MILW-Klasse EP-3

MILW-Klasse EP-3
MILW Quill.jpg
Nummerierung:10300–10309
E10–E19
Anzahl:10
Hersteller:Baldwin Locomotive Works, Westinghouse
Baujahr(e):1919
Ausmusterung:1952–1957
Achsformel:(2′Co1′)(1′Co2′)
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Länge:27,00 m
Höhe:4,42 m
Dienstmasse:272 t
Reibungsmasse:171 t
Höchstgeschwindigkeit:105 km/h
Stundenleistung:3490 kW
Dauerleistung:2532 kW
Stundenzugkraft:467 kN
Treibraddurchmesser:1727 mm
Laufraddurchmesser:914 mm
Stromsystem:3000 V Gleichstrom
Stromübertragung:Oberleitung
Anzahl der Fahrmotoren:6
Antrieb:Westinghouse-Federantrieb
Zugheizung:Dampfgenerator

Bei der Klasse EP-3 der Chicago, Milwaukee, St. Paul and Pacific Railroad (Milwaukee Road) handelt es sich um von Baldwin Locomotive Works und Westinghouse für den Passagierverkehr im Kaskadengebirge entwickelte Elektrolokomotiven. Obwohl sie gute Fahreigenschaften besaßen und bei den Triebfahrzeugführern beliebt waren, war die gesamte Einsatzzeit von technischen Problemen geprägt. Sie gehörten zu den ersten Elektrolokomotiven der Milwaukee Road, die ausgemustert wurden.

Entwurf

Seitenansicht mit Maßangaben

Als die Milwaukee Road 1917 beschloss, ihre Coast Division zu elektrifizieren, beabsichtigte sie den Erwerb von Triebfahrzeugen der General Electric. Die United States Railroad Administration (USRA) ordnete jedoch an, dass die Bestellung von Elektrolokomotiven zwischen den Firmen General Electric und Westinghouse Electric aufgeteilt werden sollte. Das hatte zur Folge, dass von den 15 beschafften Fahrzeugen fünf in Form der EP-2 „Bi-Polars“ von General Electric und zehn – nämlich die der Reihe EP-3 – von Westinghouse bezogen wurden.

Die EP-3-Lokomotiven, die für dieselben Anforderungen wie die für die EP-2 entworfen worden waren, unterschieden sich wesentlich von den Geschwisterloks der General Electric. Das Erscheinungsbild war glatter und weniger markant. Die gesamte elektrische Ausrüstung war wieder in einem eckigen Kasten (Boxcab) untergebracht, der allerdings nicht so stark ausgeprägt war wie bei der EP-1. Die Achsanordnung in den beiden Fahrgestellen mit den je drei 68 Zoll hohen Treibradsätzen entsprach der der Pazifik-Bauart im Dampflokomotivbau und erfüllte die Anforderungen für höhere Fahrgeschwindigkeiten.

Fahrgestelle (ohne Motoren) einer technisch ähnlichen Baureihe

Der erwähnenswerteste Aspekt der Konstruktion war der Motorenaufbau. Die sechs je 566 PS starken Doppel-Traktionsmotoren waren direkt am Hauptrahmen über den Antriebsachsen angeflanscht. Sie trieben diese jeweils über einen Hohlwellenantrieb an, bei dem ein 15 Zoll durchmessendes Stahlrohr die Radachse umfasste und an den Enden über Stahlfedern mit den Radscheiben verbunden war. Die Fahrmotoren versetzten über ein Zahnradgetriebe die Hohlwelle in Drehbewegung. Durch diesen Aufbau wurden Stöße auf die Radsätze durch das sonst ungefedert auf ihnen lastende Motorengewicht erheblich vermindert und zudem auch der Oberbau geschont. Die einzigen nicht gefederten Teile des Fahrwerks waren somit die Radsätze selbst. Diese Bauart fand später auch bei der PRR-Klasse GG1 prominente Anwendung.

Konstruktionsfehler und Umbau

Die QuillsHohlwellen genannten Fahrzeuge gingen zwischen Ende 1919 und Anfang 1921 in Betrieb und erhielten die Betriebsnummern 10300 bis 10309. Sie wurden hauptsächlich der Mountain Division zugeteilt und erlangten bei den Triebfahrzeugführern schnell große Beliebtheit. Sie konnten mühelos Züge auch über der formellen Höchstgeschwindigkeit mit bis zu 128 km/h ziehen. Sie hatten nicht die Schleudertendenz wie die Boxcabs aus der ersten Generation und waren weitaus laufruhiger als die Bi-Polars.

