Ludwig von Brandenburg

Ludovicus Marchio (Markgraf Ludwig), zeitgenössischer Kupferstich

Ludwig von Brandenburg (* 8. Juli 1666 in Kleve; † 7. April 1687 in Potsdam) war Prinz und Markgraf von Brandenburg aus der Dynastie der Hohenzollern.

Leben

Familienhintergrund

Ludwig war ein Sohn des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620–1688) aus dessen erster Ehe mit Louise Henriette (1627–1667), Tochter des Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien. Nach Karl Emil und Friedrich war Ludwig der dritte Sohn des Großen Kurfürsten, der das Erwachsenenalter erreichte.

Ehe und Zeit in den Niederlanden

Louise Charlotte Radziwill mit dem Bildnis ihres Gatten Ludwig, Ölgemälde von Jacques Vaillant

Ludwig heiratete am 7. Januar 1681 in Königsberg Prinzessin Luise Charlotte Radziwill (1667–1695), einzige Tochter und Alleinerbin des Fürst-Statthalters von Preußen Boguslaw Radziwill. Nach der Hochzeit hielt Ludwig sich für längere Zeit in der niederländischen Universitätsstadt Utrecht auf.[1]

Oranisches Erbe

In den 1680er Jahren versuchte der Große Kurfürst seine Söhne als Erben des kinderlosen niederländischen Statthalters und englischen Königs Wilhelm III. von Oranien-Nassau zu etablieren. Die Voraussetzungen waren gut, zumal Ludwigs Mutter die Tante Wilhelms des III. war. Zudem waren Ludwig und seine Brüder über die Großmutter väterlicherseits, Elisabeth Charlotte von der Pfalz, mit dem Haus Oranien verwandt, sodass die brandenburgischen Hohenzollern zu den am nächsten stehenden Verwandten des Oranischen Hauses zählten.

Der Kurfürst berief sich bei den Nachfolgeregelungen auf das Testament seines Schwiegervaters Friedrich Heinrich von Oranien-Nassau. Eben jenes Testament begünstigte Luise Henriette und ihre Söhne, sollten die Oranier ohne männlichen Erben bleiben. Unterstützt wurden die Ambitionen des Kurfürsten sogar durch Wilhelm III. selbst. Er bot dem Kurfürsten an, dessen Sohn Ludwig als Nachfolger zu ernennen, da er seinen Cousin angeblich „wie einen Sohn liebte“. Dies war jedoch gleichzeitig ein Lockmittel, das der Oranier 1680 bis 1685 einsetzte, um politischen Zwist zwischen Brandenburg und der Republik der Vereinigten Niederlande beizulegen. Letztendlich setzte er in seinem Testament von 1695 aber den Sohn seines friesischen Cousins Heinrich Casimir II. von Nassau-Dietz als Erben ein. Mit dem Tod Wilhelms III. endete der Stamm des Hauses Oranien-Nassau im Jahr 1702 in männlicher Linie. In Folge entbrannten langjährige Erbstreitigkeiten zwischen der Linie Nassau-Diez und Preußen um die Besitzungen des Verstorbenen. Erst 1732 wurden sie abschließend beigelegt mit dem Zugewinn eines großen Anteils am Privatvermögen für die Brandenburgischen Hohenzollern.

Früher Tod

Am 7. April 1687 starb Ludwig plötzlich am Morgen nach einem Hofball im Potsdamer Schloss. Eine wegen des unerklärlichen Todes vom Kurfürsten eingesetzte Kommission hielt eine Vergiftung für wahrscheinlich, konnte sich aber nicht darauf einigen, wer welches Gift dem Prinzen wann beigebracht haben sollte. Unmittelbares Ergebnis war die Anordnung des Kurfürsten, dass die Speisen für seine Familie zukünftig vom Mundschenk vorzukosten seien.[2] Am brandenburgischen Hof löste der nach dem ebenfalls rätselhaften Tod des Kurprinzen Emil nun schon zweite vermutliche Giftmord Unruhe aus.[3] Eine Nichte der Kurfürstin Dorothea geriet in den Verdacht, Ludwig mit einer großen Orange vergiftet zu haben.[4] Hintergrund war das Gerücht, Dorothea strebe danach, ihre Stiefsöhne aus der ersten Ehe des Kurfürsten zugunsten der Thronfolge ihrer eigenen Söhne beiseite zu räumen.

