Mandäische Sprache

Mandäisch

Gesprochen in

Iran (Provinz Ḫuzistan)
Sprecher500 aktiv, 40.000 als Sakralsprache
Linguistische
Klassifikation
Sprachcodes
ISO 639-3

myz (klassisch), mid (modern)

Zauberschale aus Mesopotamien, datiert zwischen den 5. und den 8. Jahrhundert, mit mandäische Inschrift. Heute in der Sammlung des Jüdischen Museums der Schweiz.

Die mandäische Sprache gehört zur südostaramäischen Dialektgruppe innerhalb der semitischen Sprachen in der afroasiatischen Sprachfamilie und steht dem Jüdisch-Babylonisch-Aramäischen nahe, weniger dem nordostaramäischen Syrischen.[1] Sie wird heute noch von einem Teil der Mandäer, einer gnostischen Religionsgemeinschaft, im Irak und Iran in ihren religiösen Riten und Handlungen verwendet.[2][3]

Die mandäische Sprache unterteilt sich in Klassisch-Mandäisch, das überwiegend als Liturgiesprache im Gebrauch ist, in den religiösen Werken der Mandäer (Ginzā,[4] Johannesbuch,[5] Qolasta[6]) erscheint und in ihren rituellen Zeromonien Anwendung findet,[2] ferner findet es sich in den magischen Texten auf Metallamulettstreifen (Blei, Gold, Silber) und Keramikschalen (Zauberschalen) aus der Spätantike[7][8] sowie auf Papierrollen aus dem 19. und 20. Jahrhundert.[9] Vereinzelt wird noch modernes Mandäisch in der südiranischen Provinz Khuzistan (Ahwas, Khorramshahr) gesprochen.[10][11] Die neumandäische Sprache hat Wörter und Morpheme aus dem Arabischen und Neupersischen übernommen.

Mandäisch wird in einer speziellen aramäischen Schrift der mandäischen Schrift geschrieben, deren Entwicklung und Herkunft bis heute noch nicht zufriedenstellend geklärt werden konnte.[12][13][14]

Von den etwa 40.000 Mandäern spricht nur noch ein Bruchteil die Sprache außerhalb der Religionsausübung. Schätzungen von 2001 gehen von 500 Sprechern im Iran aus; die Mandäer in der iranischen Stadt Ahwas und Khorramshahr sollen die einzige verbleibende neumandäischsprachige Bevölkerungsgruppe in der Provinz Khuzistan sein.

Literatur

  • Theodor Nöldeke: Mandäische Grammatik. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, Halle 1875, OCLC 238782463; Nachdruck: (= Edition Classic). VDM Verlag Dr. Müller, Saarbrücken 2007, ISBN 978-3-8364-1962-8.
  • Svend Aage Pallis: Essay on Mandaean Bibliography. London: Humphrey Milford, 1933.
  • Ethel S. Drower, Rudolf Macuch: A Mandaic Dictionary. Clarendon Press, Oxford 1963.
  • Rudolf Macuch: Handbook of Classical and Modern Mandaic. de Gruyter, Berlin 1965.
  • Rudolf Macuch: Neumandäische Chrestomathie. Mit grammatischer Skizze, kommentierter Übersetzung und Glossar. (= Porta Linguarum Orientalium. N. S., Band 18) Harrassowitz, Wiesbaden 1989, ISBN 3-447-02859-9.
  • Rainer M. Voigt: Mandaic. In: Alan S. Kaye (Hrsg.): Morphologies of Asia and Africa, Phonologies of Asia and Africa. Winona Lake: Eisenbrauns, 2007.
  • Christa Müller-Kessler: Mandaic Language. In: Encyclopaedia Iranica (iranicaonline.org), 2009.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Franz Rosenthal: Das Mandäische. In: Die aramaistische Forschung seit Th. Nöldeke’s Veröffentlichungen. Brill, Leiden 1939, S. 226–238.
  2. a b Ethel S. Drower: The Mandaeans of Iraq and Iran. Brill, Leiden 1937; Nachdruck 1962.
  3. Kurt Rudolph: Die Mandäer II. Der Kult. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1961.
  4. H. Petermann: Thesaurus s. Liber magnus vulgo „Liber Adami“ appelatus opus Mandaeorum summi ponderis, Band I–II. Leipzig 1867.
  5. Mark Lidzbarski: Das Johannesbuch der Mandäer. Gießen 1915.
  6. Ethel S. Drower: The Canonical Prayerbook of the Mandaeans. Brill, Leiden 1959.
  7. Christa Müller-Kessler: Mandäisch: Eine Zauberschale. In: Hans Ulrich Steymans, Thomas Staubli (Hrsg.): Von den Schriften zur (Heiligen) Schrift. Geislingen, Steige 2012, S. 132–135, ISBN 978-3-940743-76-3.
  8. Christa Müller-Kessler: Zauberschalen und ihre Umwelt. Ein Überblick über das Schreibmedium Zauberschale. In: Jens Kamran, Rolf Schäfer, Markus Witte (Hrsg.): Zauber und Magie im antiken Palästina und in seiner Umwelt (= Abhandlungen des Deutschen Palästina-Vereins 46); Wiesbaden: Harrassowitz, 2017, S. 59–94, Tf. 1–8 und Karte, ISBN 978-3-447-10781-5.
  9. Ethel S. Drower: A Mandæan Bibliography. In: Journal of the Royal Asiatic Society of Great Britain and Ireland 1953, S. 34–39.
  10. Rudolf Macuch, Guido Dankwarth: Neumandäische Texte im Dialekt von Ahwaz. Harrasowitz, Wiesbaden 1993.
  11. Charles Häberl: The Neo-Mandaic Dialect of Khorramshahr. Harrassowitz, Wiesbaden 2009.
  12. Peter W. Coxon: Script Analysis and Mandaean Origins. In: Journal of Semitic Studies 15, 1970, S. 16–30.
  13. Alexander C. Klugkist: The Origin of the Mandaic Script. in: Han L. J. Vanstiphout et al. (Hrsg.): Scripta Signa Vocis. Studies about scripts, scriptures, scribes and languages in the Near East presented to J. H. Hospers. Groningen 1986, S. 111–120.
  14. Charles G. Häberl: Iranian Scripts for Aramaic Languages: The Origin of the Mandaic Script. In: Bulletin for the Schools of American Oriental Research 341, 2006, S. 53–62.

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Mandaic Incantation Bowl.jpg
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Mesopotamien, Sassanidenreich, 5.-6. Jh. spätestens 8. Jh. Tonschale mit mandäische Schriftzeichen. Diese Schalen, Amulette, mit Beschwörungsformeln gegen Dämonen, wurden umgekehrt im Haus vergraben, um die Dämonen darin zu fangen und gefangen zu halten und waren weit verbreitet und von jüdischen, christlichen und mandäischen Personen gleichermassen verwendet. Man geht davon aus, dass jede/r Hausbewohner/in eine eigene Schale mit eigenen personalisierten Wünschen anfertigen liess, auch für spezifische Ereignisse. Der Text beginnt innen und wird in konzentrischen Kreisen nach aussen hin geschrieben.