Malbrough s’en va-t-en guerre
Malbrough s’en va-t-en guerre („Malbrough zieht in den Krieg“) ist ein französisches Soldaten-, Volks- und Kinderlied aus dem 18. Jahrhundert. Das Spottlied auf den (vermeintlichen) Tod des britischen Feldherrn John Duke of Marlborough wurde auch außerhalb Frankreichs sehr bekannt.
Geschichte
Mit „Malbrough“[2] – auch verschiedene andere Schreibweisen kommen vor – ist der Duke of Marlborough gemeint, der im Spanischen Erbfolgekrieg als führender britischer Militär auch in Frankreich breiten Volksschichten bekannt wurde. Als sich nach der Schlacht bei Malplaquet 1709 in Frankreich die Nachricht verbreitete, Marlborough sei gefallen – in Wirklichkeit starb er erst 1722 im eigenen Bett –, entstand nach älteren Vorbildern das Spottlied Malbrough s’en va-t-en guerre mit seinem witzigen, aber poetisch anspruchslosen Text und seiner ohrwurmartigen Melodie. Außer dem Namen des Feldherrn hat es mit dessen Biografie keine Berührungspunkte. Harnisch und Schild sind Accessoires aus der Ritterzeit. Die Schlussstrophen sind frivoler Scherz.
Für eine besondere Popularität des Liedes gibt es bis in die 1770er Jahre keine Belege. Sein plötzlicher Aufstieg zum allgegenwärtigen Gassenhauer wird mit der Geburt des Kronprinzen Louis de Bourbon 1781 in Verbindung gebracht. Seine Amme, Madame Poitrine, habe es ihm beim Wiegen gern vorgesungen, und so sei es der Königin, dem König, dem Hof, den Parisern und schließlich der ganzen Nation bekannt geworden. In der Tat gab es in den Jahren vor und nach der Revolution eine regelrechte Malbrough-Manie, von der u. a. Goethe in den 1790er Jahren mit Widerwillen berichtet. Beaumarchais lässt in seiner berühmten Komödie Figaros Hochzeit 1784 den Cherubino sein Liebesleid auf die Malbrough-Melodie singen („Que mon coeur, que mon coeur a de peine“ statt „Mironton, mironton, mirontaine“).[3] In Beethovens Schlachtenmusik Wellingtons Sieg (1813) repräsentiert die Malbrough-Melodie das französische Heer. Zu dieser Zeit kannte sie ganz Europa, und auch in Nordamerika und in der arabischen Welt wurde sie gesungen. Im englischen Sprachraum wurde der Melodie der Gratulationstext For He’s a Jolly Good Fellow unterlegt.
Text
Text bei Weckerlin (1870)[1] | Übersetzung |
Malbrough s’en va-t-en guerre, | Malbrough zieht in den Krieg, |
Literatur
- M. D. C.: Das Marlborough-Lied der Franzosen. In: Jahrbücher des deutschen National-Vereins für Musik und ihre Wissenschaft, 4. Jahrgang, Nr. 27, Karlsruhe 1842, S. 216
Einzelnachweise
- ↑ a b Jean-Baptiste Weckerlin: Chansons et rondes enfantines, Paris 1870, S. 42ff.
- ↑ französische Aussprache Malbrúk
- ↑ Romance de Chérubin (Erstdruck)
- ↑ Nonsens-Refrain mit einem Wort, das „Rindfleischgericht“ bedeutet; vgl. Bœuf Mironton.
Weblinks
Auf dieser Seite verwendete Medien
Malbrough s'en va-t-en guerre, 1878, dessins par Frølich (1820-1908), textes par Stahl, Hetzel éditeur ː page 8.
Malbrough s'en va-t-en guerre, 1878, dessins par Frølich (1820-1908), textes par Stahl, Hetzel éditeur ː page 6.
Malbrough s'en va-t-en guerre, 1878, dessins par Frølich (1820-1908), textes par Stahl, Hetzel éditeur ː page 5.
Malbrough s'en va-t-en guerre, 1878, dessins par Frølich (1820-1908), textes par Stahl, Hetzel éditeur ː page 1.
Weckerlin (1870) Malbrough
Autor/Urheber: Melody: trad.; setting & sound file: Rabanus Flavus (Peter Gerloff), Lizenz: CC0
Malbrough s'en va-t-en guerre
Malbrough s'en va-t-en guerre, 1878, dessins par Frølich (1820-1908), textes par Stahl, Hetzel éditeur ː page 7.
Malbrough s'en va-t-en guerre, 1878, dessins par Frølich (1820-1908), textes par Stahl, Hetzel éditeur ː page 2.