Lukaskirche (Chemnitz)

Chemnitz, Lukaskirche am Josephinenplatz (um 1910)

Die Lukaskirche war ein evangelischer Kirchenbau in Chemnitz. Die 1901 vollendete und im Zweiten Weltkrieg beschädigte Kirche am Josephinenplatz wurde 1947 gesprengt.

Geschichte

Die Einwohnerzahl von Chemnitz wuchs stark zwischen 1880 und 1900, und so wuchs auch die Zahl der Gläubigen in den städtischen Kirchgemeinden. Aus der übergroß gewordenen Petrigemeinde wurde daher am 1. Januar 1897 die Lukasgemeinde ausgepfarrt. Sie zog in das 1894 vollendete Pfarrhaus am Josephinenplatz mit Hof und Garten.

Sieben Jahre zuvor, im Frühjahr 1887, hatte die Petrigemeinde den etwa 300 m² umfassenden Josephinenplatz gekauft als Standort für eine neue Kirche. Ab 1895 befasste sich der Verein „Schillertisch“ mit den Plänen zum Bau der neuen Kirche und zur Beschaffung von Mitteln für ihre Ausstattung.

Zwischen November 1897 und Februar 1898 gab es für den Kirchenbau einen Architekturwettbewerb. In der Ausschreibung waren Baukosten ohne innere Ausstattung bis 300.000 Mark festgelegt, es sollte 1.000 Sitzplätze mit „Anordnung stimmig zur Architektur“ geben. Weiter hieß es:

„Bei der Anlage der Kirche ist ein langgestrecktes Schiff zu vermeiden und unter Berücksichtigung des Bauplatzes eine Annäherung an den Zentralbau zu erstreben. Die Kirche ist zu wölben und im Übrigen mit Rücksicht auf eine gute Akustik zu entwerfen; deshalb ist die Unterbrechung des Gewölbes durch eine Kuppel zu vermeiden. Für das Äußere ist Verblendziegelbau mit Sandstein erwünscht; ein besonderer Stil wird nicht vorgeschrieben; für die Gestaltung des Thurmhelmes ist von der üblichen glatten Pyramide abzusehen. Die Stellung der Kanzel und Orgel hinter oder über dem Altar ist ausgeschlossen.“[1]

Mehr als 90 Entwürfe wurden eingereicht, die Entscheidung fiel für den von Ernst Giese und dessen Sohn Karl Friedrich Giese (1871–1939)[2] vom Architektenbüro Giese & Sohn aus Dresden.

Die Bauarbeiten begannen im März 1899, sie dauerten bis Januar 1901. Die Baukosten betrugen 484.000 Mark. Kirchweihe war am 9. Januar 1901.

Ausstattung

Die Kirche hatte sechs Zugänge, durch das Hauptportal ging es in die sogenannte Brauthalle. Dort führten drei große Türen in das Kirchenschiff, das mit Rosen, Lilien und Passionsblumen ausgemalt war.

Es existierten fünf große Figurenfenster. Die Fenster im Altarraum zeigten „Die Verkündigung der Geburt Jesu an die Hirten“, „Der Gang nach Emmaus“ und „Die Himmelfahrt Jesu“, die beiden links und rechts in den Seitenapsiden „Jesus bei Martha und Maria“ und „Der zwölfjährige Jesus im Tempel“ – alles Szenen, die nur das Lukas-Evangelium erzählt. Unter den Altarfenstern zeigte eine fünfteilige Altarwand „Das letzte Abendmahl“.

Auf dem Altartisch stand ein Eichenkreuz. Das Altargemälde entstand nach 1903 aus Mitteln des Landes-Kunstfonds.

Geistliche der Kirchgemeinde

Die Internetseite pfarrerbuch.de listet für diese Kirche die 1. Stellen (Pfarrer), die 2. Stellen (1. Diakone) und die 3. Stellen (2. Diakone) auf.[3]

Pfarrer
  • 1897: Carl Maximilian Päutz
  • 1921: Johannes Theodor Riedel
  • 1933: Wilhelm Georg Schumann
  • 1933: Emil Richard Voigt
  • 1936: Robert Friedrich Wilhelm *Dietrich Heeger
  • 1936: Albert Julius *Wolfgang Schulze
  • 1937: *Gerhard Alexander Herrmann
  • 1937: *Karl Wilhelm Schönknecht[4]

Jüngere Zeit und Gegenwart

Am 5. März 1945 wurde das Gotteshaus beim Bombenangriff auf Chemnitz getroffen und beschädigt.

Die politischen Umstände in der Sowjetischen Besatzungszone und in Chemnitz verhinderten den Wiederaufbau der beschädigten Kirche. Ihr Abriss erfolgte 1947 oder 1948, sie wurde gesprengt. Die nun verwaiste Kirchgemeinde kehrte zu ihrer „Kirchenmutter“ Petrikirche zurück.

Ausstattungsstücke der Lukaskirche haben dort ihr Zuhause gefunden: der Christuskörper des Altarkreuzes und die beiden Altartisch-Leuchter. Auch erinnert das Lukasfenster an der Westempore an die besondere Verbindung als vormalige „Mutter-Tochter“-Kirchgemeinden und das einstige Kirchengebäude.

Am einstigen Standort am Josephinenplatz gibt es den aus einigen ihrer Mauerstücke gefertigten Gedenk-Ort an die Lukaskirche mit Informations-Tafel.[5][6]

Geläut

Das ursprüngliche Geläut bestand aus Bronze-Kirchenglocken, es musste im Ersten Weltkrieg als sogenannte „Metallspende“ abgegeben werden.

Ersetzt wurde es in den 1920er Jahren von Gussstahlglocken: Die drei Stahlglocken mit den Schlagtönen c1, es1 und ges1 wurden in der Kunst- und Glockengießerei Lauchhammer gegossen. Sie kamen mit dem Abriss der Kirche in die Petrikirche zu Chemnitz.[7]

Varia

Siehe auch

Literatur

  • Evangelisch-lutherischer Kirchenbezirk Chemnitz (Hrsg.): Chemnitz. Kirchen – Kapellen – Synagoge. Chemnitzer Verlag, Chemnitz 2009

Einzelnachweise

  1. http://www.kmkbuecholdt.de/historisches/wettbewerbe/w0160.htm
  2. Druckseite 97 in: https://archive.org/stream/lebensbilder-aus-der-oberlausitz/LebensbilderAusDerOberlausitz_djvu.txt
  3. https://pfarrerbuch.de/sachsen/ort/763, abgerufen am 6. Februar 2022.
  4. https://pfarrerbuch.de/sachsen/stelle/497, abgerufen am 6. Februar 2022.
  5. http://www.ag-geschichte-kassberg-altendorf-schlosschemnitz.de/Wissenswertes/Schlosschemnitz/Lukaskirche.htm
  6. https://sps.kirchechemnitz.de/erinnerungen-lukaskirche.html
  7. Evangelisch-lutherischer Kirchenbezirk Chemnitz (Hrsg.): Chemnitz. Kirchen – Kapellen – Synagoge. Chemnitzer Verlag, Chemnitz 2009, S. 40.
  8. https://sps.kirchechemnitz.de/kimu-c-komponisten.html#georg-stolz-1870-1931
  9. https://repertoire-explorer.musikmph.de/de/produkt/reger-max-29/

Koordinaten: 50° 50′ 57,6″ N, 12° 55′ 44″ O

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Chemnitz, Lukaskirche am Josephinenplatz