Macugnaga

Macugnaga
Macugnaga (Italien)
StaatItalien
RegionPiemont
ProvinzVerbano-Cusio-Ossola (VB)
Koordinaten45° 58′ N, 7° 58′ O
Höhe1327 m s.l.m.
Fläche98 km²
Einwohner537 (31. Dez. 2019)[1]
Postleitzahl28876
Vorwahl0324
ISTAT-Nummer103039
Bezeichnung der Bewohnermacugnaghesi
SchutzpatronMariä Himmelfahrt (15. August)
WebsiteMacugnaga

Macugnaga, Fraktion Pecetto (zer Tannu)
Macugnaga Zentrum
Pfarrkirche Madonna Assunta im Ortsteil Staffa (in d Schtapfu)
Walsermuseum
Fraktion Borca (zer Burfuggu)
Alte Linde in der Fraktion Chiesa Vecchia (Duorf)

Macugnaga (walserdeutsch Magganaa) ist eine italienische Gemeinde in der Provinz Verbano-Cusio-Ossola (VB), Region Piemont. Sie ist Träger der Bandiera Arancione des TCI.[2]

Geographie

Der höchstgelegene Ortsteil, Pecetto, liegt auf 1327 m ü. M., der tiefstgelegene, Pestarena, liegt auf 1075 m ü. M. Macugnaga liegt im Talschluss des Valle Anzasca (walserdeutsch Vischpertal) in einem klassischen glazialen Trogtal, das von den mächtigen Gletschern des Monte-Rosa-Massivs und seiner nördlichen Ausläufer ausgeformt wurde und durch gewaltige Moränen im oberen Teil dominiert wird.

Das Gemeindegebiet umfasst eine Fläche von 98 km², mit einer maximalen Meereshöhe von 4,618 m ü. M. (Monte Rosa, Grenzgipfel neben der in der Schweiz liegenden Dufourspitze mit 4,634 m ü. M.). Die Nachbargemeinden sind Alagna Valsesia, Alto Sermenza, Carcoforo und Ceppo Morelli.

Die Gemeinde besteht u. a. aus den Ortsteilen Pestarena (walserdeutsch In der Mattu), Borca (walserdeutsch Zer Burfuggu), Motto (walserdeutsch Uf dem Biil), Staffa (walserdeutsch In d Schtapfu), Chiesa vecchia (walserdeutsch Zer altu Chilchu oder Duorf), Opaco (walserdeutsch In d Ääbi), Ripa (walserdeutsch Uf d Riifu) und Pecetto (walserdeutsch Zer Tannu). Total sind es 19 Fraktionen, von denen sich vier in je zwei weitere teilen.

Der Haupterwerbszweig der Bevölkerung ist heute der Tourismus.

Geschichte und Sprache

Macugnaga ist eine alte Walsersiedlung, die im 12. Jahrhundert vom schweizerischen Saastal (Wallis) aus besiedelt wurde und ihre Jahrhunderte währende, eigenständige kulturelle Stabilität bis ins 20. Jahrhundert bewahrt hat. Pestarena wird erstmals 1291 urkundlich bezeugt (Peza Saltaneria), Motta im Jahre 1361, Pecetto 1373 und Borca 1458.[3]

Franz Josef Lochmatter aus dem Walliser St. Niklaus eröffnete im Jahre 1854 das erste Hotel in Macugnaga und nannte es «Monte Rosa».[4] Dies war die Geburtsstunde des Tourismus in Macugnaga. Als weiteres Hotel folgte das Monte Moro von Domenico Oberto.

Ab dem 19. Jahrhundert infolge des Bergbaus im unteren Gemeindegebiet und im 20. Jahrhundert infolge des Faschismus, des Tourismus und des modernen vernetzten Lebensstils wurde die Gemeinde sprachlich weitgehend italienisiert. Der Titschu genannte örtliche Dialekt, eine Variante des höchstalemannischen Walserdeutsch, stirbt mit der Generation der über Achtzigjährigen aus. Bleibende Zeugen des Walsertums sind etliche Baudenkmale im Blockhausstil, die allerdings in allen Ortsteilen von moderneren, nicht immer sensibel integrierten Hotelbauten bedrängt werden.

Der Dialekt findet sich dokumentiert im Sprachatlas der deutschen Schweiz, im Schweizerischen Idiotikon und in Max Waibels Die volkstümliche Überlieferung in der Walserkolonie Macugnaga (Provinz Novara), Basel 1985 (Schriften der Schweizerischen Gesellschaft für Volkskunde, Band 70).

