Ludwig Knoop
Ludwig Knoop (* 15. Mai 1821 in Bremen; † 16. August 1894 in Bremen) war ein Bremer Großkaufmann. Die Textilverarbeitung machte ihn zu einem der erfolgreichsten Unternehmer des 19. Jahrhunderts.
Leben
Kindheit, Schulzeit, Ausbildung
Knoop war das vierte von acht Kindern in einer verarmten Bremer Kaufmannsfamilie. Er besuchte die örtliche Schule des Kirchspiels. Nach seiner kaufmännischen Lehre ab 1835 ging er 1838 zu seinem Onkel, der in Manchester die Textilfirma De Jersey & Co. betrieb. England war im Bereich der maschinellen Baumwollspinnerei und -weberei Vorreiter in Europa, und Knoop lernte dort die industrielle Textilverarbeitung kennen.
Russlandengagement
Als die Firma nach Russland expandierte, ging Knoop in die Niederlassung nach Moskau. Im Russischen Reich wurde er bald zu einem der erfolgreichsten und wohlhabendsten Unternehmer.
1843 heiratete Ludwig Knoop Louise Hoyer (1824–1894), eine Tochter des deutschbaltischen Kaufmanns Johann Christoph Hoyer. Der Ehe entstammten sechs Kinder: Luise, Johann, Theodor, Adele, Andreas und Emilie.
Mit dem Import englischer Maschinen zur Weiterverarbeitung der Baumwolle baute er zusammen mit dem russischen Unternehmer Sawwa Morosow aus Moskau 1849 in Nikolskoje bei Wladimir die erste Maschinenspinnerei auf, der bald weitere folgten. 1852 machte er sich selbständig und unterstützte die Industrialisierung auf breiter Fläche: Er gründete weit über hundert Webereien, Färbereien und Druckereien und war an zahlreichen Banken, Versicherungsgesellschaften und anderen Textilfabriken beteiligt. Eine der größten Baumwollspinnereien entstand 1857 auf der estnischen Flussinsel Kreenholm bei Narva, wo 4.500 Personen beschäftigt waren. Der Betrieb existiert noch heute in reduziertem Umfang. Zwar zahlte Knoop niedrige Löhne, aber zu seinen sozialen Verdiensten zählten die Einführung einer Krankenversicherung und die Versorgung der Arbeiter mit Werkswohnungen, Kindergärten und Schulen.
Am 6. Mai 1877 verlieh der russische Zar Alexander II. Ludwig Knoop den Adelstitel eines Barons.
Um 1881 gründete Knoop eine Gesellschaft, die über mehrere Jahre Handelsfahrten zwischen Weser und Jenissei unternahm. Sie ermöglichte es, dass der Naturforscher Karl Graf von Waldburg-Zeil 1881 seine letzte große Reise nach Sibirien unternehmen konnte. Obwohl die Fahrt erfolgreich verlief, waren die Ergebnisse ernüchternd. Zu oft versperrten Eisbarrieren den Weg. Knoop unternahm 1884 seine letzte Reise nach Russland. Er entschloss sich aufgrund der Forschungsergebnisse die Handelsschifffahrten nach Westsibirien einzustellen.
Ludwig Knoop war für kurze Zeit auch Aufsichtsratsmitglied des Norddeutschen Lloyds, von dem er während des Deutsch-Französischen Kriegs die Flotte pro forma aufkaufte und unter russischer Flagge fahren ließ, um sie vor der Enteignung durch Frankreich zu schützen.
Knoops Park und Schloss Mühlenthal
Seine Söhne gingen noch in Bremen zur Schule und auch Knoops Herz hing noch an seiner Heimatstadt. 1859 kaufte er das in der Bremer Schweiz in St. Magnus gelegene Landgut Mühlenthal. Knoop erweiterte das alte Haus und verbrachte von 1861 bis 1868 dort die Sommer mit seiner Familie. Um ganzjährig dort zu wohnen, beauftragte er den Bremer Architekten Gustav Runge, ihm ein größeres Haus zu bauen. 1871 zog die Familie Knoop in das Schloss Mühlenthal. Der Landschaftsgärtner Wilhelm Benque, der auch zuvor den Bremer Bürgerpark gestaltete, legte ihm um das Schloss einen englischen Landschaftspark an, der heute als Knoops Park für die Öffentlichkeit zugänglich ist.
Der Landsitz war Treffpunkt für viele gehobene Gäste (u. a. der preußische Feldherr Graf von Moltke, der Kapitän und Forscher Eduard Dallmann). Um die Gäste zu empfangen, baute er den Bahnhof von St. Magnus aus und legte einen kleinen Hafen an der Lesum an. Durch den Zukauf weiterer Ländereien vergrößerte sich sein Landgut, so dass auch die Familien seiner Kinder eigene Landsitze erhielten.
Ehrungen
- Knoop wurde im Familien-Mausoleum Knoop auf dem Waller Friedhof in Bremen bestattet.[1]
- Der Knoops Park in St. Magnus ist nach ihm benannt.
- Im Knoops Park steht seit 1995 die Ludwig-Knoop-Statue aus Bronze des Bildhauers Claus Homfeld, die auf Initiative des Fördervereins Knoops Park e. V. anlässlich des 100. Todestags von Ludwig Knoop entstand. Das Denkmal wurde von der Waldemar-Koch-Stiftung finanziert.[2]
- Ulf Fiedler: Der Bremer Norden: Leben und Arbeiten an Weser und Lesum. Hier steht Baron Knoop im Zentrum der Betrachtungen.
