Magischer Name

Ein magischer Name, im Englischen auch als craft name bezeichnet, ist ein religiöser Name, welcher meist als zweiter Name von Wiccas und anderen Anhängern des Neopaganismus angenommen wird. Ein magischer Name dient meist dazu, die Privatsphäre zu schützen, sich einem speziellen Pfad zu verschreiben oder die Zugehörigkeit zu einem Coven zu zeigen. Viele Personen haben mehrere magische Namen. Dies geht auf den in vielen Kulturen verbreiteten Glauben zurück, dass man einer Person nur Schaden zufügen kann, wenn man ihren Namen kennt. Daher haben die meisten Wiccas einen offenen Namen, der für gemeinsame Zeremonien genutzt wird, einen Coven-Namen, der innerhalb eines Coven genutzt wird und einen Geheimnamen, der nur bei allein durchgeführten Ritualen genutzt wird und mit ins Grab getragen wird.[1]

Pseudonym

Die Idee, einen anderen Namen als Pseudonym zu nutzen, um die eigene Identität bei religiösen Zeremonien zu verheimlichen, ist keine Erfindung des Neopaganismus: Samuel Clemens Annahme des Namens Mark Twain wird auch als Annahme eines magischen Namens gesehen.[2] Bereits lange vor dem Neopaganismus wurden magische Namen und ähnliche Pseudonyme in Grimoires verwendet, so zum Beispiel in den Texten des Rabbiners Abraham von Worms.[3]

Verwendung

Im britisch traditionellen Wicca, vor allem in der gardenischen und alexandrischen Tradition, werden magische Namen in der heutigen Zeit meist nur noch aus symbolischen Gründen angenommen. In den frühen Tagen der gardenischen Tradition war der Schutz der eigenen Identität noch sehr wichtig, da das Hexentum bis 1951 in England verboten war. Wäre die Identität eines Mitglieds aufgeflogen, hätte das dazu führen können, dass die Mitglieder eines Coven verhaftet und vor Gericht gestellt wurden. Im Jahre 1944 wurde die letzte Person nach dem „Witchcraft Act“ in Untersuchungshaft genommen, bis ins Jahr 1950 wurde aber weiterhin mit Verhaftungen gedroht, bis das Gesetz 1951 schlussendlich aufgehoben wurde.[4]

Seit der Aufhebung dieses Gesetzes ist es eigentlich nicht mehr nötig, einen anderen Namen anzunehmen, aus traditionellen Gründen ist es aber bis heute immer noch üblich, dass man bei der Initiation in einen Coven einen neuen Namen annimmt. Obgleich es in vielen Traditionen immer noch üblich ist, drei magische Namen zu tragen, werden heute von vielen Personen nur noch zwei Namen, der offene Name und der Coven-Name oder sogar nur der Coven-Name genutzt.[5]

Magische Namen bekannter Personen

  • Dafo – die Initiatorin von Gerald Gardner, bei der es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um Edith Woodford-Grimes handelt.[6]
  • Scire – Gerald Gardner, oft fälschlicherweise als Gründer des Wicca bezeichnet; Begründer des Gardenischen-Wicca.[7]
  • Ameth – Doreen Valiente, bekannteste Hohepriesterin des Bricket Wood Coven und Autorin zum Thema Wicca.[8]
  • Thelema – Patricia Crowther, Autorin zum Thema Wicca und Künstlerin, die die Hexenrunen entworfen hat.[8]
  • Artemis – Eleanor Bone, Vertraute von Gardner und Begründerin der Whitecroft-Linie.[8]
  • Tanith – Lois Bourne, Hohepriesterin des Bricket Wood Coven.[8]
  • Robat – Raymond Buckland, Autor zum Thema Wicca und Hexentum; Begründer des Seax-Wicca.[9][10]
  • Verbius – Alex Sanders, Begründer des Alexandrischen-Wicca.[8]
  • Aradia – Phyllis Curot, Hohepriesterin des Wicca und Anwältin die mit dafür sorgte, dass Wicca in den USA als Religion anerkannt wurde und bei der U.S. Army als Konfession angegeben werden kann.[8]
  • Silver RavenWolf – Jenine E. Trayer, Autorin zum Thema Wicca.[8]
  • Starhawk – Miriam Simos, Autorin des Wicca-Klassikers The Spiral Dance und bekannte Feministin.[8]
  • Lady Gwen Thompson – Phyllis Thompson, vermeintliche Autorin des Hexencredo und Autorin zum Thema Wicca und Hexentum.[8]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Patti Wigington: Finding Your Magical Name. In: Learn Religions. 28. April 2019, abgerufen am 21. November 2021 (englisch).
  2. Guy A. Cardwell: Samuel Clemens’ Magical Pseudonym. In: The New England Quarterly. Band 48, Nr. 2, Juni 1975, S. 175–193.
  3. Georg Dehn: Book of Abramelin. A New Translation by Abraham von Worms. Ibis Press, Lake Worth, Florida 2006, ISBN 0-89254-127-X.
  4. Obituary of Thomas Brooks. In: The Times. London 17. Februar 1958.
  5. Lady Shyla: Craft tools. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Tryskelion. 2007, archiviert vom Original am 5. Mai 2007; abgerufen am 21. November 2021 (englisch).
  6. Philip Heselton: Gerald Gardner and the Cauldron of Inspiration. An Investigation into the Sources of Gardnerian Witchcraft. Capall Bann Publishing, Auton Farm, Milverton, Somerset 2003, ISBN 1-86163-164-2.
  7. Gerald Gardner: Witchcraft Today. Rider, London 1954.
  8. a b c d e f g h i Melissa Seims: Elders of The Wica. In: The Wica. Abgerufen am 21. November 2021 (englisch).
  9. Melissa Seims: The Wica Family Tree. In: The Wica. 2013, abgerufen am 21. November 2021 (englisch).
  10. Aidan A. Kelly: The [American] Gardnerians, 1973–75. In: Including Paganism. 12. November 2012, abgerufen am 21. November 2021 (englisch).