Magic (Kryptologie)

Magic war im Zweiten Weltkrieg die amerikanische Bezeichnung für Informationen, die aus der Entschlüsselung der japanischen Codes wie dem PURPLE-Verschlüsselungscode gewonnen wurden. Die USA bezeichneten entschlüsselte PURPLE-Nachrichten als Magic, um die Tatsache zu verschleiern, dass sie PURPLE-verschlüsselte Nachrichten lesen konnten, analog zum britischen Ultra.

Japan verfügte während des Zweiten Weltkrieges über mehr als zehn Codes gleichzeitig. Vor dem Angriff auf Pearl Harbor spielten vor allem folgende Codes eine Rolle:

Vorgeschichte

In den frühen 1930er Jahren erwarb Japan eine kommerzielle Version der deutschen Enigma-Rotor-Chiffriermaschine und modifizierte sie, um ihre Sicherheit weiter zu verbessern. Heraus kam eine der sichersten Kryptographie-Maschinen der Welt. Die Maschine bekam von der US-Regierung den Codenamen RED: die Vorstufe der PURPLE-Maschine. Sie wurde von der japanischen Marine verwendet und auch an das Außenministerium weitergegeben, das sie für die Kommunikation zwischen Japan und seinen Botschaften und Konsulaten weltweit einsetzte.

Codebruch

Nach beträchtlichen Anstrengungen gelang es dem US Army Signals Intelligence Service (SIS) im Jahr 1936 mit Hilfe einer von William Friedman erfundenen statistischen Analysetechnik, den Code zu brechen.

Der Codebruch half den Amerikanern allerdings nicht lange: Anfang 1939 führte das japanische Außenministerium eine neue Maschine namens PURPLE ein. Niemand, nicht einmal die USA, wusste, ob diese deutlich weiterentwickelte Maschine überhaupt geknackt werden konnte. Japan setzte PURPLE ein, um mit seinen wichtigsten Botschaften zu kommunizieren. Mit PURPLE wurde auch jene diplomatische Nachricht verschlüsselt, die den Abbruch der Kommunikation zwischen Japan und den USA signalisierte und damit indirekt den Krieg ankündigte. PURPLE wurde auch eingesetzt, um Informationen über den Zustand der deutschen Truppen von Europa nach Japan zu schaffen.

Nach Monaten mühsamer Forschungsarbeit gelang es den USA im August 1940, ein Replikat der PURPLE zu bauen. Es fehlten aber noch Schlüssel und einige Zusatzinformationen. Beides wurde wenig später gewonnen.

Es wurden jedoch nur sehr wenige Maschinen ausgegeben und weniger Menschen mit decodierten Informationen versorgt, als dies technisch möglich gewesen wäre: Man wollte verhindern, dass Japan vom Bruch des Codes erfuhr und ihn einfach änderte. Dennoch bekam die japanische Regierung durch Agenten mehrere Hinweise, dass der Code gebrochen sei. Im Glauben an die eigene technische Überlegenheit wurden diese jedoch ignoriert.

Literatur

  • Edward J. Drea: MacArthur's ULTRA: Codebreaking and the War against Japan, 1942–1945. University Press of Kansas, 1992. ISBN 0-7006-0504-5.
  • Ronald Lewin: The American Magic: Codes, Ciphers, and the Defeat of Japan. Penguin, 1984. ISBN 0-14-006471-0.
  • Colin B. Burke: It Wasn’t All Magic – The Early Struggle to Automate Cryptanalysis, 1930s–1960s. Center For Cryptologic History, NSA 2002, PDF; 40 MB.

Weblinks