Magelonidae
Magelonidae | ||||||||||||
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Magelona longicornis | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Magelonidae | ||||||||||||
Cunningham & Ramage, 1888 |
Magelonidae ist der Name einer Familie im Sediment grabender, von Detritus lebender Vielborster (Polychaeta), deren rund 67 Arten in Meeren weltweit zu finden sind. Lange als monogenerische Familie mit der einzigen Gattung Magelona angesehen, wurde 2001 eine neue Art gefunden und in einer neuen Gattung beschrieben (Octomagelona bizkaiensis).
Merkmale
Die Magelonidae haben einen langgestreckten, fadenförmigen Körper und ein charakteristisches abgeflachtes, schaufelförmiges Prostomium, an dem ventrolateral ein Paar Palpen sitzt, die an der Basis einen runden Querschnitt haben und distal mit länglichen Papillen versehen sind. Nuchalorgane fehlen. Der ausstülpbare, unter dem Oesophagus liegende Pharynx (Schlundtasche) hat keine Kiefer. Das erste Segment hat bei Adulttieren weder Parapodien noch Borsten. An den übrigen Segmenten sind die Parapodien zweiästig, und an jedem Ast sitzt ein niedriger Kamm Borsten und stützender Fußlappen. Dorsal und ventrale Cirren fehlen ebenso wie Kiemen und Aciculae. Die Borsten sind einfache kapillarförmige Borsten sowie gezähnte Haken mit Hauben. Am 9. borstentragenden Segment sind die Borsten stachelartige Kapillarborsten. Am Pygidium sitzt ein Paar Cirren. In der Gattung Magelona bilden die ersten neun borstentragenden Segmente den Thorax, bei Octomagelona bizkaiensis die ersten acht borstentragenden Segmente, während das Abdomen aus den darauf folgenden Segmenten besteht.
Unter den Ringelwürmern zeichnen sich die Magelonidae durch Besonderheiten des blassvioletten Blutes und Blutkreislaufs aus. Hierzu gehören Blutkörperchen, die als Blutfarbstoff hoch molekulares Hämerythrin enthalten. Das geschlossene Blutgefäßsystem ist wohl entwickelt, hat aber kein zentrales Herz. Der Pharynx wird ausgestülpt, indem in einen ausgedehnten Blutsinus am Vorderende Blut gepumpt wird. Das Rückengefäß im Vorderabschnitt des Ringelwurms besteht aus durch Klappen voneinander getrennten Kammern, die sich regelmäßig füllen und leeren und das Blut in einen sehr muskulösen, herzartigen Bereich des Rückengefäßes nach vorn treiben. Im hinteren Rückengefäß verhindern Klappen im Bereich der Coelomscheidewände den Rückfluss des Blutes. Die paarigen Lateralgefäße verfügen in den hinteren Segmenten über pulsierende, herzartige Erweiterungen. Die Längsmuskeln des Hautmuskelschlauches zeigen bei den Magelonidae in ihrer Struktur Ähnlichkeiten mit den Muskeln von Fadenwürmern.
Verbreitung, Lebensraum und Lebensweise
Die Magelonidae sind auf Sedimentböden in Meeren weltweit verbreitet. Mithilfe ihres ausstülpberen Pharynx im Wechsel mit Bewegungen des Prostomiums graben sie Gänge durchs Sediment, die sie mit körpereigenem Schleim auskleiden. Sie sind jedoch keine Sedimentfresser, sondern weiden den organischen Belag aus Detritus mithilfe ihrer papillenbesetzen Palpen von der Sedimentoberfläche ab. Zugleich dienen die wohl durchbluteten Palpen der Atmung.
Entwicklungszyklus
Die Magelonidae sind getrenntgeschlechtlich, doch ist über ihre Fortpflanzung wenig bekannt. Die Befruchtung findet wahrscheinlich im freien Meerwasser statt. Die Entwicklung erfolgt über ein frei schwimmendes Larvenstadium im Zooplankton, bis die Larve niedersinkt und zu einem kriechenden Wurm metamorphosiert.
Rolle der Magelona-Larven als Fressfeinde von Muschellarven
In einer 1922 veröffentlichten umfangreichen Studie über die Ernährung mariner Planktonorganismen im Plymouth beobachtete Marie Victoire Lebour, dass Polychaetenlarven in der Regel hauptsächlich Kieselalgen fressen, während sie in den Därmen der Larven von Magelona (ohne Artangabe) ausschließlich Larven von Muscheln fand. Die Fähigkeit der Magelona-Trochophora und Metatrochophora, Muschel-Veliger zu überwältigen, wurde auch in späteren Untersuchungen bestätigt; so beobachtete Heinrich Kühl (1973 und 1974) bei Untersuchungen von Magelona in den Mündungen von Elbe, Weser und Ems bis zu 12 Miesmuschellarven in einer Magelona-Metatrochophora und Muschellarven als einzige Nahrung in den Därmen sehr vieler untersuchter Magelona-Larven. Hieraus schloss Heinrich Kühl, dass Magelona-Larven „beträchtliche Mengen an Muschelbrut vernichten“ könnten und dass die Larven „als Nahrungsspezialisten örtlich und zeitlich weitgehend von ihrer Hauptnahrung abhängig“ seien und deswegen ihr Bestand Schwankungen unterliege. Kevin Brett Johnson und Laura A. Brink (1998) gingen dagegen unter anderem der Frage nach, ob in Planktonnetzen und Gefäßen zusammengepferchte Planktongesellschaften nicht die Räuber-Beute-Beziehungen unter natürlichen Bedingungen repräsentieren. Sie simulierten natürliche Bedingungen mit zahlreichen Planktonarten und konnten dabei kein einziges Ereignis nachweisen, bei dem eine Magelona-Larve eine Muschellarve fraß, was wahrscheinlich auf die sehr seltenen Begegnungen dieser Organismenarten unter natürlichen Bedingungen zurückzuführen sei.
