Luftwaffenbasis Sdot Micha

Luftwaffenbasis Sdot Micha
Air Wing 2
Sdot Micha Airbase (Israel Mitte)
Sdot Micha Airbase
Kenndaten
Koordinaten

31° 44′ 19″ N, 34° 55′ 10″ O

Basisdaten
Eröffnung1962
BetreiberIsraelische Luftstreitkräfte



i7 i11 i13

Die Luftwaffenbasis Sdot Micha (hebräisch בסיס חיל האוויר שדות מיכה, deutsch: Felder Michas) ist ein Raketenstützpunkt und Depot der Israelischen Luftwaffe (IAF), deren Existenz von Israel weder bestätigt noch dementiert wird. Sie liegt in der Mitte des Landes, etwa auf halbem Weg zwischen Jerusalem und dem Mittelmeer und erstreckt sich über eine Länge von fast 13 Kilometern von Südost nach Nordwest. Die Einrichtungen der Basis sind auf Satellitenbildern mittlerweile klar zu erkennen.[1] Ihr Zentrum liegt 1,5 Kilometer nördlich des Moschaws Sdot Micha, und sie besitzt weder eine Start- und Landebahn noch einen erkennbaren Heliport. Auf der Basis sollen Nuklearsprengköpfe lagern, die auch von den dortigen Raketen verschossen werden können.[2][3][4]

Name

Der Name Sdot Micha (Felder Michas) für den Stützpunkt nach dem nahe gelegenen Moschav ist nicht offiziell, da Israel sich dazu nicht äußert, er wird aber weltweit in den meisten Publikationen benutzt. Vereinzelt ist er auch nach anderen nahe gelegenen Orten, wie Secharja oder Tirosch (bzw. in einer anderen Schreibweise) benannt worden (siehe Karte in der Galerie).

Im Juli 2017 hatte die Israelische Armee (IDF) kurzzeitig die Existenz aber nicht den Ort einer elften Airbase mit Namen Sdot HaElah (Felder von Elah) online publiziert, was sie in der Vergangenheit nicht getan hat. Nachdem die Presse darüber berichtet hatte, wurde das entsprechende Dokument auf der Website der IDF durch eines mit wieder zehn Basen ausgetauscht. Auf der Website der IAF ist sie bisher nicht erwähnt worden.[5][6][7]

Der Moschav Sdot Micha befindet sich im Tal von Elah (hebräisch עמק האלה Emek HaElah), 4 Kilometer nordwestlich der Stelle, wo David und Goliath miteinander gekämpft haben sollen. Der Fluss Elah (hebräisch נהר האלה Nahal HaElah) verläuft südlich des Ortes, ist aber die meiste Zeit des Jahres ausgetrocknet.

Raketen

Jericho

Die Basis gilt als Standort der israelischen Mittelstreckenraketen vom Typ Jericho 2 und der Interkontinentalraketen vom Typ Jericho 3, die beide mit Nuklearsprengköpfen aus den dortigen Depots bestückt werden können, was seit Jahrzehnten vermutet wird. Wahrscheinliche Standorte der verbunkerten mobilen Jericho-Raketen: und . Auf Satellitenbildern ist die Basis mit ihren Bunkern und Stellungen für mobile Raketen deutlich zu erkennen, was auch der Abschreckung dient.[8][9][10]

Die Wege zu den Bunkern mit den mobilen Stellungen befinden sich an den angegebenen Koordinaten zwischen Hügelketten, was den Vorteil hat, dass die Raketenbunker als Höhlen in den dort vorhandenen natürlichen Kalksteinfelsen hineingebaut werden konnten und nur noch mit massiven Türen versehen werden mussten, um sogar atomaren Explosionen zu widerstehen – Volltreffer ausgenommen. Auch sind diese Stellungen aufgrund ihrer Lage vor neugierigen Blicken von außen geschützt.[11]

Neuere und schärfere Satellitenbilder deuten darauf hin, dass pro Höhle zwei Tore und zwei sogenannte Launcher vorhanden sind. Der nördliche Bereich hat 14 und der südliche Bereich 9 dieser Höhlen, was maximal Platz für 46 Launcher bietet. Etwa anderthalb Kilometer nordwestlich dieser Stellungen befindet sich innerhalb der Basis außerdem ein eingezäunter und gesicherter Bereich mit vier Bunkern. Die Bauweise dieses Bereichs ist typisch für ein Lager mit nuklearen Sprengköpfen, und die Nähe zu den Jericho-Stellungen spricht auch für diese Annahme.[4]

Die Entfernung von den Sdot-Micha-Abschussstellungen bis nach Teheran beträgt etwa 1500 Kilometer. Da beide Jericho-Raketentypen aber noch wesentlich höhere Reichweiten haben sollen (siehe Quellen), liegt damit der gesamte Iran in ihrem Zielbereich.

