Mainflingen

Mainflingen
Gemeinde Mainhausen
Wappen von Mainflingen
Koordinaten:50° 2′ N, 9° 2′ O
Höhe: 110 m ü. NHN
Fläche:9,3 km²[1]
Einwohner:4142 (31. Dez. 2015)[2]
Bevölkerungsdichte:445 Einwohner/km²
Eingemeindung:1. Januar 1977
Postleitzahl:63533
Vorwahl:06182
St. Kilian am Main
Badesee Mainflingen

Mainflingen ist ein Ortsteil der Gemeinde Mainhausen im südhessischen Landkreis Offenbach. Er ist bekannt durch seinen Zeitzeichensender. Der Sender Mainflingen steuert fast alle Funkuhren im westlichen Europa.

Geographische Lage

Der Ort liegt etwa 10 km nordwestlich von Aschaffenburg. Direkt östlich verläuft der Main.

Geschichte

Mittelalter

Mainflingen hieß in mittelalterlichen Urkunden Manolfingen, nach dem Gründer Manolf (germanischer Vorname), die Endung auf -ingen ist Zeichen für eine Gründung in der Völkerwanderungszeit.

In den Jahren 775, 793, 796 und 799 wurde jeweils eine Schenkung von Grundbesitz an das Kloster Lorsch in der Manolfinger marca im Lorscher Codex beurkundet.[3] Der Ort gehörte damals zum fränkischen Maingau.

Neuzeit

Auf der gegenüberliegenden Mainseite bei Dettingen werden 1743 die Franzosen durch ein österreichisch-englisches Heer besiegt (Schlacht bei Dettingen).

Bis zur Säkularisation 1803 gehört Mainflingen zum Kurfürstentum Mainz, danach fiel der Ort an die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, die ab 1806 das Großherzogtum Hessen wurde.

Territoriale Zugehörigkeit

Bis 1821 nahm das Amt Seligenstadt Verwaltung und Rechtsprechung in Mainflingen wahr. Mit der Verwaltungsreform im Großherzogtum Hessen in diesem Jahr wurden auch hier auf unterer Ebene Rechtsprechung und Verwaltung getrennt.[4]

Für die Verwaltung wurden Landratsbezirke geschaffen, die erstinstanzliche Rechtsprechung Landgerichten übertragen. Der Landratsbezirk Seligenstadt erhielt die Zuständigkeit für die Verwaltung unter anderem für das gleichzeitig aufgelöste Amt Seligenstadt. Durch verschiedene Verwaltungsreformen gehörte Mainflingen dann ab

Am 1. Januar 1977 wurde Mainflingen im Zuge der Gebietsreform in Hessen mit dem Nachbarort Zellhausen durch Landesgesetz zur neuen Gemeinde Mainhausen zusammengeschlossen.[6]

Gerichtliche Zuständigkeit

Bei der Reform 1821 übernahm das Landgericht Steinheim die erstinstanzliche Rechtsprechung in Mainflingen, die zuvor das Amt wahrgenommenen hatte.[4] Der Sitz des Gerichts wurde zum 1. Juli 1835 nach Seligenstadt verlegt und die Bezeichnung in „Landgericht Seligenstadt“ geändert.[7] Mit dem Gerichtsverfassungsgesetz von 1877 wurden Organisation und Bezeichnungen der Gerichte reichsweit vereinheitlicht. Zum 1. Oktober 1879 hob das Großherzogtum Hessen deshalb die Landgerichte auf. Funktional ersetzt wurden sie durch Amtsgerichte.[8] So ersetzte das Amtsgericht Seligenstadt das Landgericht Seligenstadt.

Nachkriegszeit

1978 wurde die benachbarte Autobahnbrücke über den Main dem Verkehr übergeben. Bei Mainflingen stand einst ein großes Kieswerk. Der Betrieb wurde im Laufe der 1980er Jahre eingestellt. Übriggeblieben sind drei Seen: der Mainflinger Badesee, ein großer Naturschutzsee und ein Anglersee.

Luftbild mit Ortsteil, Main und Umgebung
Mainflingen von oben, 2021

Einwohnerentwicklung

1834 zählt Mainflingen 606 Einwohner. Bis 1939 hat sich die Zahl fast verdoppelt auf 1120. Im Jahr 1961 sind es 2040, 1970 3017 Einwohner. Am 30. Juni 2008 besaß Mainflingen 4189 Einwohner. Am 31. Dezember 2013 betrug die Einwohnerzahl 4027.

Religion

Am Mainufer liegt die Katholische Kirche St. Kilian. Der Bau im klassizistischen Stil wurde 1821 nach einem Entwurf von Georg Moller vollendet.[9][10]

Wappen und Flagge

Wappen von Mainflingen
Wappen von Mainflingen
Blasonierung: „In rotem Schild über einem silbernen Wellenband ein silbernes, steigendes Roß.“[11]

Das Wappen wurde vom Heraldiker Georg Massoth gestaltet und am 2. Juni 1955 durch das Hessische Innenministerium genehmigt.

Der Schimmel ist eine Anspielung auf den Spitznamen der Mainflinger Maoflinger Schimmel, für dessen Ursprung verschiedene Geschichten existieren. Der Wellenbalken symbolisiert den Main.[12]

Die Flagge wurde am 25. Oktober 1956 durch das Hessische Innenministerium genehmigt.

Flaggenbeschreibung: „Auf der weißen Mittelbahn des rot-weiß-roten Flaggentuches das Gemeindewappen.“[13]

Wirtschaft und Infrastruktur

Autoverkehr und ÖPNV

Durch den Ort verläuft die Kreisstraße K 185, die zur L 2310 führt. Über die L 2310 kann der Autobahnanschluss 48 (Mainhausen) der Bundesautobahn 45 erreicht werden.

