Manöverpatronengerät

MPG für G3 und G36 (aufschraubbar)
MPG auf einer GUU-5/P, ein CAR-15-Derivat der US Air Force im Einsatz
M4 mit MPG beim Feuern

Das Manöverpatronengerät (in der BRD kurz offiziell ManPatrGer, im Soldatenjargon auch einfach MPG oder ManPat), in Österreich Knallpatronengerät (kurz K-Gerät), ist ein Gewehrmündungsaufsatz für Übungseinsätze, der vor allem im militärischen Bereich bei der Verwendung von Platzpatronen benutzt wird. Je nach Waffe wird entweder der Rückstoßverstärker (z. B. beim Maschinengewehr MG3) oder der Mündungsfeuerdämpfer durch das Manöverpatronengerät ersetzt (z. B. bei den Sturmgewehren G3 und G36)[1] oder in den Mündungsfeuerdämpfer eingeschraubt (z. B. bei den Gewehren Steyr AUG und M16).

Grundlagen

Bei Manövern ist für Übungen von Gefechtssituationen die Verwendung scharfer Munition ausgeschlossen. Aus diesem Grund werden Platzpatronen mit Treibladung, aber ohne Projektil verwendet. Diese Platzpatronen werden im militärischen Sprachgebrauch als „Manövermunition“ bezeichnet.

Einsatz bei Gasdruckladern

Ist am Selbstladegewehr M14 kein MPG montiert, muss es nach dem Abfeuern einer Platzpatrone manuell nachgeladen werden – wie hier bei Salutschüssen

Bei Gasdruckladern verschließt das Geschoss einer regulären Patrone beim Schuss vorübergehend den Lauf nach vorne. So kann sich der Gasdruck aufbauen, der einerseits das Geschoss aus dem Lauf treibt und andererseits den Verschluss entriegelt, um das Nachladen einzuleiten. Da die Manövermunition kein Geschoss hat, wird der Lauf nicht verschlossen, und der für die ordnungsgemäße Funktion erforderliche Gasdruck kann sich nicht aufbauen. Die nötige Abdichtfunktion wird durch die im aufgeschraubten Manöverpatronengerät einstellbare Drosselung des Gasaustritts aus dem Lauf übernommen bzw. bei nicht regelbaren MPGs auch durch die Regelung am Gasdruckregler der Waffe.[2]

Einsatz bei Rückstoßladern

MPG für ein Browning M2
Patentzeichnung für ein MPG für das Browning M2 mit zurückgleitendem Lauf

Bei reinen Rückstoßladern führen Platzpatronen zu Ladehemmungen, da für die Bewegung der Rohr-Verschlusskörpergruppe der Rückstoßimpuls des Geschosses fehlt. Durch das fehlende Geschoss ist keine „Gegenmasse“ für den Rückstoß vorhanden. Ein einfaches Manöverpatronengerät ist für Rückstoßlader mit Rückstoßverstärker verfügbar; da der Rückstoßverstärker auf Prinzip des Gasdruckladers arbeitet, reicht der Gasdruck der Treibladung aus, um die Ladefunktion zu betätigen.[2] Bei Rückstoßladern, die von sich aus keinen Rückstoßverstärker haben, muss ein Manöverpatronengerät die Funktion eines Rückstoßverstärkers nachbilden, was zu einer komplexeren technischen Lösung führt.[3]

Drosselung des Gasdrucks

Die Drosselung des Gasausstoßes vieler Manöverpatronengeräte (z. B. für das G3 oder das G36) kann mit einem Werkzeug eingestellt werden. Im Manöver-Betrieb kann die korrekte Funktion nicht immer vorausgesetzt werden, da die notwendige Gasdruck-Justierung (abhängig auch vom Gewehr) häufig unterbleibt. Die Folge können Patronenklemmer beim Auswerfvorgang durch zu niedrigen Gasdruck im Lauf und somit Dauerfeuer-Versager bei der Schussabgabe sein.

Aus Sicherheitsgründen muss ein Manöverpatronengerät auch in der Lage sein, das Projektil einer eventuell irrtümlich unter die Manöverpatronen geratenen scharfen Patrone aufzufangen und zu verhindern, dass so unbeabsichtigt im Manöver ein scharfer Schuss abgegeben werden kann. Da die meisten modernen Ordonnanzwaffen vollautomatisch sind, muss ein Manöverpatronengerät sogar mehrere Projektile auffangen und zurückhalten können.

Commons: Manöverpatronengerät – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Thomas Enke: Grundlagen der Waffen- und Munitionstechnik. Walhalla Fachverlag, 4., aktualisierte Auflage, Regensburg, 2023, ISBN 978-3-8029-6198-4, S. 174 f.

Einzelnachweise

  1. Patent DE4315829C2: Manöverpatronengerät. Angemeldet am 12. Mai 1993, veröffentlicht am 8. Februar 1996, Anmelder: Rheinmetall GmbH, Erfinder: Lothar Post, Bernhard Bisping.
  2. a b Peter Dannecker: Verschlusssysteme von Feuerwaffen. dwj Verlags-GmbH, Blaufelden 2009, ISBN 978-3-936632-20-0, S. 468–469
  3. Edward Clinton Ezell, Thomas M. Pegg: Small Arms of the World, Ausgabe 12, Verlag Barnes & Noble, 1993, ISBN 0880296011, S. 190

Auf dieser Seite verwendete Medien

G3 G36 MPG ManoeverPatronenGeraet.jpg
Autor/Urheber: Auge=mit, Lizenz: CC BY-SA 4.0
4-Seiten Ansicht des Manöverpatronengerät G3/G36. (Ausführung von 1984) Beim Düsenbolzen ist deutlich, die truppenseitig vorgenommene Abfräsung zu erkennen, die verhindern sollte, daß das MPG individuell von Einzelfeuer auf Feuerstoß umgestellt werden kann.
US Navy 070627-N-1189B-106 A firing detail readies their M-14s for the second salvo of a 21-gun salute during a burial at sea held on board multi-purpose amphibious assault ship USS Wasp (LHD 1).jpg
ATLANTIC OCEAN (June 27, 2007) - A firing detail readies their M-14s for the second salvo of a 21-gun salute during a burial at sea held on board multi-purpose amphibious assault ship USS Wasp (LHD 1). Three casings from the salute will be given to the surviving family of the deceased along with a folded American flag and a map showing exactly where the remains were interred. U.S. Navy photo by Mass Communication Specialist 2nd Class Zachary L. Borden (RELEASED)
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Talisman Sabre 2011 Combat Camera

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