MaKss Damage

MaKss Damage, bürgerlich Julian Fritsch (* 21. Juli 1988 in Gütersloh), ist ein deutscher Neonazi und NS-Rapper.

Fritsch wird vom Bundesamt für Verfassungsschutz beobachtet und von der Behörde als Rechtsextremist eingestuft. Er ist Mitglied der Neonazi-Kleinpartei Der III. Weg.[1]

Leben

In seinen ersten politischen Songtexten stellte der aus Gütersloh stammende Fritsch sich zunächst noch als einen linksradikalen Rapper dar. Er bezeichnete sich selbst als Stalinisten und wurde von anderen Linken als nationalbolschewistisch eingeordnet.[2] 2008 veröffentlichte Fritsch seine erste Demoaufnahme, das Mixtape Alarmstufe Rot, im Internet zum kostenlosen Download. Auf dem Cover ist ein Sonnenaufgang dargestellt, im Hintergrund ist die New Yorker Skyline zu sehen und ein Flugzeug, welches das World Trade Center ansteuert. Alarmstufe Rot enthielt unter anderem eine RAF-Hymne und ein Loblied auf Lenin. Im Juli 2009 wurde die EP Stalins Way veröffentlicht, die ebenfalls zum freien Download verfügbar war.

Am 7. August 2009 sollte in Berlin-Kreuzberg auf Einladung der Nordost Mafia und der Antifaschistischen Revolutionären Aktion Berlin (ARAB) ein Konzert mit Fritsch stattfinden. Nach heftiger Kritik wurde er wieder ausgeladen.[3] Am 15. März 2010 wurde das Tape Makssismus 2010 zum freien Download veröffentlicht. Im Track Antideutsche Hurensöhne ruft Fritsch unter anderem zum Mord an antideutschen Linken auf und erklärt: „Ich würde eher Adolf Hitler, Heinrich Himmler oder Ernst Röhm als euch links nennen.“ Im ebenfalls auf diesem Album enthaltenen Lied Arabisches Geld rappte er: „Ich leite Giftgas lyrisch in Siedlungen, die jüdisch sind“.[4][5] Viele seiner Texte waren bereits zu diesem Zeitpunkt antizionistisch und antisemitisch geprägt.[3]

Im Februar 2011 erschien ein Interview mit Fritsch in einem rechtsextremen Internet-Portal mit dem damaligen Neonazi-Aktivisten Axel Reitz, in dem er seine politische Wandlung zum Neonazismus deutlich machte.[5] Fritsch hob vor allem das „Gemeinschaftsgefühl“ in der Neonazi-Szene hervor,[5] das er auf seiner ersten rechtsextremen Veranstaltungsteilnahme verspürt haben wollte, und behauptete weiter, dass es vielen Migranten in Deutschland wirtschaftlich besser gehe als den meisten Deutschen. Als sein politisches Vorbild bezeichnete Fritsch den Holocaustleugner Horst Mahler (ehemals NPD).[6]

Im Rahmen seiner ersten Aktivitäten in der Neonazi-Szene rief Fritsch im Frühjahr 2011 in einem Einzeltrack zur Beteiligung an einem „Trauermarsch“ in Stolberg auf. Dort war 2008 ein 19-jähriger Deutscher bei einer Auseinandersetzung mit einem Staatenlosen libanesischer Abstammung ums Leben gekommen. In diesem Zusammenhang veranstaltete dort die rechtsextreme Szene über einige Jahre hinweg einmal jährlich eine Demonstration, die sie als „Trauermarsch“ bezeichnete. In einem hierfür produzierten Track stellt Fritsch den getöteten Mann unzutreffend als Neonazi dar.

In den folgenden Texten, wie auf der EP Sturmzeichen, verwendete Fritsch eindeutig rechtsextreme Inhalte und Sprache. Zwei dort enthaltene Lieder, die auch Teil der „Schulhof-CD“ der Berliner NPD waren, wurden im zweiten NPD-Verbotsverfahren als Belege für ein mögliches Parteiverbot der NPD benutzt.[7][8] Beide Lieder waren für die Indizierung der CD durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien relevant.[9][10] Nachdem er Ende 2011 zusammen mit dem Bielefelder King Bock den Titel Die Faust geht zum Kopf herausgebracht hatte, folgten Hausdurchsuchungen bei den beiden rappenden Neonazis. Die Polizei beschlagnahmte bei den Razzien Datenträger und Geräte zur Musikproduktion.[11] 2012 veröffentlichte Fritsch die Hausdurchsuchungs EP mit „rassistischen, fremdenfeindlichen und abstoßend pornografischen“ Inhalten.[12][13]