Arrow

Seit 2012 ist auf dem Gelände eine Arrow-2-Raketenbatterie südwestlich des Moschavs Tal Schachar stationiert, die dritte in Israel neben Palmachim und Ein Schemer.[12] Die Arrow-Rakete war in den 1990er Jahren von Israel und den USA gemeinsam entwickelt worden und kann anfliegende Atomraketen in großer Höhe abschießen. Für die Zielerfassung und -verfolgung nutzt sie das auf Ein Schemer installierte Super-Green-Pine-Radar mit 1000 Kilometer Reichweite. Das Arrow-System wird vom Israeli Air Defense Command, einer Abteilung der IAF betrieben.

Nach Informationen von Jane’s Defence Weekly ist Sdot Micha auch ein Standort für die weiterentwickelte Arrow-3-Rakete, die dort seit Anfang 2017 stationiert ist. Auf der Basis sollen vier mobile Launcher mit jeweils sechs Raketen neben Bunkern installiert sein, die nuklearen Explosionen widerstehen können. Die USA haben versehentlich bekannt gegeben, wo genau sich diese vier Bunker befinden: .[13][14][15][16][17] Auf aktuellen Satellitenbildern sind dort inzwischen vier rechteckige Gebäude und vier Abschussstellungen mit startbereiten Raketen zu erkennen. Auch eine Radarkuppel ist etwa 750 Meter nördlich der Arrow-3-Raketenstellung zu sehen, die möglicherweise mit ihr in Verbindung steht.

Nach Presseberichten befindet sich auf dem Gelände auch ein Prüfstand für Raketentriebwerke, auf dem u. a. auch das Antriebsaggregat für die neue Arrow-4-Rakete getestet wird. Andere Veröffentlichungen deuten auf eine Weiterentwicklung der Jericho-4-Rakete hin.[4] Im April 2021 war von dort der laute Knall einer Explosion zu hören gewesen.[18]

Einheiten

Umgebung

Direkt nordwestlich des Stützpunktes befindet sich der Militärflugplatz Tel Nof (siehe Karte oberhalb), auf dem u. a. zwei Staffeln mit F-15-Kampfjets stationiert sind. Da solche Flugzeuge auch freifallende Atombomben tragen können, nimmt man an, dass die nuklearen Waffen dafür irgendwo auf dem Militärflugplatz oder im nordwestlichen Teil von Sdot Micha gelagert werden, wo sich viele Depots und Bunker befinden.[19]

Israel lässt alle seine größeren Raketen in der 20 Kilometer nordwestlich gelegenen MLM-Division-Raketenfabrik in Beer Jaʿakov entwickeln und bauen: . Diese ist ein Zweig der staatlichen IAI (Israel Aerospace Industries).[20][21]

Geschichte

Palästinakrieg 1948

Vor dem Palästinakrieg 1948 befand sich auf dem Gelände der heutigen Militärbasis das arabisch-palästinensische Dorf Al-Burayj (Bureij), dessen Einwohner aber im Zuge der Kämpfe flüchteten oder vertrieben wurden.[22] Die Einnahme des Dorfes durch israelische Soldaten geschah zu Beginn der Operation Ha-Har in der Nacht vom 19. auf den 20. Oktober 1948.[23]

Errichtung 1962

Die weitläufige Basis wurde 1962 unter der hebräischen Bezeichnung 2 כנף (2. Flügel, Air Wing 2) durch den späteren Kommandeur der IAF Benjamin „Benny“ Peled eingerichtet.[24]

Jom-Kippur-Krieg 1973

Nachdem am 6. Oktober 1973 Ägypten und Syrien am „Jom-Kippur-Feiertag“ Israel überraschend angegriffen und anfangs auch zurückgedrängt hatten, sollen bereits Atombomben an Jets auf dem Militärflugplatz Tel Nof montiert worden und auch Jericho-Raketen auf Sdot Micha mit Nuklear-Sprengköpfen versehen worden sein, um damit zuzuschlagen, wenn die feindlichen Armeen noch weiter vordringen würden.[25] Falls dies wahr ist, kam es nicht dazu, da Israel beide Armeen wieder zurückdrängen konnte.

Terrorangriff der Hamas 2023

Am Morgen des 7. Oktober 2023, dem Tag des Terrorangriffs der Hamas auf Israel, soll eine aus dem Gazastreifen abgefeuerte Rakete auf dem Gelände der Basis eingeschlagen sein und dort einen Flächenbrand von 40 Hektar verursacht haben, bei dem aber keine militärischen Einrichtungen ernsthaft Schaden genommen hätten, wie die New York Times anhand von Satellitenbildern herausgefunden haben will. Zugleich wurde betont, dass die vermutlich dort in Bunkern gelagerten nuklearen Sprengköpfe niemals durch einen Unfall oder eine Einwirkung von außen zur Explosion gebracht werden könnten.[26]

