Magyar Igazság és Élet Pártja

Parteilogo

Die Ungarische Wahrheits- und Lebenspartei[1][2] (ungarisch Magyar Igazság és Élet Pártja, MIÉP, auch übersetzt als ‚Partei der Ungarischen Wahrheit und des (Ungarischen) Lebens‘[3][4][5], ‚Ungarische Partei der Wahrheit und des Lebens‘[6][7][8][9], ‚Partei der Ungarischen Gerechtigkeit und des Ungarischen Lebens‘[10][11][12], ‚Partei für Ungarisches Recht und Leben‘[13] u. ä.) war eine rechtsextreme politische Partei in Ungarn. Sie war von 1998 bis 2002 im ungarischen Parlament vertreten. 2021 löste sich die Partei zugunsten der Partei Mi Hazánk auf.

Ideologie

Die MIÉP bezeichnete sich als radikal national-konservativ, Beobachter ordneten sie dem Rechtsextremismus zu. Ihre bedeutendste politische Persönlichkeit war der Politiker, Schriftsteller und Journalist István Csurka, der vor allem während seiner aktiven Zeit als Abgeordneter des ungarischen Parlamentes durch antisemitische Äußerungen immer wieder Aufmerksamkeit im In- und Ausland erregt. Die Partei lehnte den Vertrag von Trianon von 1920 ab, der seinerzeit für Ungarn verheerende Folgen hatte – bis zu 30 Prozent der ethnischen Ungarn leben heute außerhalb der Landesgrenzen und Ungarn verlor 71 Prozent seines Staatsgebietes –, und forderte folglich die Wiedererrichtung von Großungarn, das auch Siebenbürgen, die Slowakei sowie Teile Serbiens und Kroatiens umfasste.

2002 kandidierte Csurka erfolglos für den Posten als Budapester Oberbürgermeister.

Die Geschichte der Partei

Die Partei wurde 1993 von István Csurka gegründet, der mit diesem Schritt das Ungarische Demokratische Forum (MDF) verließ. Bei den Parlamentswahlen 1994 mit 1,6 % der Wählerstimmen bedacht, erhielt die MIÉP 1998 5,5 % und konnte so erstmals eine Fraktion bilden. Bis 2002 war die Partei somit im ungarischen Parlament vertreten. 2002 erhielt die Partei kein Mandat, 2006 kandidierte sie bei den Parlamentswahlen zusammen mit der Partei Jobbik im Wahlbündnis „Dritter Weg“ (Harmadik út), konnte aber die obligatorische 5-Prozent-Hürde für ein Mandat nicht überwinden.

Das Wahlbündnis distanzierte sich schon vor den Wahlen davon, der Bürgerunion (Fidesz) unter Viktor Orbán zum Wahlsieg zu verhelfen, was die einen Machtwechsel befürwortende Wählerschaft spaltete.

Teile von MIÉP unterstützten jedoch Fidesz und wurden dafür mit Posten im kulturellen Leben belohnt.

Bei den Wahlen 2010, 2014 und 2018 erhielt die Partei jeweils Ergebnisse von weniger als 0,2 %. Anfang 2019 ging die Partei ein Bündnis mit der 2018 als Abspaltung von der Jobbik neu gegründeten Partei Mi Hazánk ein. Am 27. Juli 2021 beschloss die Partei, sich aufzulösen und ging in Mi Hazánk auf.[14]

Literatur

  • Magdalena Marsovszky: Magyar Igazság és Élet Pártja. In: Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart. Im Auftrag des Zentrums für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin, hrsg. von Wolfgang Benz in Zusammenarbeit mit Werner Bergmann, Johannes Heil, Juliane Wetzel und Ulrich Wyrwa, Redaktion: Brigitte Mihok, Bd. 5, Organisationen, Institutionen, Bewegungen, De Gruyter, Berlin 2012.
  • Andreas Bock: Ungarn. Die „Wahrheits- und Lebenspartei“ zwischen Ethnozentrismus und Rassismus. In: Osteuropa, Band 52, Nr. 3/2002, S. 280–292.

Einzelnachweise

  1. Bock: Die „Wahrheits- und Lebenspartei“ zwischen Ethnozentrismus und Rassismus. 2002.
  2. Tom Thieme: Politischer Extremismus in Ostmitteleuropa — Entstehungsbedingungen und Erscheinungsformen. In: Gefährdungen der Freiheit. Extremistische Ideologien im Vergleich. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, S. 344.
  3. Albert Scharenberg: Brücke zum Mainstream — Mainstream als Brücke. Europäische Rechtsparteien und ihre Politik gegen Einwanderung. In: Globalisierter Rechtsextremismus? Die Extremistische Rechte in der Ära der Globalisierung. VS Verlag, Wiesbaden 2006, S. 101
  4. András Körösényi, Gábor G. Fodor, Jürgen Dieringer: Das politische System Ungarns. In: Die politischen Systeme Osteuropas, 3. Auflage, VS Verlag, Wiesbaden 2010, S. 395.
  5. Klaus Bachmann: Populistische Parteien und Bewegungen in Mittelosteuropa. In: Populismus. Gefahr für die Demokratie oder nützliches Korrektiv? VS Verlag, Wiesbaden 2006, S. 226.
  6. Susanne Pickel: Informale Politik in Parteien in Ungarn — Die Beziehungen zwischen Parteien und Bürgern in einem Transformationsland. In: Die gesellschaftliche Verankerung politischer Parteien. Formale und informelle Dimensionen im internationalen Vergleich. VS Verlag, Wiesbaden 2004, S. 169.
  7. Melani Barlai, Florian Hartleb: Extremismus in Ungarn. In: Extremismus in den EU-Staaten. VS Verlag, Wiesbaden 2010, S. 419.
  8. Sándor Pesti: Die wichtigsten Spezifika des politischen und rechtlichen Institutionensystems in Ungarn. In: Jahre des Umbruchs. Friedliche Revolution in der DDR und Transition in Ostmitteleuropa. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2011, S. 296.
  9. Kai-Olaf Lang: Populismus in Ostmitteleuropa. In: Populismus in Europa — Krise der Demokratie? Wallstein Verlag, 2005, S. 141.
  10. Körösényi, Fodor, Dieringer: Das politische System Ungarns. 2010, S. 390.
  11. Máté Szabó: Ungarns Weg von der fröhlichsten Baracke des Ostblocks zur neuen Wohnanlage der EU. In: Jahre des Umbruchs. Friedliche Revolution in der DDR und Transition in Ostmitteleuropa. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2011, S. 84.
  12. Jürgen Dieringer: Das politische System der Republik Ungarn. Entstehung, Entwicklung, Europäisierung. Verlag Barbara Budrich, Opladen 2009, S. 12.
  13. Zoltán Kiszelly: Erfolgsbedingungen neuer Parteien in Ungarn. In: Parteien in jungen Demokratien. Zwischen Fragilität und Stabilisierung in Ostmitteleuropa. Böhlau Verlag, Wien 2008, S. 97.
  14. Megszűnt a MIÉP, felszámolási eljárásban az FKGP. In: elemi.hu. Abgerufen am 10. April 2022 (ungarisch).

Auf dieser Seite verwendete Medien