MV Agusta 600

MV Agusta
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MV Agusta 600
MV Agusta 600
HerstellerMV Agusta
Produktionszeitraum1966 bis 1970
KlasseMotorrad
BauartSuperbike
Motordaten
Viertaktmotor, luftgekühlter Vierzylinder-Reihenmotor, DOHC, Nockenwellenantrieb über Stirnräder, zwei Ventile pro Zylinder, Ölsumpfschmierung, zwei Dell’Orto-Vergaser mit 24 mm Durchmesser, Spulenzündung
Hubraum (cm³)591,5
Leistung (kW/PS)37 (50) bei 8.200 min−1
Drehmoment (N m)?
Höchst­geschwindigkeit (km/h)170
Getriebe5-Gang-Getriebe
AntriebKardanwelle
Bremsenvorne: 2 × 216 mm mechanisch betätigte Scheibenbremsen / hinten: 200 mm Trommelbremse
Radstand (mm)1.390
Sitzhöhe (cm)?
Leergewicht (kg)221
Vorgängermodellkeines
NachfolgemodellMV Agusta 750 S[1]

Die MV Agusta 600, auch MV Agusta 600 4C oder MV Agusta 600 Turismo, war ein Motorrad der Firma MV Agusta das von 1966 bis 1970 gebaut wurde. Erstmals wurde an einem Serienmotorrad ein Vierzylindermotor quer zur Fahrtrichtung eingebaut sowie seilzugbetätigte Scheibenbremsen verwendet. Von diesem Modell wurden insgesamt 127 Exemplare gefertigt.[2]

Entwicklung

Dr. Ing. Pietro Remor konstruierte für MV Agusta einen Rennmotor für die Motorrad-Weltmeisterschaft auf Basis der Gilera-Vierzylinder, für die er bereits früher verantwortlich zeigte. Der Motor der MV 500/4 Cardano aus dem Jahre 1950 war um 30 Grad nach vorne geneigt, besaß zwei obenliegende Nockenwellen. Zwischen dem 2. und 3. Zylinder befand sich der Schacht für die Stirnräder, Bohrung und Hub lagen bei 54 mm, die Ein-/Auslassventile hatten eine 90 Grad Stellung zueinander. Hinter dem Kurbelgehäuse war das Getriebe querliegend eingebaut.[3] Auf Basis dieses Rennmotors entwickelte MV Agusta einen Serienmotor mit geringerer Verdichtung, Leistung und Drehzahlen um die Standfestigkeit zu erhöhen. Die Fertigung des ersten Motorrads mit quer eingebautem Reihenvierzylinder wurde 1950 von MV Agusta angekündigt, ein Prototyp (500 Tourismo) vorgestellt, jedoch nie in Serie gefertigt.[4] Erst im November 1965 wurde schließlich das Modell MV Agusta 600 vorgestellt.

Technische Daten

Der luftgekühlte Vierzylindermotor wurde quer in ein Motorradfahrwerk eingebaut, noch vor den Bestsellern von Honda und Kawasaki. Das Kernstück der MV Agusta Vierzylinder bildet das sogenannte Bankett, ein Steuer- und Lagergehäuse; daran waren Kurbeltrieb, Zylinder und Zylinderkopf montiert. Das Bankett nahm die aus neun Teilen zusammengesetzte Kurbelwelle in sechs Lagerböcken auf, ebenso die Stirnräder im Steuerturm für den doppelten Nockenwellenantrieb. Nach dem Lösen von zwölf Muttern konnten die auf dem Bankett montierten Einheiten herausgehoben werden.[5] Besonders auffällig war die feine Verrippung der Kühllamellen sowie der überdimensionale Zylinderkopf durch den doppelten Nockenwellenantrieb. Das quer eingebaute Kassettengetriebe wurde vom Motor durch eine verzahnte Kurbelwange angetrieben. Über einen spiralverzahnten Kegelrad-Winkeltrieb war es mit der Kardanwelle zum Hinterrad verbunden.[6]

Eine Novum waren die seilzugbetätigten Scheibenbremsen an der Teleskopgabel, die bei späteren Versionen durch die Duplex-Trommelbremse ersetzt wurde.[7] Der Motor wurde nach Anweisung des Grafen Agusta in ein Tourenfahrwerk eingebaut. Der große rechteckige Scheinwerfer, der bucklige Tank und ein hochgezogener Lenker waren nicht ideal für Sportfahrer, die von der Marke angesprochen werden sollten.[8] In der schwarzen Lackierung wurde das Motorrad auch mit dem Spitznamen Schwarzes Schwein belegt und als eines der hässlichsten Motorräder seiner Zeit bezeichnet.[9] Nachdem das leistungsstärkere und formschönere Modell MV Agusta 750 S im Jahre 1970 vorgestellt wurde, war das Ende des ungeliebten Motorrads, das offiziell nicht nach Deutschland importiert wurde, erreicht. Die MV Agusta 600 gilt heute als das meistgesuchte und teuerste Modell der älteren MV Agusta Motorräder.[10]

Literatur

  • Mario Colombo, Roberto Patrignani: MV Agusta. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2000, ISBN 3-613-01416-5.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. alle technischen Daten nach Colombo, S. 190
  2. mvagusta.it@1@2Vorlage:Toter Link/www.mvagusta.it (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF-Datei; 566 kB) Werksmuseum (abgerufen am 27. August 2011)
  3. MOTORRAD 6/1967, Seite 98
  4. Colombo, S. 138
  5. MOTORRAD 14/1979 (Memento des Originals vom 20. April 2009 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mv-agusta-club-schweiz.ch
  6. Colombo, S. 87
  7. MV Agusta Club.de Technische Daten der MV 600 4C
  8. Colombo, S. 191
  9. bikeexif.com MV Agusta 600: the Black Pig (abgerufen am 27. August 2011)
  10. Colombo, S. 190

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Autor/Urheber: Klaus Nahr / Freisteller von Auge=mit, Lizenz: CC BY-SA 4.0
MV 600 Roadster mit Seilzug-Scheibenbremsen von Mitte der 1960er Jahre, deutlich älter als die Honda CB750 mit hydraulischer Scheibenbremse, beim MV-Treffen am Flughafen Malpensa, Mailand, Italien im Jahr 2013