Lykaon (Arkadier)

Lycaon in einem Druck von 1589

Lykaon (altgriechisch ΛυκάωνLykáōn) ist in der griechischen Mythologie König der Arkadier und Sohn des Pelasgos.[1] Er gründete die Stadt Lykosoura, die älteste des Landes. Außerdem stiftete er den Kult des Lykäischen Zeus auf dem Berg Lykaion, bei dem nach Platon[2] noch in historischer Zeit Menschenopfer dargebracht wurden, und die Lykäischen Kampfspiele, die angesehensten in Arkadien.

Mythos

Lykaon war der Vater eines zahlreichen Geschlechts von Söhnen (sämtlich Personifikationen arkadischer Städte), die an Frevelmut alle Menschen übertrafen und deshalb von Zeus, bis auf einen (Nyktimos), vertilgt wurden. Ihrer Gottlosigkeit schrieb man die Deukalionische Flut zu, die Zeus zur Vertilgung des entarteten Menschengeschlechts schickte.

Die Gestalt des Lykaon wird in den antiken Quellen tendenziell negativ beurteilt. Seine Verdienste als Stadtgründer und Kultstifter in Arkadien werden besonders von Pausanias hervorgehoben. Die folgende Liste stellt die Versionen des Apollodor[3] und des Pausanias dar.[4]

Die Söhne des Lykaon:

Nr.NamegründetNr.
Paus.
1Melaineus13
2Thesprotos
3Helix8
4Nyktimos1
5Peuketios
6Kaukon
7Mekisteus
8Hopleus
9Makareus7
10Makednos
11Horos
12Polichos
13Akontes
14Euaimon
15Ankyor
16Archebates
17Karteron
18Aigaion
19Pallas2
20Eumon
21Kanethos
22Prothoos
23Linos
24Korethon
25Mainalos16
26Teleboas
27Physios
28Phassos
29Phthios
30Lykios24
31Halipheros25
32Genetor
33Bukolion
34Sokleus
35Phineus
36Eumetes
37Harpaleus
38Portheus
39Platon
40Haimon14
41Kynaithos
42Leon
43Harpalykos
44Heraieus26
45Titanas
46Mantinoos18
47Kleitor
48Stymphalos
49Orchomenos
Nr.NamegründetNr.
Apoll.
1Nyktimos4
2PallasPallantion19
3OresteusOresthasion
4PhigalosPhigaleia
5TrapezeusTrapezoeis
6DaseatosDasea
7MakareusMakaria9
8HelissonHelisson3
9AkakosAkakesion
10ThoknosThoknia
11Orchomenos (Sohn des Lykaon)Orchomenos und Methydrion
12HypsosHypsos
13MelaineusMelaineai1
14HaimonHaimoniai40
15ThyraiosThyrion
16MainalosMainalos25
17TegeatesTegea
18MantineusMantineia46
19KromosKromoi
20CharisiosCharisia
21TrikolonosTrikolonoi
22PeraithosPeraethenses
23AseatasAsea
24Lykios?Lykoa30
25AlipherosAliphera31
26HeraieusHeraiea44
27OinotrosOinotria

Versionen des Mythos

Vom Lykaon-Mythos, sehr früh bereits von Hesiod berichtet (Fragmenta astronomica, bei Eratosthenes, Katasterismi), gibt es mehrere Versionen von verschiedenen Autoren, von denen die Schilderung im Ersten Buch der Metamorphosen des Ovid am berühmtesten ist.

Die verschiedenen Versionen des Mythos sind wie folgt:[5]

  • Nach Pausanias[6] wurde Lykaon augenblicklich in einen Wolf verwandelt, nachdem er auf dem Altar des Gottes Zeus ein Kind geopfert und den Altar mit dessen Blut besprengt hatte.
  • Nach der Bibliotheke des Apollodor[7] hatte Lykaon mit vielen Frauen 50 Söhne gezeugt, welche alle Menschen an Übermut und Ruchlosigkeit übertrafen. Um sie zu prüfen, kam Zeus in Gestalt eines dürftigen Tagelöhners zu ihnen. Sie mischten ihm die Eingeweide eines Kindes unter das Essen, woraufhin Zeus im Zorn den Tisch mit dem servierten Mahl umwarf, was den Namen der Stadt Trapezous erklärt, und Lykaon und seine Söhne mit einem Blitz tötete. Lediglich den jüngsten verschonte er auf Eingreifen der Erdgöttin Ge.
  • Nach Lykophron wurden alle in Wölfe verwandelt.
  • Nach Hyginus[8] kam Jupiter zu Lykaon um seiner Tochter Kallisto willen. In dieser Version wird nur Lykaon in einen Wolf verwandelt und seine Söhne mit dem Blitz erschlagen.
  • Bei Nikolaos von Damaskus sind nur Lykaons Söhne ruchlos. Um Zeus zu prüfen, mischten sie das Fleisch eines Knaben unter das Opfer, woraufhin alle, die beim Mord des Kindes anwesend waren, von Blitzen erschlagen wurden.
  • Nach Ovid[9] ist es nur Lykaon, welcher dem Zeus das Fleisch eines Gefangenen, teils gekocht und teils geröstet, vorsetzt. Zeus lässt daraufhin das Dach einstürzen und verwandelt den fliehenden Lykaon in einen Wolf.
  • Nach Eratosthenes schlachtete Lykaon seinen Enkel, welchen Zeus wieder zusammensetzte und zu einem Sternbild machte.

Trivia

Lycaon ist eine Figur in Christoph Ransmayrs Die letzte Welt, erschienen 1988.

In der Fernsehserie Teen Wolf stellt Lycaon den Ursprung der Werwolf-Blutlinie dar.[10]

Im Videospiel Resident Evil Village stellen sogenannte Lycans, Mischwesen aus Mensch und Wolf, einen Gegnertypen dar.

Literatur

Weblinks

Commons: Lykaon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Lykaon im Theoi Project (englisch)

Einzelnachweise

  1. Pausanias 8,2,1
  2. Platon, Politeia 565d
  3. Bibliotheke des Apollodor 3,8,1–3
  4. Die Liste folgt: Paul Weizsäcker: Lykaon 3. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 2,2, Leipzig 1897, Sp. 2169 f. (Digitalisat).
  5. Wilhelm Hertz: Der Werwolf. Beitrag zur Sagengeschichte. Kröner, Stuttgart 1862 (veraltet).
  6. Pausanias 8,2,3
  7. Bibliotheke des Apollodor 3,8,1–6
  8. Hyginus, Fabulae 176
  9. Ovid, Metamorphosen 1,211–239
  10. Lycaon. In: Official Teen Wolf Wiki. FANDOM, abgerufen am 28. Juni 2021.

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Hendrik Goltzius - Lycaon.jpg
Lycaon. From Ovid's Metamorphoses Book I, 209 ff.