Beispielarten
Als erste Art beschrieb Johann Friedrich Theodor Müller 1858 auf Grund eines Fundes in brasilianischen Gewässern die bis 17 cm lange Magelona papillicornis. In der Nordsee verbreitet sind insbesondere Magelona mirabilis (Johnston, 1865), Magelona minuta Eliason, 1962, Magelona alleni Wilson, 1958, Magelona filiformis Wilson, 1959 und Magelona johnstoni Fiege, Licher & Mackie, 2000.
Gattungen
Zur Familie Magelonidae gehören folgende zwei Gattungen mit rund 67 beschriebenen Arten:[1]
- Magelona Johann Friedrich Theodor Müller, 1858 (rund 66 beschriebene Arten)
- Octomagelona Aguirrezabalaga, Ceberio & Fiege, 2001 (1 bekannte Art)
Literatur
- Kevin Brett Johnson, Laura A. Brink (1998): Predation on Bivalve Veligers by Polychaete Larvae. Biological Bulletin 194 (3), S. 297–303.
- W. Blaxland Benham (1896): The Blood of Magelona. Journal of Cell Science 39 (1), S. 1–18.
- Gesa Hartmann-Schröder (1996): Annelida, Borstenwürmer, Polychaeta. Tierwelt Deutschlands 58, S. 1–648, hier S. 342, Magelonidae und S. 343–345, Magelona.
- Kevin Brett Johnson: Predation on planktonic marine invertebrate larvae. Dissertation presented to the Department of Biology and the Graduate School of the University of Oregon in partial fulfillment of the requirements for the degree of Doctor of Philosophy, June 1998.
- Joseph Thomas Cunningham, G. A. Ramage (1888): The Polychaeta Sedentaria of the Firth of Forth. Transactions of the Royal Society of Edinburgh 33 (3), S. 635–684, hier S. 642, Fam. Magelonidæ.
- Stanley J. Edmonds: Fauna of Australia, Volume 4A. Polychaetes & Allies. The Southern Synthesis 4. Commonwealth of Australia, 2000. Class Polychaeta. S. 262–264, Family Magelonidae.
- Meredith L. Jones (1968): On the morphology, feeding, and behavior of Magelona sp. Biological Bulletin 134 (2), S. 272–297.
- Heinrich Kühl: 2.1.2. Vorkommen und Nahrung von Magelona papillicornis. In: Forschung im Geschäftsbereich des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten: Jahresbericht 1973. Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Bonn 1973, S. 20.
- Kate Mortimer, Andrew S.Y. Mackie (2014): Morphology, feeding and behaviour of British Magelona (Annelida: Magelonidae), with discussions on the form and function of abdominal lateral pouches. Memoirs of Museum Victoria 71, S. 177–201.
- Fritz Müller (1858): Einiges über die Annelidenfauna der Insel Santa Catharina an der brasilianischen Küste. Archiv für Naturgeschichte, Berlin 24 (1), S. 211–220, Tafeln VI-VII. (Aus einer brieflichen Mittheilung an Prof. Grube). Hier S. 215f., Magelona.
- Heinrich Kühl: Über Vorkommen und Nahrung der Larven von Magelona papillicornis O.F. Müller (Polychaeta Sedentaria) im Mündungsgebiet von Elbe, Weser und Ems. Berichte der Deutschen Wissenschaftlichen Kommission für Meeresforschung Berlin 23 (3). Paul Parey, Hamburg/Berlin 1974, S. 296–301. [Anmerkung: Die Angabe „O.F. Müller“ (lebte 1730–1784) geht auf eine Verwechslung zurück; der Erstautor war J.F.T. Müller, 1858 (lebte 1821–1897).]
- F. Aguirrezabalaga, A. Ceberio, D. Fiege (2001): Octomagelona bizkaiensis (Polychaeta: Magelonidae), a new genus and species from the Capbreton Canyon (Bay of Biscay, NE Atlantic). Journal of the Marine Biological Association of the United Kingdom 81 (2), S. 221–224.
- Marie Victoire Lebour (1922): The Food of Plankton Organisms. Journal of the Marine Biological Association of the United Kingdom 12, S. 644–677.
Weblinks
- Magelonidae. In: Lexikon der Biologie, Online-Ausgabe.
Einzelnachweise
- ↑ Magelonidae Cunningham & Ramage, 1888. WoRMS, 2018. Abgerufen am 7. November 2018.
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Autor/Urheber: EcologyWA, Lizenz: CC BY 2.0
Collected from Puget Sound sediments and photographed by the Washington State Department of Ecology’s Marine Sediment Monitoring Team. For more information about this team’s work visit: www.ecy.wa.gov/programs/eap/psamp/index.htm.
Larve von Magelona papillicornis J.F.T. Müller, 1858, A monograph of the British marine annelids, 1915, XCIII