Münchner Klaviersommer

Der Münchner Klaviersommer war ein 1981 bis 2006 bestehendes Jazz- und Klassikfestival in München und ist ein Jazzfestival, das parallel ab 1991 im Hotel Bayerischer Hof und an einigen anderen Veranstaltungsorten stattfand und sich seit 2007 Jazzsommer nennt. Die Konzerte des Klaviersommers fanden im Juli statt, ein Großteil in der Philharmonie am Gasteig, aber auch in anderen Sälen wie das Prinzregententheater, der Herkulessaal, die St. Lukas Kirche, das Amerikahaus, die Muffathalle u. a. Der Jazzsommer findet ebenfalls im Juli statt.

Münchner Klaviersommer

Die Konzertreihe wurde 1981 von Friedrich Gulda initiiert mit der Idee, Jazz und Klassik zu verbinden und gegenseitig zu befruchten. Gulda selbst war nicht nur klassischer Pianist, sondern spielte auch Jazz und hatte die Idee bei einem Auftritt im Amerika-Haus 1981. Zunächst waren nur Pianisten zu Gast, später erweiterte sich das Spektrum auf alle möglichen Instrumente, Gruppen und Orchester. Gulda trat öfter in der Konzertreihe auf, häufig Jazz mit Klassik und eigenen Kompositionen mischend und im Zusammenspiel mit anderen Jazzstars.

Veranstalter war die Konzertagentur LOFT München (Karlheinz Hein und Manfred Frei).

Es gibt DVDs von vielen der Veranstaltungen (Eagle Rock, Pioneer, Deutsche Grammophon, Geneon, Sony, TDK u a.), so von Gulda und Chick Corea 1982 (The Meeting, Arthaus). Künstler wie Nicolas Economou, Mitinitiator des Festivals, Martha Argerich, Mischa Maisky, Nelson Freire, Andrei Gavrilov; im Verlauf der Jahre waren auch Ivo Pogorelich, Swjatoslaw Richter, Gerhard Oppitz, Heinrich Schiff, Burkard Schliessmann, Dmitry Sitkovetsky, Gidon Kremer und die Kremerata Baltica, Münchner Philharmoniker, Claudio Abbado mit dem Gustav-Mahler-Jugendorchester, Thomas Quasthoff, Rodion Shchedrin, Maja Michailowna Plissezkaja und viele andere berühmte Klassikstars zu Gast beim Münchner Klaviersommer. Die Aufnahmen führte über zehn Jahre Martin Wieland für den Bayerischen Rundfunk durch, der die Konzerte Live sendete.

Einige Höhepunkte der Anfangszeit waren:[1]

1992 George Shearing sowie Bob Berg/Chick Corea/Eddie Gomez/Steve Gadd

In weiteren Jahren traten auf:

1999 bedeutete einen Einschnitt, da sich die Stadt München kurzfristig aus Sparzwängen aus der Finanzierung zurückzog. Neben den Programmmitteln fehlte die Mietübernahme im Gasteig (Philharmonie, Carl-Orff-Saal) und in der Muffathalle und die Ausländersteuer von 40 Prozent auf die Musikergagen war für die nun privaten Veranstalter zu entrichten (bei der Stadt als Träger entfiel diese), so dass schon das Aus befürchtet wurde.[3] Das Programm wurde gerettet als die Chefin des Bayerischen Hofs Innegrit Volkhardt kurzfristig den Festsaal des Hotels zur Verfügung stellte. Der Kulturreferent der Stadt München Julian Nida-Rümelin hatte damals als Ausgleich ab der Jahrtausendwende ein alle zwei Jahre stattfindendes Jazzfestival angekündigt, das im Jahr 2000 auch stattfand (Jazz & More 2000).

In den folgenden Jahren waren viele Stars und Rising Stars beim Münchner Klaviersommer zu erleben: Maria João, Terry Riley, Steps Ahead, Branford Marsalis, Michel Camilo, Benny Green, Bill Frisell, das Kenny Barron Trio, Ray Brown, The Brecker Brothers, Robert Cray, das Ahmad Jamal Trio, Otis Taylor, Miriam Makeba, Christof Lauer, Jens Thomas, Markus Stockhausen, Max Grosch, Johannes Enders, das Max Frankl Quintett, Chris Potter, McCoy Tyner, Dave Holland mit Big Band, neben wiederkehrenden Größen wie Al Jarreau, Herbie Hancock, Chick Corea, Bobby McFerrin, Gary Burton, Al di Meola, Wynton Marsalis, Larry Carlton oder Scott Henderson.

2006 fand das Festival das letzte Mal statt. Den Schlusspunkt setzte Chick Corea zusammen mit seiner Band und der Bayerischen Kammerphilharmonie in der Philharmonie am Gasteig mit Chick Coreas eigener Komposition „Continents“.

Jazzsommer im Hotel Bayerischer Hof

Seit 1991 hatte das Hotel Bayerischer Hof mit Zustimmung von LOFT parallel zu den Konzerten des Münchner Klaviersommers in seinem Nightclub und dem Festsaal zusätzlich „Night Concerts“ organisiert, wobei der Festsaal maximal 1600 bis 2000 Zuhörer fasst. Bis 2006 fanden diese unter dem Label Münchner Klaviersommer statt. Seit 2007 findet diese Konzertreihe unter dem Titel „Jazzsommer“ eine Fortsetzung. Ein Schwerpunkt ist auch immer wieder auch Weltmusik und lateinamerikanische Musik, häufig in den Partys zu Auftakt und Ende, gelegentlich auch Blues-Konzerte. Außerdem gibt es Fotoausstellungen und Filmvorführungen zum Thema Musik. Auch außerhalb des Festivals finden regelmäßig Jazzkonzerte im Night Club des Hotels statt.

Die Veranstaltungen werden von Ausstellungen und Filmen begleitet und es tritt seit 2008 auch regelmäßig eine Band Münchner Jazzkritiker auf (geleitet von Wolfgang Schmid). Musikern wird Gelegenheit gegeben, hier umgekehrt die Kritiker zu beurteilen.[5] Der zweite Preisträger des Kurt Maas Jazzpreises der Münchner Musikhochschule, der seit 2013 alle zwei Jahre vergeben wird, wird zu einem Konzertauftritt eingeladen.

Dort traten z. B. auf:[6]

Einzelnachweise

  1. Besetzungslisten für Jahre, in denen DVDs vorliegen, finden sich in David Meeker, Jazz on Screen, Online, insbesondere sind das die Jahre 1982 bis 1988, 1990, 1992, 1994, 1996, 1997
  2. vgl. dazu kritisch Konrad Heidkamp, Münchner Klaviersommer: Spielst du mir, spiel ich dir, Zeit Online, 28. Juli 1989
  3. Godehard Lutz: Münchner Klaviersommer im Bayerischen Hof, Jazzzeitung 07/2000
  4. Andreas Kolb, Der Klaviersommer bleibt, die Jazzbiennnale kommt, Neue Musikzeitung, 9/1999
  5. Regelmäßig in der Jazzzeitung veröffentlicht.
  6. Die Flyer des Münchner Jazzsommers ab 2007 mit Besetzung sind Online auf der Webseite des Bayerischen Hofs zum Festival, siehe Weblinks
  7. Godehard Lutz: Münchner Klaviersommer im Bayerischen Hof, Jazzzeitung 07/2000
  8. Münchner Klaviersommer, Jazzzeitung 07/08, 2001
  9. Michael Wüst, Warum der Bayerische Hof jetzt die heißeste Musik-Location der Stadt ist, Kultur Vollzug 15. Juli 2012