Ludwig Zepner
Ludwig Zepner (* 10. Januar 1931 in Malkwitz bei Breslau;[1] † 31. Dezember 2010 in Meißen) war ein deutscher Porzellangestalter und -Künstler.
Leben

Die Familie Zepners wurde in der Folge des Zweiten Weltkriegs aus Niederschlesien vertrieben und kam in die Sowjetische Besatzungszone, wo sie im Umsiedlerlager in Meißen-Triebischtal unterkam. Dort entdeckte ein Mitarbeiter der Porzellanmanufaktur Meißen das Talent Zepners, als dieser eine Weihnachtskrippe aus Lehm gestaltet hatte[2], und Zepner absolvierte von 1948 bis 1952 eine Ausbildung an der Manufaktur in den Bereichen Bossieren, Dekormalerei und Modellieren. Von 1952 bis 1954 studierte er an der Ingenieurschule für Keramik in Hermsdorf und von 1954 bis 1958 Formgestaltung an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Bis zu seiner Pensionierung war er als Formgestalter in der Meissner Porzellan-Manufaktur tätig. Er entwarf Gefäße auch für die Wallendorfer Porzellanmanufaktur. Von Zepner entworfende Arbeiten befinden sich u. a. im Kunstgewerbemuseum Dresden und der Porzellansammlung Dresden.[3]
Zepner gehörte der Arbeitsgruppe Gedeckter Tisch an und war bis 1990 Mitglied des Verbands Bildender Künstler der DDR.
Zepner war verheiratet und hatte drei Kinder.
Er wurde auf dem Friedhof St. Martini (südlich der Altstadt auf dem Plossen) beerdigt.[4]
Berufliche und künstlerische Entwicklung
1960 gründeten der Bildhauer Peter Strang, der Maler Heinz Werner, der Porzellanmaler Rudi Stolle und Zepner das „Kollektiv Künstlerische Entwicklung“, dem später auch der Blumen- und Fruchtmaler Volkmar Bretschneider angehörte[5], und dessen Leitung Zepner erhielt.
Gemeinsam verwirklichten sie das Jahrhundert-Service,[6] Jägerservice und das Porzellanensemble Tausendundeine Nacht. Außerdem gibt es von Zepner viele Wandbilder aus Meißner Porzellan und anderer Keramik an und in öffentlichen Gebäuden.
In den 1970er und 80er Jahren bereiste Zepner mehrfach Indien, wobei er Skizzen anfertigte und Notizen machte, die in ein Buch einflossen, das er seinerzeit dem Insel-Verlag anbot. Die illustrierten Aufzeichnungen erschienen schließlich als Privatdruck in Meißen. Darin schildert er die ästhetischen Einflüsse, die er der Reise verdankt: „Anregungen empfing ich von der persisch-indischen Architektur mit ihren interessanten Kuppeln und Bögen, die z. B. In meinen Deckelkonturen absichtsvoll weiterleben. … die Durchbruchgestaltung meiner Porzellane wurzelt in den wunderschönen Fenstergestaltungen aus Marmor und anderen Materialien.“[7]
Keramisches Wandbild in Meißen
Im Jahre 1966 schuf Zepner gemeinsam mit Karlheinz Schäfer für das Kolpinghaus der katholischen Kirchgemeinde St. Benno (Meißen) das keramische Wandbild Hochzeit zu Kana aus geformten und farblich gestalteten keramischen Elementen. Der Entwurf stammt von Karlheinz Schäfer, die Ausführung übernahm Ludwig Zepner. Das Wandbild befindet sich im Stadtteil Triebischtal (Meißen) am Haus Hirschbergstraße 7. Beim Hochwasser von Elbe und Triebisch im Jahre 2002 wurde das Gebäude stark in Mitleidenschaft gezogen und steht seitdem leer. Der Erhalt des Wandbilds ist gefährdet, da sich das Bild selbst an der Fassade eines stark beschädigten Gebäudes befindet.
