Ludwig Giesebrecht

Heinrich Ludwig Theodor Giesebrecht (* 5. Juli 1792 in Mirow; † 18. März 1873 in Jasenitz) war ein deutscher Dichter und Historiker.

Leben

Ludwig Giesebrecht war der dritte Sohn des Mirower Pastors Benjamin Giesebrecht (1741–1826) und dessen Frau Elisabeth, Tochter des Mirower Pastors Johann Ludwig Leithäuser. Nachdem er gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Friedrich (1792–1875) in Mirow die Schule und in Berlin die oberen Klassen des Gymnasiums Zum grauen Kloster absolviert hatte, studierten beide ab 1812 in Berlin. Im folgenden Jahr unterbrachen sie das Studium und nahmen als Freiwillige im mecklenburg-strelitzschen Husarenregiment von 1813 bis 1815 an den Befreiungskriegen teil. Nach der Schlacht an der Katzbach trennten sich die Wege der Zwillingsbrüder.

Ludwig Giesebrecht konnte wegen einer Krankheit seinen Militärdienst zunächst nicht fortsetzen. Nach seiner Genesung studierte er an der Universität Greifswald. In dieser Zeit beschäftigte er sich zusätzlich mit historischen und poetischen Arbeiten. Während der Rückkehr Napoleons meldete er sich erneut zum Militär, nahm aber in Frankreich an keiner Schlacht teil. Nach seiner Rückkehr begann er 1816 eine Tätigkeit als Lehrer am Marienstiftsgymnasium in Stettin. Ab 1826 Professor, unterrichtete er dort 50 Jahre lang Deutsch, Geschichte und Religionswissenschaften.

In Stettin befasste er sich mit der Erforschung der Geschichte Pommerns. Er wurde 1824 der erste Sekretär der neugegründeten Gesellschaft für pommersche Geschichte und Altertumskunde und war einer der Redakteure zunächst der Neuen Pommerschen Provinzialblätter und dann der von der Gesellschaft herausgegebenen Baltischen Studien, in denen er auch eigene Aufsätze veröffentlichte.

Im Jahr 1848 zog er für den 11. Wahlkreis der Provinz Pommern (Stettin) in die Frankfurter Nationalversammlung ein. Dort schloss er sich der Casinopartei an.

Giesebrecht wurde 1861 mit dem Roten Adlerorden IV. Klasse und 1866 mit dem Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern ausgezeichnet. Die Universität Königsberg ernannte ihn 1862, die Universität Greifswald 1866 zum Dr. h.c.

Auch im Ruhestand ab 1866 beschäftigte er sich weiter mit historischen Studien und der Dichtkunst. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er bei seiner Tochter in Jasenitz.

Sein Sohn war der Stettiner Bürgermeister Felix Leonhard Giesebrecht.

Werke (Auswahl)

Giesebrecht hat sich als Dichter, Lehrer und Historiker einen geachteten Namen erworben. Er veröffentlichte unter anderem:

  • Zur Ottenfeier. ein Gedicht, Greifswald 1824.
  • Epische Dichtungen. Stettin 1827.
  • Lehrbuch der Geschichte. 3 Bände:
    • Lehrbuch der alten Geschichte. Berlin 1833.
    • Lehrbuch der mittleren Geschichte für den Gebrauch der oberen Gymnasialklassen und zum Selbstunterricht. Stettin 1836.
    • Lehrbuch der neueren Geschichte. Stettin 1846.
  • Der Rostocker Landfriede und sein Einfluß auf Pommern. In: Baltische Studien. Band 2, Heft 1, Stettin 1833, S. 101–106 (Digitalisat, Google)
  • Ueber die neueste Deutung der Norddeutschen Grabalterthümer. In: Baltische Studien. Band 5, Heft 2, Stettin 1838, S. 46–49 (Digitalisat, Google).
  • Ueber die Religion der Wendischen Völker an der Ostsee. In: Baltische Studien. Band 6, Heft 1, Stettin 1839, S. 128–161 (Digitalisat, Google).
  • Zur Beurtheilung Adams von Bremen. In: Baltische Studien. Band 6, Heft 1, Stettin 1839, S. 183–203 (Digitalisat, Google).
  • Wendische Runen. In: Baltische Studien. Band 6, Heft 1, Stettin 1839, S. 239–243 (Digitalisat, Google).
  • Gedichte. 2 Bände, 1. Auflage Emil Güntz, Leipzig 1836 (Google-Digitalisat); 2. Auflage Stettin 1867.
  • Wendische Geschichten vor der Karolingerzeit. In: Baltische Studien. Band 6, Heft 2, Stettin 1839, S. 1–16 (Digitalisat, Google).
  • Wendische Geschichten der Karolingerzeit. In: Baltische Studien. Band 6, Heft 2, Stettin 1839, S. 123–186 (Digitalisat, Google).
  • Wendische Geschichten aus der Zeit der ersten Ludolfinger. In: Baltische Studien. Band 7, Heft 1, Stettin 1840, S. 1–110 (Digitalisat, Google).
  • Zur Chronologie der ältesten Pommerschen Urkunden. In: Baltische Studien. Band 9, Heft 2, Stettin 1843, S. 165–172 (Digitalisat, Google).
  • Archäologische Bemerkungen. Ackerbau in der Steinzeit. In: Baltische Studien. Band 9, Heft 2, Stettin 1843, S. 173–183 (Digitalisat, Google).
  • Wendische Geschichten aus den Jahren 780 bis 1182. 3 Bände, Berlin 1843:
  • Ein Wort zu Thorlacius. In: Baltische Studien. Band 10, Heft 1, Stettin 1844, S. 129–137 (Digitalisat, Google).
  • Stettin, Sczecino und Burstaborg. In: Baltische Studien. Band 10, Heft 2, Stettin 1844, S. 1–10 (Digitalisat, Google)
  • Die Zeichen des Donnergottes diesseits der Ostsee. In: Baltische Studien. Band 10, Heft 2, Stettin 1844, S. 27–75 (Digitalisat, Google)
  • Die Gräber des Greifengeschlechts heidnischer Zeit. In: Baltische Studien. Band 10, Heft 2, Stettin 1844, S. 76–120 (Digitalisat, Google)
  • Über den Burgwall bei Kriwitz. In: Baltische Studien. Band 10, Heft 2, Stettin 1844, S. 175–179 (Digitalisat, Google)
  • Maciejowski, der Wendenfreund. In: Baltische Studien. Band 10, Heft 2, Stettin 1844, S. 180–192 (Digitalisat, Google)
  • Sechs Gefäße aus der Vorzeit des Luitizerlandes. In: Baltische Studien. Band 11, Heft 1, Stettin 1845, S. 22–79 (Digitalisat, Google)
  • Die Landwehre der Pommern und der Polen zu Anfang des zwölften Jahrhunderts. In: Baltische Studien. Band 11, Heft 1, Stettin 1845, S. 147–190 (Digitalisat, Google)
  • Das Pommersche Landwehr an der Ostsee. In: Baltische Studien. Band 11, Heft 2, Stettin 1845, S. 1–29 (Digitalisat, Google).
  • Alterthümer aus der Pommerschen Landwehr an der Ostsee. In: Baltische Studien. Band 11, Heft 2, Stettin 1845, S. 30–57 (Online, Google).
  • Die Trigorki. In: Baltische Studien. Band 11, Heft 2, Stettin 1845, S. 91–104 (Digitalisat, Google).
  • Die Landwehre der Luitizer und der Pommern auf beiden Seiten der Oder. In: Baltische Studien. Band 11, Heft 2, Stettin 1845, S. 105–117 (Digitalisat, Google).
  • Luitizische Landwehre. In: Baltische Studien. Band 11, Heft 2, Stettin 1845, S. 149–188 (Digitalisat, Google).
  • Zwei Idolsteine. In: Baltische Studien. Band 11, Heft 2, Stettin 1845, S. 189–192 (Digitalisat, Google).
  • Archäologische Untersuchungen. In: Baltische Studien. Band 12, Heft 1, Stettin 1846, S. 1–146 (Digitalisat, Google).
  • Damaris. Zeitschrift, 5 Bände, Stettin 1860–1865 (Digitalisat, BSB München).

Mehrere Schriften zu historischen Themen veröffentlichte er in den Baltischen Studien. Sein Freund Carl Loewe komponierte mehrere Oratorien zu Giesebrechts Texten.

Siehe auch

Literatur

Weblinks