Innerhalb eines Jahres wurden jedoch einige schwere Konstruktionsfehler offensichtlich. Die Loks waren äußerlich identisch mit den EP2 der New Haven, jedoch schwerer und dafür mit einem schwächeren Rahmen versehen. Im Gegensatz zu den Geschwistern an der Ostküste waren die Loks der Milwaukee stets von gebrochenen Achsen und Rahmenteilen, gerissenen Rädern und Speichen sowie verbogenen Aufhängefedern betroffen. Dies war eine Peinlichkeit für Westinghouse, die die Maschinen zu leicht und zu starr konstruiert hatte. In den Triebwerken gab es zu wenig seitlichen Spielraum, was zu einer starken Radabnutzung führte, und die Rahmen brachen unter den hohen Lasten während der zügigen Fahrten durch die Berge.

1922 wurden Maßnahmen für konstruktive Verbesserungen diskutiert. Die Firma Baldwin, die den mechanischen Teil geliefert hatte, empfahl eine Aufteilung des Rahmens in zwei Teile, was praktisch zu einer Doppellokomotive geführt hätte. Das Milwaukee Road's Electrification Department unter Reinier Beeuwkes kam zu einem anderen Schluss und verwehrte sich der Empfehlung, alle zehn Maschinen in Doppelloks umzubauen. Stattdessen wurde nur die Nummer 10301 entsprechend modifiziert, aber mangels Erfolg wieder zur Einrahmenlok rückgebaut. Erst nach dem Umbau einer zweiten Lokomotive zeigten sich Erfolge: die gesamte Serie wurde für den Betrieb mit nur einem Führerstand umgebaut und mit einer neuen Laufachsführung versehen, die die Maschinen besser in den Kurven hielt. Auch die Rahmen wurden mit stärkeren Querschnitten neu aufgebaut.

Ausmusterung

Eine EP-3 zieht ihren Zug von Seattle ostwärts

Die Lokomotiven erreichten nie die Standards, die durch ihre Geschwisterloks von General Electric maßgeblich festgelegt wurden. Sie bereiteten den technischen Abteilungen der Milwaukee Road regelmäßig Kopfzerbrechen und wurden während ihrer Einsatzzeit fünfmal umgebaut. Sie waren anfällig für Entgleisungen und ihr Gewicht verstärkte deren Folgen zusätzlich. Eine der 1939 in E10–E19 umnummerierten Lokomotiven, die E13, wurde bei einer Entgleisung in Soudan (Montana) 1947 zerstört. Als in den späten 1940er Jahren die Klasse EP-4 „Little Joe“ in Betrieb ging und die älteren Lokomotiven durch den intensiven Einsatz während des Zweiten Weltkrieges abgenutzt waren, plante die für den elektrischen Betrieb zuständige Abteilung eine Modernisierung der Altbau-Elloks. Die Reihe EP-3 wurde nicht in das Programm aufgenommen. Stattdessen wurden die sieben noch verbliebenen Lokomotiven zwischen 1952 und 1957 schrittweise außer Dienst gestellt und verschrottet, wie folgende Tabelle veranschaulicht:

NummerierungNummerierung 1939Seriennummer bei BaldwinBauAusmusterung
10300E1051000Dezember 1918Verschrottet im Mai 1955
10301E1151844Juni 1919Verschrottet im April 1957
10302E1251845Juni 1919Verschrottet im Mai 1954
10303E19 (zugeordnet, aber nie genutzt)52111August 1919Verunglückt im Januar 1933; abgestellt bis zur Verschrottung im September 1942
10304E1352170August 1919Verunglückt in Soudan (Montana), verschrottet im Juli 1947
10305E1452215August 1919Verschrottet im September 1952
10306E1552239August 1919Verschrottet im Mai 1955
10307E1652302September 1919Verschrottet im Mai 1955
10308E1752347September 1919Verschrottet im Dezember 1950
10309E1852362September 1919Verschrottet im April 1957

Literatur

  • William D. Edson: Milwaukee Road All Time Steam, Diesel and Electric Roster. In: The Railway and Locomotive Historical Society Inc. (Hrsg.): Railroad History. Nr. 136, S. 29–124.
  • Noel T. Holley: The Milwaukee Electrics. Hundman Publishing Company, Edmonds (Washington) 1999.
  • William D. Middleton: When the Steam Railroads Electrified. Kalmbach Publishing Company, Milwaukee (Wisconsin) 1974.
  • Paul T. Warner: Locomotives of the Milwaukee Road. In: Southern California Chapter, Railway and Locomotive Historical Society (Hrsg.): Pacific Railway Journal. 2, Nr. 6, Juni 1958, S. 3–55.

Weblinks

Commons: MILW-Klasse EP-3 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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