Familie
Zur Familie Knoop gehören mehrere bekannte Persönlichkeiten und alte Traditionsfirmen:
- Die Firma Knoop wurde als Tabakfabrik und Gewürzhandlung von dem Großvater Daniel Diedrich Knoop im 18. Jahrhundert im Bremer Stephaniviertel gegründet und von seinen Enkeln Andreas Heinrich und Daniel Diederich als Gebr. Knoop weitergeführt.
- Dietrich Daniel ließ 1873/75 nach Plänen von Johann Georg Poppe in Horn-Lehe das „Schloss Kreyenhorst“ bauen, das sich später im Eigentum des Reeders Willy Rickmers befand.
- Johann Knoop (1846–1918), genannt Wanja, der älteste Sohn des Barons, besaß um 1900 eine der bedeutendsten Instrumentensammlungen der Welt, unter anderem die als Lady Blunt bekannte Stradivari.[3]
- Heinrich Wilhelm Kulenkampff, der Schwiegersohn von Ludwig Knoop, übernahm 1883 die Firma Gebr. Knoop und wurde 1888 Alleininhaber. Die Firma bestand bis 1952, zuletzt mit Sitz in der Kohlhökerstraße 53 in Bremen.
- Ernst Albrecht, ehemaliger Ministerpräsident von Niedersachsen, war ein Ur-Urenkel von Knoop.
- Ursula von der Leyen, Tochter von Ernst Albrecht, seit dem 1. Dezember 2019 Präsidentin der Europäischen Kommission, Bundesverteidigungsministerin von 2013 bis 2019, ist eine Ur-Ur-Urenkelin.
Literatur
- Hans Jaeger: Knoop, Ludwig. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 12, Duncker & Humblot, Berlin 1980, ISBN 3-428-00193-1, S. 212 f. (Digitalisat).
- Dittmar Dahlmann: Ludwig Knoop. Ein Unternehmerleben. In: Dittmar Dahlmann, Carmen Scheide (Hrsg.): „… das einzige Land in Europa, das eine große Zukunft vor sich hat.“ Deutsche Unternehmen und Unternehmer im Russischen Reich im 19. und frühen 20. Jahrhundert (= Veröffentlichungen des Instituts für Kultur und Geschichte der Deutschen im Östlichen Europa, Band 8). Klartext-Verlag, Essen 1998, ISBN 3-88474-474-7, S. 361–378.
- Jutta Langer, Ulla Tesch: Knoops Park. Eine historische Parkanlage in Bremen-Nord. Hauschild Verlag, Bremen 1999, ISBN 3-89757-027-0.
- Dittmar Dahlmann: The Knoop-Family and its International Network. In: Margrit Schulte Beerbühl, Jörg Vögele (Hrsg.): Spinning the Commercial Web. International Trade, Merchants, and Commercial Cities. c. 1640–1939. Lang, Frankfurt am Main u. a. 2004, ISBN 3-631-50980-4, S. 237–245 (englisch).
- Rudolf Matzner: Die unendliche Geschichte der Adelsfamilie Knoop aus Bremen. In: Heimat-Rundblick. Geschichte, Kultur, Natur, Nr. 107, 4/2013 (Winter 2013). Druckerpresse-Verlag, ISSN 2191-4257, S. 4–6.
- Dittmar Dahlmann: Ludwig Knoop. Ein russischer Textilbaron aus Bremen. 1821-1894. Hrsg.: Förderverein Knoops Park e. V. Schünemann, Bremen 2021, ISBN 978-3-7961-1124-2.
Weblinks
- Literatur von und über Ludwig Knoop im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Ludwig Knoop auf sankt-magnus.de ( vom 8. Juni 2008 im Internet Archive)
- Krenholm, der Nachfolger der Knoopschen Textilfabrik in Narva
- Bild-Zeitung vom 18. September 2009: Der denkmalgeschützte Bau drohte zu verfallen : Altes Knoop-Mausoleum für 90000 Euro restauriert
Einzelnachweise
- ↑ https://www.denkmalpflege.bremen.de/sixcms/detail.php?id=2080
- ↑ Für den gesamten Abschnitt: Manfred Wurthmann: Knoop zurück im Park. Bronzedenkmal des adligen Großindustriellen enthüllt. In: Kurier am Sonntag vom 29. Oktober 1995, S. 5. –
Hinweis: Der entsprechende Zeitungsartikel ist online über dasdigitale Zeitungsarchiv ( des vom 3. Dezember 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. der Bremer Tageszeitungen AG verfügbar (kostenpflichtig). - ↑ Erika Thieß: Der größte Schatz des Barons in: Weser-Kurier vom 11. Januar 2019, S. 12
Personendaten | |
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NAME | Knoop, Ludwig |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Unternehmer |
GEBURTSDATUM | 15. Mai 1821 |
GEBURTSORT | Bremen |
STERBEDATUM | 16. August 1894 |
STERBEORT | Bremen |
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Autor/Urheber: Matthias Süßen (Diskussion), Lizenz: CC BY-SA 3.0
Mausoleum Knoop auf dem Waller Friedhof in Bremen, Im Freien Meer 32
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Bronzestatue von Baron Ludwig Knoop in Knoops Park, Bremen-St. Magnus, Deutschland. Die Statue wurde 1994 von dem deutschen Bildhauer Claus Homfeld geschaffen.
Schloß Kreyenhorst in Bremen Horn-Lehe um 1900. Das prunkvolle neorenaissance Anwesen wurde 1873 von Johann Georg Poppe für Diederich Daniel Knoop errichtet und ging 1885 in den Besitz von Wilhelm Rickmers über. 1912 wurde es abgerissen.
Das Gut Mühlenthal in Bremen-Lesum um 1880. Das Gebäude im Tudor-Stil war von Gustav Runge nach 1860 für den Unternehmer Ludwig Knoop errichtet worden. Es wurde 1933 abgerissen.