Weblinks

Commons: Luftwaffenbasis Sdot Micha – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Israel darf künftig auf Satelliten-Bildern scharf gezeigt werden. In: Israelnetz.com. 5. August 2020, abgerufen am 27. Dezember 2023.
  2. Nuklearraketenbasis Wing 2. In: armagedon.org.il. Abgerufen am 4. November 2023 (hebräisch).
  3. Israel Missile Overview. In: Nuclear Threat Initiative. 21. November 2012, abgerufen am 26. September 2023 (englisch).
  4. a b c Israeli nuclear weapons, 2021. In: Bulletin of the Atomic Scientists 2022. Abgerufen am 23. Dezember 2023 (englisch).
  5. Israeli Army Reveals Existence of Previously Undisclosed Air Force Base. In: Haaretz. 20. Juli 2017, abgerufen am 26. September 2023 (englisch).
  6. IDF Reveals (Partially) Existence of Secret Nuclear Base Exposed Here Six Years Ago. In: RichardSilverstein.com. 18. Juli 2017, abgerufen am 26. September 2023 (englisch).
  7. Der Stützpunkt, den die Luftwaffe bisher versteckt hatte, wurde veröffentlicht. In: kikar.co.il. 17. Juli 2017, abgerufen am 8. November 2023 (hebräisch).
  8. Jericho 2. In: missilethreat.csis.org. 31. Juli 2021, abgerufen am 26. September 2023 (englisch).
  9. Jericho 3. In: missilethreat.csis.org. 28. Juli 2021, abgerufen am 26. September 2023 (englisch).
  10. Israeli nuclear weapons, 2014. In: Taylor & Francis Online. 27. November 2015, abgerufen am 26. September 2023 (englisch).
  11. Sedot Mikha / Sdot Micha / Beit Zachariah / Zekharyeh. In: GlobalSecurity.org. 9. Juli 2011, abgerufen am 26. September 2023 (englisch).
  12. Dieses Jahr: Die neue Arrow-Batterie wird in Betrieb genommen. In: WayBack-Machine: IAF-Website. 12. Februar 2012, abgerufen am 3. März 2024 (hebräisch).
  13. Israel erhält erstmals „Arrow 3“-Raketen. In: Israelnetz. 19. Januar 2017, abgerufen am 26. September 2023.
  14. Erfolgreicher Test von Abwehrrakete. In: israelheute.com. 19. Februar 2018, abgerufen am 26. September 2023.
  15. Jane’s: U.S.-Built $25-Million Base for Israel’s Arrow 3 ABM, Built to Counter Iran. In: RichardSilverstein.com. 4. Juni 2013, abgerufen am 26. September 2023 (englisch).
  16. U.S. Exposes Location, Layout of Top-Secret Israeli Arrow 3 Missile Base. In: RichardSilverstein.com. 6. Juni 2013, abgerufen am 26. September 2023 (englisch).
  17. Arrow 3 Interceptor. In: Israel Aerospace Industries. Abgerufen am 26. September 2023 (englisch).
  18. Analyst: Rocket engine test likely caused blast in Israel. In: apnews.com. 25. April 2021, abgerufen am 4. November 2023 (englisch).
  19. Zachariah - Israel - Special Weapons Facilities. In: GlobalSecurity.org. Abgerufen am 16. November 2023 (englisch).
  20. Systems Missiles & Space - MLM Division. In: Israel Aerospace Industries. Abgerufen am 26. September 2023 (englisch).
  21. PM Netanyahu at the Israel Aerospace Industries (IAI) MLM Division plant in Be’er Ja’akow. In: YouTube.com. 22. Januar 2019, abgerufen am 26. September 2023 (englisch).
  22. Walid Khalidi: All That Remains: The Palestinian Villages Occupied and Depopulated by Israel in 1948. Institute for Palestine Studies, Washington, D.C. 1992, ISBN 0-88728-224-5, S. 282 (englisch, google.com).
  23. Welcome To al-Burayj - البريج (אל-בריג'). In: palestineremembered.com. Abgerufen am 20. Dezember 2023 (englisch).
  24. Shabtai Katz: Air Maintenance Wings for the State, Page 155. In: Digital Library of Air Force History and Heritage. Abgerufen am 4. November 2023 (hebräisch).
  25. Machte Israel 1973 seine Kernwaffen scharf – oder nicht? In: Die Welt. 7. Oktober 2023, abgerufen am 16. November 2023.
  26. Report: Hamas rocket hit IDF base thought to house nuclear-capable missiles on Oct 7. In: The Times Of Irasel. 4. Dezember 2023, abgerufen am 15. Dezember 2023 (englisch).

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Third stage of Israeli space launch vehicle Shavit
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Village Al-Burayj in October 1948, Operation Ha-Har, Harel Brigade 4th Battalion
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Building at Al-Burayj after capture by Harel Brigade in October 1948 during Operation Ha-Har
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Map of the villages captured by Israel soldiers during Operation Ha-Har in October 1948.
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Feb. 25, 2013 - The Israel Missile Defense Organization (IMDO) and the U.S. Missile Defense Agency (MDA) completed a successful flight test of the Arrow-3 interceptor missile. The Arrow-3 interceptor successfully launched and flew an exo-atmospheric trajectory through space, according to the test plan.
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Start of a Shavit 2 missile at Palmachim Spaceport in 2007