Bis zum Ende der 1990er Jahre war das Gebäude noch im Besitz der Pfarrei. Nach häufigen Wechseln der Hauseigentümer ist der derzeitige Besitzer unbekannt. Nach Auskunft des zuständigen Bauamtes ist weder das Gebäude noch das Wandbild in der Liste der Kulturdenkmale erfasst. Der Künstler Karlheinz Schäfer, die Kirchgemeinde St. Benno in Meißen und weitere keramische Kunstliebhaber engagieren sich um den Erhalt des Wandbildes.
Erfindung
Weltweit erstmals gelang es Zepner durch seinen Fertigungsprozess, die keramische Pfeifenform zu entwickeln, die Veränderungen beim Trocknungs- und Brennvorgang zu kontrollieren[8] und somit stimmbare Pfeifen für die erste Porzellanorgel herzustellen.[9][10]
Ehrungen
- 1965 und 1967: Kunstpreis des DTSB (im Kollektiv)
- 1973: 17. Mai 1973 Kunstpreis der DDR (gemeinsam mit Stolle, Strang und Werner)[11]
- 1975: Nationalpreis der DDR (im Kollektiv)
- 1981: Designpreis der Deutschen Demokratischen Republik[12]
- Kunstpreis der Stadt Meißen
- 2017: Benennung eines Wegs in Meißen nach Zepner[13]
Ausstellungen (unvollständig)
- 1958 bis 1988: Dresden, sieben Deutsche Kunstausstellungen bzw. Kunstausstellungen der DDR
- 1969: Erfurt, Thüringenhalle („Kunst und Sport“)
- 1972, 1974, 1979 und 1985: Bezirkskunstaustellungen des Bezirks Dresden
Schriften
- Ein Porzellinerleben für Meissen. Deutsches Porzellanmuseum, Hohenberg an der Eger 2001, ISBN 3-927793-66-3.
- Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Impressionen über einen Tag in Varanasi. Eine Erzählung mit Zeichnungen von Ludwig Zepner. Kunstverein Meißen e. V. o. J.
Literatur
- Walter Funkat: Kunsthandwerk in der Deutschen Demokratischen Republik. Verlag der Nation, Berlin, 1970, S. 132/133
- Heinz Hirdina: Gestalten für die Serie. Design in der DDR. 1949 – 1985. Verlag der Kunst, Dresden, 1988, S. 391
- Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen, Museum des Kunsthandwerks Leipzig (Grassimuseum) (Hrsg.): „Meissener Konturen“ – 1960–1990: Porzellane von Ludwig Zepner, Heinz Werner, Peter Strang, Rudi Stolle und Volkmar Bretschneider. Herausgegeben anlässlich der Ausstellungen vom 21. September 1991 bis 19. Januar 1992 im Grassimuseum und vom 16. Februar bis 5. April 1992 im Keramion-Museum für zeitgenössische keramische Kunst in Frechen. Edition Leipzig 1991, ISBN 3-361-00349-0.
- Christiane Keisch: Meissen heute. Arbeiten des Künstlerkollektivs Ludwig Zepner, Peter Strang, Heinz Werner, Rudi Stolle, Volkmar Bretschneider. Kunstgewerbemuseum, Berlin 1976.
- Meissener Konturen: Porzellane von Ludwig Zepner, Heinz Werner, Peter Strang, Rudi Stolle, Volkmar Bretschneider 1960–1990. Ausstellung im Museum des Kunsthandwerkes Leipzig, Grassimuseum vom 21. September 1991 bis 19. Januar 1992, Ausstellung im Keramion, Museum für Zeitgenössische Keramische Kunst Frechen vom 16. Februar bis 5. April 1992. Edition Leipzig, Leipzig 1991, ISBN 3-361-00349-0.
- Zepner, Ludwig. In: Dietmar Eisold (Hrsg.): Lexikon Künstler in der DDR. Verlag Neues Leben, Berlin 2010, ISBN 978-3-355-01761-9, S. 1065/1066
- Sebastian Hennig: Durch die Fremde zum Eigenen. Ein Buch erzählt von Ludwig Zepners Indien-Erfahrung. in Meißner Tageblatt, 23. Mai 2013.
