundia
  • Coregonus johannaeTiefwassermaräne
  • Coregonus kiyiKiyi
  • Coregonus laurettaeBering-Maräne
  • Coregonus lavaretusLavaret
  • Coregonus litoralis
  • Coregonus lucidus
  • Coregonus lucinensisLuzin-Maräne, Quietschbükers, Luzin-Quietschbauch
  • Coregonus macrophthalmusGangfisch
  • Coregonus maraenaOstseeschnäpel
  • Coregonus maxillarisStorsik
  • Coregonus megalops
  • Coregonus migratoriusOmul
  • Coregonus muelleri – Albeli
  • Coregonus muksunMuksun
  • Coregonus nasusGroße Bodenrenke, Große Maräne
  • Coregonus nelsonii
  • Coregonus nigripinnis
  • Coregonus nilssoniEdelmaräne
  • Coregonus nipigon
  • Coregonus nobilis – Edelfisch
  • Coregonus obliterusZugeralbock
  • Coregonus oxyrhynchusNordseeschnäpel, Rheinschnäpel
  • Coregonus palaeaPalée
  • Coregonus pallasiiAspsik
  • Coregonus peledPeledmaräne
  • Coregonus pennantiiGwyniad
  • Coregonus pidschianKleine Bodenrenke
  • Coregonus pollanPollan
  • Coregonus profundus
  • Coregonus reighardiKurznasen-Maräne
  • Coregonus renkeStarnberger Renke
  • Coregonus restrictusFérit
  • Coregonus sarnensis
  • Coregonus steinmanni
  • Coregonus stigmaticusSchelly
  • Coregonus subautumnalis
  • Coregonus suidteriSembacherbalchen
  • Coregonus supersumZugerbalchen
  • Coregonus suspensus
  • Coregonus trybomi
  • Coregonus tugun lenensisLena-Tugun
  • Coregonus tugun tugunTugun
  • Coregonus ussuriensis
  • Coregonus vandesius
  • Coregonus wartmanniBodenseefelchen
  • Coregonus widegreniBuckelmaräne
  • Coregonus zenithicusKurzkiefer-Maräne
  • Coregonus zuerichensisBlaalig
  • Coregonus zugensisZugeralbeli

Literatur

  • Maurice Kottelat: European Freshwater fishes. An heuristic checklist of the freshwater fishes of Europe (exclusive of former USSR), with an introduction for non-systematists and comments on nomenclature and conservation. Biologia (Bratislava) Sect. Zool., 52 (Suppl.). 1997.
  • Maurice Kottelat, Jörg Freyhof: Handbook of European Freshwater Fishes. 2007, ISBN 978-2-8399-0298-4.
  • Lev Semenovich Berg: Freshwater fishes of the U.S.S.R. and adjacent countries. Band 1, 4. Auflage, 1962. Israel Program for Scientific Translations Ltd, Jerusalem (englische Übersetzung der russischen Ausgabe von 1948).
  • David Stephen Lee et al.: Atlas of North American Freshwater Fishes. North Carolina State Museum of Natural History, Raleigh 1980, ISBN 0-917134-03-6.
  • Lawrence M. Page, Brooks M. Burr: Peterson Field Guide Series – A Field Guide to Freshwater Fishes: North America North of Mexico. Houghton Mifflin Company, Boston, New York 1991, ISBN 0-395-91091-9.
  • Fische in Brandenburg. Aktuelle Kartierung und Beschreibung der märkischen Fischfauna. Institut für Binnenfischerei e. V. Potsdam-Sacrow, 2011.
  • Oliver M. Selz, Ole Seehausen: A taxonomic revision of ten whitefish species from the lakes Lucerne, Sarnen, Sempach and Zug, Switzerland, with descriptions of seven new species (Teleostei, Coregonidae). In: ZooKeys. Band 1144, 2. Februar 2023, ISSN 1313-2970, S. 95–169, doi:10.3897/zookeys.1144.67747.
Commons: Coregonus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hans Bickel, Christoph Landolt: Schweizerhochdeutsch. Wörterbuch der Standardsprache in der deutschen Schweiz. 2., vollständig überarbeitete und erweiterte Aufl. Hrsg. vom Schweizerischen Verein für die deutsche Sprache. Dudenverlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-411-70418-7, S. 35.
  2. Schweizerische Fischereiberatungsstelle FIBER: Felchen – Artenvielfalt in der Schweiz (Memento desOriginals vom 24. September 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.fischereiberatung.ch
  3. Renke. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Band 13, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig/Wien 1885–1892, S. 728.
  4. Belche/Balche. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden, 1854–1960. S. Hirzel, Leipzig (woerterbuchnetz.de).
  5. Maräne. In: Merck’s Warenlexikon. 3. Aufl. 1884 ff., S. 341 f.
  6. Die Felchenarten der Berner Oberländer Seen

Auf dieser Seite verwendete Medien

Switzerland green.png
Autor/Urheber: Eigenes Werk, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Karten-Icon für Navigationsleisten in Artikeln zu Schweizer Nationalparks u.ä.
Räuchermaränen.jpg
Räuchermaränen in Nikolaiken (Ostpreussen)