Magenvolvulus

Klassifikation nach ICD-10
K31.8Sonstige näher bezeichnete Krankheiten des Magens und des Duodenums
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Ein Magenvolvulus (lateinisch: Volvulus ventriculi) ist eine abnorme Verdrehung (Volvulus) des Magens mit Abschnürung des Magenein- und -ausganges.[1][2]

Epidemiologie/Verbreitung

Ein Magenvolvulus tritt meist bei einer Hiatushernie, einer Relaxation des Zwerchfelles, seltener bei Lageveränderungen aufgrund Erkrankungen des Magens oder angrenzender Organe, zum Beispiel Tumore oder Verwachsungsstränge, auf. Eine ausgeprägte Überblähung des Darmes kann gleichfalls auch für eine unvollständige oder intermittierende Magentorsion ursächlich sein. Eine Kombination mit Drehung des Querkolons ist möglich.

Der akute Volvulus gilt als seltene Erkrankung im Neugeborenen- und Säuglingsalter. Ein akuter Volvulus kann als Komplikation nach einer Fundoplikatio auftreten.[3]

Pathogenese/Krankheitsentstehung

Das Organ ist spiralförmig entweder um seine Längsachse oder quer dazu verdreht.

Klinische Erscheinungen

Akuter Volvulus

Bei einem vollständigen Volvulus kann sich der Magen weder nach oben noch nach unten entleeren, so dass sich das Bild eines Ileus mit zunehmender Aufblähung des Magens ergibt. Eine Passage von Nahrung durch die Speiseröhre in den Magen ist nicht mehr möglich. Als Komplikation kann es zu einer Nekrose der Magenwand, einer Perforation oder Luft-Embolie in den Pfortaderkreislauf kommen.

Chronischer Volvulus

Bei einer unvollständigen Verdrehung ist die Passagebehinderung und damit die klinischen Symptome nicht so ausgeprägt, so dass es zu chronischen Verläufen mit verzögerter Diagnosestellung kommen kann.

Diagnose

Bei einem vollständigen Verschluss ist bereits das Legen einer Magensonde nicht erfolgreich möglich. Zusammen mit epigastrischem Meteorismus und Erbrechen liegt dann die sogenannte Borchardt-Triade vor, benannt nach dem Berliner Chirurgen Moritz Borchardt (1868–1948).[4]

In der Sonographie ist eine abnorme Position des Pylorus ein wichtiger Hinweis. Im Röntgenbild im Stehen/Hängen zeigen sich ein luftgefüllter Magen und unterschiedlich hohe Sekretspiegel bei ansonsten luftarmem Darm. Eine Kontrastmittel-Gabe bestätigt den Passagestopp.

Therapie

Die Behandlung erfolgt operativ mit Fixierung des Magens in Neutralposition. Bei der intermittierenden Form sind endoskopische und perkutane Verfahren erfolgversprechend.[5]

Literatur

Einzelnachweise

  1. W. Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. 265. Auflage. Verlag Walter de Gruyter, 2014, ISBN 3-11-018534-2.
  2. W. Schuster, D. Färber (Hrsg.): Kinderradiologie. Bildgebende Diagnostik. Springer, 1996, ISBN 3-540-60224-0, S. 457.
  3. J. Reyes-Zamorano: [Acute gastric volvulus: late complication of Nissen fundoplication. Report of two cases and review of the literature]. In: Cirugia y cirujanos, Band 82, Nr. 5, 2014 Sep-Oct, S. 541–540; ISSN 0009-7411. PMID 25259434.
  4. Borchardt-Trias
  5. F. J. Altenwerth: Behandlung eines intermittierenden Magenvolvulus durch Gastropexie mittels perkutaner endoskopischer Gastrostomie. In: Deutsche Medizinische Wochenschrift, 1946, Band 119, Nr. 48, Dezember 1994, S. 1658–1660; ISSN 0012-0472, doi:10.1055/s-2008-1058884, PMID 7988366.