Weblinks
- https://www.bildindex.de/ete?action=queryupdate&desc=%22zepner%2C%20ludwig%22%20&index=pic-all
- Meißen trauert um Ludwig Zepner, tv Meißen, 10. Januar 2011.
- Kunstverein Meissen e. V.
- Werdegang eines Meissner Eierbechers.
Einzelnachweise
- ↑ heute Małkowice, Ortsteil der Landgemeinde Kąty Wrocławskie – Lebenslauf beim Kunstverein Meißen
- ↑ Ludwig Zepner: Ein Porzellinerleben für Meissen. Hrsg.: Deutsches Porzellanmuseum, Hohenberg an der Eger. 2001.
- ↑ SKD | Online Collection. Abgerufen am 20. Juli 2025.
- ↑ Ludwig Zepner: Traueranzeige. In: SZ-Trauer.de (Sächsische Zeitung). 4. Januar 2011, abgerufen am 8. Januar 2015.
- ↑ Damals im Osten. Mitteldeutschland – 1945 bis heute: Das „Kollektiv Künstlerische Entwicklung“. Mitteldeutscher Rundfunk, abgerufen am 8. Januar 2015.
- ↑ Damals im Osten. Mitteldeutschland – 1945 bis heute: Ludwig Zepner – Der Plastiker und Leiter des Kollektivs. Mitteldeutscher Rundfunk, abgerufen am 8. Januar 2015.
- ↑ Sebastian Hennig: Durch die Fremde zum Eigenen Ein Buch erzählt von Ludwig Zepners Indien-Erfahrung. Meißner Tageblatt, 23. Mai 2013, S. 8.
- ↑ Volker Hege: Nachbetrachtungen und kritische Anmerkungen zum 84. Bachfest der Neuen Bachgesellschaft in Mühlhausen-Thüringen. Entstehungsgeschichte der Porzellanpfeife. In: Volkers Klassikseiten J.S. Bach von der Renaissance bis zur Romantik. 16. August 2009, abgerufen am 8. Januar 2015.
- ↑ Patent DE19956881B4: Orgelpfeifen und Verfahren zur Herstellung der Orgelpfeifen. Angemeldet am 26. November 1999, veröffentlicht am 27. Januar 2005, Anmelder: Staatliche Porzellan-Manufaktur Meissen GmbH, Erfinder: Ludwig Zepner.
- ↑ Harald Daßler: Die Meissener Porzellan-Orgel soll schlicht aussehen. In: Sächsische Zeitung. 1. Juni 2011 (sz-online.de ( vom 14. September 2012 im Webarchiv archive.today) [abgerufen am 8. Januar 2015]).
- ↑ Chronik der DDR 1973. In: DDR-Lexikon. Abgerufen am 8. Januar 2015.
- ↑ Günter Höhne: Gedenken an zwei Aktivisten des DDR-Designs. (PDF; 714 kB) In: Industrieform DDR – Newsletter 01/2011. Abgerufen am 8. Januar 2015.
- ↑ Artikel im Meißner Tageblatt vom 18. Dezember 2017.
Personendaten | |
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NAME | Zepner, Ludwig |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Porzellankünstler und Erfinder |
GEBURTSDATUM | 10. Januar 1931 |
GEBURTSORT | Malkwitz bei Breslau |
STERBEDATUM | 31. Dezember 2010 |
STERBEORT | Meißen |
Auf dieser Seite verwendete Medien
Autor/Urheber: F. Peter Müller, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Dose Form 3048 der Wallendorfer Porzellanmanufaktur nach einem Entwurf Zepners
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Keramisches Wandbild von Ludwig Zepner und Karheinz Schäfer "Hochzeit zu Kana" in Meißen
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Detail vom keramischen Wandbild "Hochzeit zu Kana" in Meißen
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Grabstätte von Ludwig Zepner in Meißen
Autor/Urheber: --Numiscontrol (Diskussion) 14:43, 26. Dez. 2022 (CET), Lizenz: CC0
Straßenschild Ludwig-Zepner-Weg in Meißen