Im Vorfeld einer Demonstration der Partei „Die Rechte“ in Wuppertal nahm er einen Song auf, in dem er Anhängern der Antifa mit dem Tod droht. Aus dem hiesigen „Autonomen Zentrum“ solle nach einer neonazistischen Machtübernahme ein Konzentrationslager gemacht werden, das Blut der Autonomen werde in der Wupper fließen.[14]

Zwischenzeitlich studierte Fritsch in Bielefeld Rechtswissenschaften,[15] später in Bonn. Anfang 2015 wurde dann das erste kostenpflichtige Album 2033 veröffentlicht. Seit dem gleichen Jahr gibt er Live-Auftritte in der Neonazi-Szene. So trat er unter anderem auf einer Veranstaltung der rechtsextremen Hooligan-Band Kategorie C auf.[16][17]

Am 9. Oktober 2016 wurde Fritsch im Rahmen der Sendung Facetalk auf Kiss FM interviewt. Im Anschluss wurden der Sender Kiss FM sowie die Sendung Facetalk mit einem Shitstorm belegt. Das Interview wurde kurz darauf von den offiziellen Seiten genommen und in einer Gegendarstellung betonte Programmdirektor York Strempel, dass man „jegliches rechtes Gedankengut ablehnen, verurteilen und abscheulich finden“ würde, aber sich in der Pflicht sehe, „harte und emotional aufreibende Themen nicht auszulassen“. Shahak Shapira, der vor und nach dem Interview zugeschaltet wurde, kritisierte in einem Vice-Artikel die Sendung für ihr Vorgehen. Die Kritik, der sich zahlreiche Medien anschlossen, richtete sich vor allem darauf, dass der Neonazi geradezu naiv befragt wurde und so eine Plattform für seine menschenverachtenden Aussagen erhalten habe.[18][19][20]

Im Sommer 2017 geriet Fritsch in einen Konflikt mit dem Szene-Medienportal FSN. Betreiber Patrick Schröder und Co-Moderator Daniel Franz hatten Fritsch in einem Video dafür kritisiert, dass er einen Facebook-Beitrag gegen die seiner Ansicht nach zu moderate Identitäre Bewegung gepostet hatte. Fritsch reagierte darauf, indem er mit mehreren vermummten Personen ein aufwendig inszeniertes Disstrack-Video („FCK F$N“) gegen Schröder und Franz in der Straße drehte,[21] in der Schröder wohnt. In dem Video wirft Fritsch FSN vor, kein weltanschauliches, sondern nur finanzielles Interesse an der rechtsextremen Szene zu haben.[22]

Rezeption

Rechtsextremismusforscher bezeichnen Fritsch als „erste[n] ernstzunehmende[n]“ Neonazi-Rapper in Deutschland; ungewöhnlich für eine Szene, der „der in US-amerikanischen Ghettos entstandene Sound“ bisher „regelrecht verhasst“ war.[23] Bereits vor seinem Bekenntnis zum Neonazismus war Fritsch mit sexistischen, frauenfeindlichen, nationalistischen, Hass gegen Israel propagierenden, offen antisemitischen, schwulenfeindlichen und gewaltverherrlichenden Texten aufgefallen.[24][25][26] Ferner verbreitet Fritsch Verschwörungstheorien, beispielsweise dass die USA von einer „jüdischen Verschwörung“ beeinflusst würden, mit dem Ziel der Unterdrückung der deutschen Bevölkerung.[27]

MaKss Damage wird in dem 2014 veröffentlichten Lied Beate Zschäpe hört U2 der Antilopen Gang erwähnt.[28]

Volksverhetzung

Makss Damage wurde im November 2015 wegen Volksverhetzung bezüglich der Produktion Die Faust geht zum Kopf und der Verbreitung gewaltpornographischer Schriften in einem anderen Song, in dem er zu sexuellen Gewalttaten gegen die Politikerin Sahra Wagenknecht aufgerufen hatte,[29] vom Amtsgericht Bielefeld zu einer Geldstrafe von 700 Euro verurteilt.[30] Später zog er die eingelegte Berufung zurück, sodass das Urteil rechtskräftig wurde.[31]

Diskografie (Auswahl)

  • 2008: Alarmstufe Rot (Online-Album)
  • 2009: Stalins Way (Online-EP)
  • 2010: MaKssismus 2010 (Online-Mixtape)
  • 2011: Sturmzeichen (Online-EP, indiziert)
  • 2012: Hausdurchsuchungs EP (Online-EP)
  • 2015: 2033 (Album, indiziert[32])
  • 2020: Blut oder Gold (Album)