Im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) wirkt die Kreis-Verkehrs-Gesellschaft Offenbach (KVG) als Lokale Nahverkehrsgesellschaft und Aufgabenträger im Rhein-Main-Verkehrsverbund.

Radfernwege

Am Mainufer verlaufen:

Öffentliche Einrichtungen

  • Verwaltungsstelle mit Ortsgericht im Rathaus Mainflingen
  • Bürgerhaus Mainflingen
  • Gemeindebücherei im Alten Schwesternhaus
  • Einer der Mainflingen Seen ist als Badesee ausgewiesen.
  • Seecamping Mainflingen unmittelbar am Badesee. Der ca. 7 ha große Campingplatz bietet Stellplätze für ca. 300 Dauercamper und etwa 40 Plätze für Kurzcamper.

Zeitzeichensender

Sendemasten bei Mainflingen

Hauptartikel: Sendeanlagen in Mainflingen

In Mainflingen gibt es zwei große Sendeanlagen. Sie dienen dem kommerziellen Langwellenfunk (insbesondere der Verbreitung des Zeitzeichens DCF77) und dem Mittelwellenrundfunk. Ihre Reichweite beträgt dabei über 2000 km, wodurch ganz Zentraleuropa abgedeckt wird und etwa 100 Millionen Funkuhren ein Zeitzeichen erhalten.

Persönlichkeiten

  • Karl Schneider (1934–2020), in Mainflingen geborener Jurist und Politiker, Minister in Hessen und Rheinland-Pfalz

Literatur

  • Dagmar Söder: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Hessen, Kreis Offenbach. Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Hessen. Friedr. Vieweg & Sohn, Braunschweig und Wiesbaden 1987, ISBN 3-528-06237-1, S. 210–211.

Weblinks

  • Literatur über Mainflingen nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie
  • Aus der Geschichte Mainhausens. In: Internetauftritt. Gemeinde Mainhausen, archiviert vom Original am 17. Februar 2013;.
  • Mainflingen, Landkreis Offenbach. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  • Internetauftritt der Gemeinde Mainhausen

Einzelnachweise

  1. Mainflingen, Landkreis Offenbach. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 29. Juni 2015). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. „Zahlen, Daten, Fakten“ im Internetauftritt der Gemeinde Mainhausen (Memento desOriginals vom 8. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mainhausen.de, abgerufen im März 2016
  3. Ortsliste zum Lorscher Codex, Mainflingen, Archivum Laureshamense – digital, Universitätsbibliothek Heidelberg.
  4. a b Die Eintheilung des Landes in Landraths- und Landgerichtsbezirke betreffend vom 14. Juli 1821. In: Großherzoglich Hessisches Ministerium des Inneren und der Justiz. (Hrsg.): Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt. 1821 Nr. 33, S. 403 ff. (Online bei der Bayerischen Staatsbibliothek).
  5. § 1 Abs. 3 Dritte Verordnung über den Neubau des Reichs. In: RGBl. I S. 1675.
  6. Gesetz zur Neugliederung des Landkreises Offenbach (GVBl. II 330-33) vom 26. Juni 1974. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 22, S. 316–318, § 5 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,5 MB]).
  7. Bekanntmachung, die Verlegung des Landgerichtssitzes von Steinheim nach Seligenstadt betreffend vom 12. Mai 1835. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 29 vom 21. Mai 1835, S. 277.
  8. §§ 1, 3 Verordnung zur Ausführung des Deutschen Gerichtsverfassungsgesetzes und des Einführungsgesetzes zum Gerichtsverfassungsgesetze vom 14. Mai 1879. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 15 vom 30. Mai 1879, S. 197f.
  9. Website der Katholischen Pfarrgemeinde St. Kilian, Mainflingen
  10. Näheres über die Architektur von „St. Kilian“ auf georg-moller-landkirchen.de
  11. Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Mainflingen im Landkreis Offenbach, Regierungsbezirk Darmstadt vom 2. Juni 1955. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1955 Nr. 25, S. 614, Punkt 662 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 2,9 MB]).
  12. Ortswappen. In: Internetauftritt, Gemeinde Mainhausen.
  13. Genehmigung einer Flagge der Gemeinde Mainflingen, Landkreis Offenbach, Regierungsbezirk Darmstadt vom 25. Oktober 1956. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1956 Nr. 45, S. 1158, Punkt 1025 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 2,7 MB]).

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Wappen der Gemeinde Mainhausen, Hessen, Deutschland
Sendemasten Mainflingen.jpg
Autor/Urheber: J11 in der Wikipedia auf Deutsch, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Sendemasten bei Mainflingen
Mainflingen Main.JPG
Blick von Karlstein-Dettingen (Kreis Aschaffenburg) auf den Mainhäuser Ortsteil Mainflingen mit Kirche St. Kilian, Pfarrhaus und Kilianushaus
Banner Mainflingen.svg
Banner von Mainflingen, Ortsteil von Mainhausen, Hessen, Deutschland
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Wappen von Mainflingen, Ortsteil von Mainhausen, Hessen, Deutschland
Mainhausen Mainflingen Luftbild Hessen Bong'sche Kiesgrube Main.jpg
Autor/Urheber: Martin Kania, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Blick auf Mainflingen von oben, im Hintergrund die ehemalige Bong'sche Kiesgrube und Mainufer, heute ein Naturschutzgebiet.