Malamocco

Malamocco (Venetien)
Malamocco
Die Lage von Malamocco in der Region Veneto, Italien

Malamocco ist ein kleiner Ort auf dem Lido, der die Lagune von Venedig vom adriatischen Meer abtrennt. Er liegt nahe beim porto di Malamocco, einem der drei porti, durch die die Gezeitenbewegung in der Lagune gesichert und die Verlandung der Lagune verhindert wird.

Ähnlich wie Venedig wird das Stadtbild des kleinen Ortes, dessen Bewohner vor allem vom Fremdenverkehr leben, von Kanälen geprägt.

Geschichte

Blick über den Hafen von Malamocco
Lagune von Venedig mit dem Lido und dem Porto von Malamocco

Malamocco war neben Torcello, Caorle, Jesolo, Heracliana und Murano eine der Inselkommunen des frühen Venetiens. Kirchliches Oberhaupt dieser Kommunen war der Patriarch von Grado, politisch unterstanden diese Gemeinden dem oströmischen Kaiserreich.

Die ersten Dogen Venedigs, deren Zählung nach der Tradition mit dem möglicherweise nur mythischen Anafestus Paulucius (Regierungszeit 697 bis 717) beginnt, waren zunächst in Heracliana ansässig, bevor der Dogensitz Mitte des 8. Jahrhunderts nach Malamocco verlegt wurde – der Tradition zufolge im Jahr 742 unter dem Dogen Deusdedit, der kurzzeitig als magister militum und von etwa 742 bis 755 als Doge seine Residenz in Malamocco hatte. Er wurde durch Galla (Johannes Diaconus, II, 17) gestürzt. Nach dessen Sturz kaum ein Jahr später folgte ihm Domenico Monegario, dem zwei magistri militum zur Seite gestellt wurden, um seine Regierungstätigkeit zu kontrollieren. Sein Nachfolger Mauritius, dem sein Sohn Johannes folgte, versuchte eine Dynastiegründung. Die Auseinandersetzungen zwischen dem Frankenreich und Byzanz brachten entsprechende Fraktionen in Malamocco hervor, Kämpfe, aus denen zunächst Obelerio Antenoreo 804 als profränkischer Sieger hervorging. Dieser wurde jedoch 810 gestürzt, wobei er bezeichnenderweise um 829 versuchte, mit Hilfe seiner Anhänger in Malamocco noch einmal den inzwischen in Rialto residierenden Dogen zu stürzen. Diesen Umzug hatte Agnello Particiaco zu Anfang seiner Regierungszeit (810–827) durchgesetzt. Malamocco blieb zwar weiterhin Hafen und Handelsplatz, hatte aber keine politische Bedeutung mehr. Das galt insbesondere nach dem Versuch des Obelerius, die Macht noch einmal zurückzugewinnen.

1106/07 wurde der Ort durch ein Beben und eine verheerende Sturmflut vollständig vernichtet. Das in der Folge neu gegründete Malamocco entstand weiter westlich neu.[1] Diese bereits 1159 in den Quellen als Malamocco nuova genannte Siedlung wurde während des Chioggia-Krieges von den in die Lagune eingedrungen Genuesen zerstört.

Ein früher hier bestehendes Bistum ging unter und wurde 2018 als Titularbistum Methamaucum wiedererrichtet.

Ansicht des Hafens, 1819 oder wenig später

Um 1900 hatte Malamocco rund 3000 Einwohner; die Insel war für ihre poponi genannten Zuckermelonen bekannt.[2]

In jüngster Zeit wurde Malamocco den Bedürfnissen des wachsenden Tourismus angepasst. So wurde das ganze Gebiet zu einer Fußgängerzone, ein neuer Hafen wurde im Zentrum angelegt, welcher durch einen Kanal zugänglich ist, der Malamocco von der Insel Lido abtrennt (das Gebiet wird über Brücken erschlossen).

Das MO.S.E-Projekt ist ein Projekt zum technischen Hochwasserschutz der Lagune von Venedig. Frühe Prototypen baulicher Anlagen wurden in Malamocco erprobt. So ist dieses schon seit den späten 1990er Jahren vor Hochwassern geschützt, indem hydraulische Stahlplanken den Zugang zu den Kanälen Malamoccos blockieren, wenn Hochwasser angekündigt wird. Eine um ein Vielfaches größere, und in der Arbeitsweise unterschiedliche Version, wird unter anderem in der Porta di Malamocco, der vielgenutzten Hafeneinfahrt südlich des Lidos, errichtet, um ganz Venedig vor Hochwassern schützen zu können und die Lagune bei Bedarf vor neuem Zufluss zu isolieren.

Literatur

  • Nicolò Spada: Contributi allo studio del bacino lagunare di Malamocco (Laguna di Venezia): Notizie storiche, sec. X–XIV, in: Memorie di Biogeografica 8 (1969/70) 107–151.
  • Luigi Fozzati, Claudio Pizzinato: Malamocco. Studi di archeologia lagunare e navale, Marsilio, 2008.

Siehe auch

Das Fährschiff Metamauco[3] (benannt nach einem alten Namen von Malamocco) transportiert in der Lagune Personen und Kraftfahrzeuge.

  • Titularbistum Methamaucum

Weblinks

Commons: Malamocco – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Diego Calaon: Prima di Venezia. Terre, acque e insediamenti. Strumenti GIS per una comprensione delle trasformazioni territoriali tra tarda antichità e altomedioevo, tesi di dottorato, Venedig 2005, S. 53.
  2. Pompeo Molmenti, Dino Mantovani: Le isole della Laguna Veneta, Bergamo 1904, S. 48 f. (Digitalisat)
  3. Seite zur Fähre bei marinetraffic.com

Koordinaten: 45° 22′ N, 12° 20′ O

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Veduta del porto de Malamocco ai lidi di Venezia - F. Tironi pinxit ; A. Sandi scul. LCCN2006676698.jpg
Title: View of the port of Malamocco at the shores of Venice / F. Tironi pinxit; A. Sandi scul. Abstract / medium: 1 print

Abstract/medium: 1 print : engraving. Caption continues: St. Peter's Fortress, built around the year 1650.

The representation is expressly dedicated to Bishop Giuseppe Manfrin Provedi of Chioggia. He was in office from 1819 until his death in 1829. Reference: Provedi was born in Venice in 1750. He was named Bishop of Chioggia on 23 August 1819 by Pope Pius VII. He devoted himself to restoring the operations of the seminary and the town gymnasium. He died on 26 January 1829. Cappelletti X, p. 410. Ritzler and Sefrin, VII, p. 154.

Therefore, the work cannot have been written before 1819.