Einzelnachweise

  1. Daniel Schieferdecker: Rechter Rap: Die rechte Box auf Anschlag. In: Die Zeit. 14. August 2020, abgerufen am 15. November 2020.
  2. ENDSTATION RECHTS: Endlich angekommen? Ex-Stalinist MaKss Damage konvertiert zum Nationalen Sozialismus. Abgerufen am 31. Oktober 2020.
  3. a b Antisemitischer „Kommunisten-Rap“ aus Gütersloh, hagalil.com, 23. Mai 2010, aufgerufen am 22. März 2017.
  4. Roland Sieber: Damage für NS-HipHop. In: publikative.org. 13. September 2012, abgerufen am 20. Oktober 2016.
  5. a b c Makss Damage: Plötzlich Nazi! (Memento vom 19. Februar 2014 im Internet Archive)
  6. „Ich bin ein Rassist, und das Tag für Tag“ - NS-Rap von MaKss Damage –. In: belltower.news. 21. September 2013, abgerufen am 11. August 2017.
  7. Antragsschrift zum NPD-Verbotsverfahren, bundesrat.de.
  8. Lorenz Vossen: Berlins Bildungssenator warnt vor Neonazi-CD. Berliner Morgenpost, 15. September 2011, abgerufen am 25. September 2011.
  9. Entscheidung Nr. 5889 vom 1. März 2012, bekannt gemacht im Bundesanzeiger Nr. 52 vom 30. März 2012
  10. Karola Madeleine: Die letzte Instanz in Sachen Nazi-Rap. Vice, 27. April 2012, abgerufen am 3. Mai 2012.
  11. Damage für NS-HipHop, Publikative.org, 8. September 2012.
  12. Neue Westfälische: Hitler-Samples im Gangsta-Rap. Abgerufen am 31. Oktober 2020.
  13. Neue Westfälische: Gütersloher Rapper reizt die Fahnder. Abgerufen am 31. Oktober 2020.
  14. Braune Morddrohungen, Frankfurter Rundschau, 20. Juli 2013.
  15. http://www.deutschlandfunk.de/keine-rechtsextreme-in-den-hoersaelen.680.de.html?dram:article_id=267860
  16. „Hungrige Wölfe“ am Ijsselmeer | Blick nach Rechts. 7. Dezember 2015, abgerufen am 31. Oktober 2020.
  17. Brauner HipHopper und Hooligan-Band | Blick nach Rechts. 27. November 2015, abgerufen am 31. Oktober 2020.
  18. Berliner Radiosender hat einen Nazi-Rapper interviewt. Jetzt.de, 13. Oktober 2016, abgerufen am 14. Oktober 2016.
  19. Bastian Angenendt: Berliner Sender lädt Nazi-Rapper ein und blamiert sich. Berliner Morgenpost, 13. Oktober 2016, abgerufen am 24. Oktober 2016.
  20. Radiosender lädt Neonazi-Rapper ein – und mich, einen Juden. Abgerufen am 31. Oktober 2020.
  21. Matern Boeselager: Diese beiden Typen streiten sich, wer von ihnen der bessere Neonazi ist, Vice.com, 15. August 2017.
  22. Julian Feldmann: "Finaler Sargnagel-Hagel": Szene-Zwist spitzt sich zu, Endstation Rechts, 15. August 2017.
  23. Johannes Radke, Toralf Staud: Neue Töne von Rechtsaußen – bpb. In: bpb.de. 13. November 2014, abgerufen am 10. August 2017.
  24. Deutsch bleibt deutsch. In: jungle-world.com. 24. Februar 2011, abgerufen am 11. August 2017.
  25. alfie rednecko: Antisemitisches und sexistisches Konzert (B).
  26. Linke-BRD diskutiert über HipHop – und hat Schwierigkeiten, Musik und Politik zusammenzudenken (Memento vom 6. November 2010 im Internet Archive), (PDF 468kb).
  27. Christopher Malone: The Organic Globalizer. Bloomsbury Publishing USA, 2014, ISBN 978-1-628-92008-6 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  28. HÖREN! Rappen gegen Grass und Zschäpe, Jüdische Allgemeine, 13. November 2011.
  29. Pnos will Neonazi-Rapper in die Schweiz holen. In: Tages-Anzeiger. ISSN 1422-9994 (tagesanzeiger.ch [abgerufen am 31. Oktober 2020]).
  30. Westfalen-Blatt: Amtsgericht verurteilt Neonazi-Rapper. Abgerufen am 31. Oktober 2020.
  31. Lippische Landes-Zeitung: Nazi-Rapper aus Gütersloh zieht Berufung zurück. Abgerufen am 31. Oktober 2020.
  32. BAnz AT 28.09.2018 B8