Der Tod Ludwigs vergiftete das bereits durch Erbteilungsabsichten belastete Verhältnis des Kurfürsten zum Kurprinzen Friedrich endgültig. Friedrich flüchtete mit der Kurprinzessin nach Hannover zu seinen Schwiegereltern. Sein Schritt und die vom Vater im Gegenzug verhängte Einkommenssperre des Kurprinzen blamierten das Haus Hohenzollern an den Höfen Europas und überschatteten trotz späterer offizieller „Aussöhnung“ das letzte Lebensjahr des Großen Kurfürsten.[5]

Ludwig wurde in der Hohenzollerngruft des Berliner Doms bestattet. Durch die Vermählung fielen den Hohenzollern nach längeren Prozessen 1691 die Herrschaften Tauroggen und Serrey in Polen zu, die Luise Charlotte zunächst ihrem Gemahl als Mitgift zugebracht hatte.

Vorfahren

Joachim Friedrich
(Kurfürst von Brandenburg)
Katharina von Brandenburg-Küstrin
 
Albrecht Friedrich
(Herzog in Preußen)
Marie Eleonore
 
Ludwig VI.
(Kurfürst von der Pfalz)
Elisabeth
 
Wilhelm I. (Oranien)
(Hauptführer der niederländischen Revolte)
⚭ Charlotte de Bourbon-Montpensier
 
Wilhelm
(Graf von Nassau-Dillenburg)
Juliana
 
Gaspard II.
⚭ Charlotte de Laval
 
Conrad
(Graf zu Solms-Braunfels)
⚭ Elisabeth von Nassau-Dillenburg
 
Ludwig I.
(Graf zu Sayn und Wittgenstein)
⚭ Elisabeth zu Solms-Laubach
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Johann Sigismund
(Kurfürst von Brandenburg)
 
Anna
(Kurfürstin von Brandenburg)
 
Friedrich IV.
(Kurfürst von der Pfalz)
 
Luise Juliana
(Kurfürstin von der Pfalz)
 
Wilhelm I. (Oranien)
(Hauptführer der niederländischen Revolte)
 
Louise de Coligny
 
Johann Albrecht I. zu Solms-Braunfels
 
Agnes zu Sayn-Wittgenstein
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Georg Wilhelm
(Kurfürst von Brandenburg, Herzog in Preußen)
 
Elisabeth Charlotte
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Friedrich Heinrich
(Statthalter der Vereinigten Niederlande)
 
Amalie
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Friedrich Wilhelm
(Kurfürst von Brandenburg und Herzog in Preußen)
 
Luise
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Karl Emil
(Kurprinz von Brandenburg)
 
Friedrich I.
(König in Preußen)
 
Ludwig
(Prinz von Brandenburg)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Literatur

  • Eduard Vehse: Preussische Hofgeschichten. Neu herausgegeben von Heinrich Conrad. Erster Band, Georg Müller, München 1913, hier zitiert als „Vehse“
  • Friedrich Wilhelm Schubert: Handbuch der allgemeinen Staatskunde von Europa, Bornträger, 1846, S. 58 f.

Weblinks

Commons: Ludwig von Brandenburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Vehse (siehe Literatur), S. 209 (Aufenthalt in Utrecht nach der Hochzeit), S. 219. (1683 wieder in Potsdam).
  2. Vehse, S. 226.
  3. Hans Prutz: Aus des Grossen Kurfürsten letzten Jahren. Zur Geschichte seines Hauses und Hofes, seiner Regierung und Politik, Reimer, Berlin 1897 S. 210–213.
  4. Vehse S. 176.
  5. Zusammenfassend: Gerd Heinrich: Geschichte Preußens. Staat und Dynastie, Ullstein, Frankfurt/M., Berlin, Wien 1984, S. 125/126.

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Ludvika Karalina Radzivił. Людвіка Караліна Радзівіл (J. Vaillant, XVII).jpg
Prinzessin Louise Charlotte von Radziwill (1667-1696), Markgräfin von Brandenburg mit dem Bildnis ihres Gatten, des Markgrafen Ludwig (1666-1687)
Arolsen Klebeband 01 221.jpg

Grafik aus dem Klebeband Nr. 1 der Fürstlich Waldeckschen Hofbibliothek Arolsen

Motiv: Ludwig von Brandenburg, Prinz und Markgraf von Brandenburg