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung
Jahr186118711881190119211931195119711991200120112018
Einwohner664603617798610640997766626651601554

Sehenswürdigkeiten

  • Alte Kirche Maria Assunta im Ortsteil Duorf, erstmal 1317 erwähnt, renoviert und wieder geweiht 1523.
  • Pfarrkirche Madonna Assunta im Ortsteil Staffa, erbaut zwischen 1709 und 1717, mit polychronem Chor und zwei Gemälden des Malers Bartolomeo Iacchini. Eine Gedenktafel erinnert an den Aufstieg auf die Dufourspitze des Priesters Achille Ratti und späteren Papsts Pius XI.
  • Kirche San Giovanni Battista aus dem 17. Jahrhundert, 1684 erweitert und umgestaltet und 1789 mit einem Friedhof ausgestattet, der für alle Weiler des Tales genutzt wird.
  • Kirche Beata Vergine delle Nevi (Ad Nives) im Ortsteil Borca, erbaut im Jahr 1653, im Inneren eine Reihe von bemerkenswerten Fresken.
  • Heimatmuseum (Museo Casa Walser Alts Walserhüüs van zer Borfuggu): Im aus dem 17. Jahrhundert stammenden Pfarrhaus können mehr als 650 Gegenstände besichtigt werden, welche vom Alltag der Walserbevölkerung zu Hause und bei der Arbeit erzählen.
  • Bergmuseum: Ausstellung von Gegenständen aus der Vergangenheit des Bergsteigens rund um Macugnaga. In zwei Sektionen werden insbesondere die Geschichte der Bergführer und der Schmuggler behandelt.
  • Casa Pala im Ortsteil Pecetto: Typisches Beispiel für die Walserarchitektur, Nationaldenkmal. Das Gebäude stammt aus dem Ende des 16. Jahrhunderts und ist vertikal in zwei Teile gegliedert.
  • Goldmine von Guia im Ortsteil Borca, kann besichtigt werden.
  • Kirche Madonna dei Ghiacciai im Ortsteil Pecetto, laut einer Inschrift 1635 errichtet.
  • Alte Linde (vecchio tiglio) im Ortsteil Chiesa Vecchia, in deren Schatten die Gemeindeversammlungen, der Jahresmarkt und die Gerichtsverhandlungen abgehalten wurden. Die zum Nationaldenkmal erklärte Linde stammt aus dem 13. Jahrhundert und hat einen Umfang von sieben Metern.

Persönlichkeiten

Literatur

  • Max Waibel: Die volkstümliche Überlieferung in der Walserkolonie Macugnaga (Provinz Novara) (= Schriften der Schweizerischen Gesellschaft für Volkskunde. Band 70). Basel/ Bonn 1985, ISBN 3-7749-2189-X.
  • Verschiedene Autoren: Il Piemonte paese per paese. Bonechi Editore, Firenze 1996, ISBN 88-8029-156-4.
  • Verschiedene Autoren: Comuni della Provincia del Verbano-Cusio-Ossola. Consiglio Regionale del Piemonte, Chieri 2012, ISBN 978-88-96074-50-3.

Weblinks

Commons: Macugnaga – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistiche demografiche ISTAT. Monatliche Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2019.
  2. Bandiera Arancione. In: Bandierearancioni.it. Abgerufen am 7. Mai 2018 (italienisch).
  3. Max Weibel: Die volkstümliche Überlieferung in der Walserkolonie Macugnaga (Provinz Novara) (= Schriften der Schweizerischen Gesellschaft für Volkskunde. Band 70). Basel/ Bonn 1985, S. 2.
  4. Christian Imboden: Berge: Beruf, Berufung, Schicksal. Rotten Verlag, Visp 2013, ISBN 3-907624-48-3, S. 75: Gastwirte.
  5. Frédéric Giroud: Anton de Augustini. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 18. Februar 2010, abgerufen am 27. April 2020.
Die alte Kirche und die alte Linde im Ortsteil Duorf, im Hintergrund das Monte-Rosa-Massiv

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Macugnaga, scorcio della frazione Pecetto
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Veduta di Borca, frazione di Macugnaga (VB)
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Macugnana, chiesa parrocchiale di Santa Maria Assunta
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Provinzwappen von Verbano-Cusio-Ossola
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Panorama sul gruppo del Monte Rosa dalla frazione Staffa di Macugnaga. Sulla destra la chiesa vecchia ed il tiglio monumentale