Ludwig Franz (Sayn-Wittgenstein-Berleburg)

Ludwig Franz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg (* 17. April 1660 auf Schloss Berleburg; † 25. November 1694 ebenda)[1] war ein deutscher Adliger und regierender Graf von Wittgenstein-Berleburg.

Leben und Wirken

Während seiner Regierungszeit, die im Mai 1684 begann, waren die Nachwirkungen des Dreißigjährigen Krieges noch deutlich zu spüren. Die Bevölkerung der Nordgrafschaft war erheblich geschrumpft und auch verarmt. Bauernhöfe standen leer, einige Dörfer waren aufgegeben worden. Die Steuereinnahmen waren auf ein Minimum gesunken. Graf Ludwig Franz soll es dennoch innerhalb weniger Jahre geschafft haben, die Finanzen seines Landes wieder zu konsolidieren.[2] Ludwig Franz starb jedoch am 25. November 1694 nach erst zehnjähriger Regentschaft.[3] In einem Nachruf in den Berleburger Chroniken wird er als sehr religiös beschrieben.[4]

Familie

Ludwig Franz stammte aus der Berleburger Linie der Grafen von Sayn-Wittgenstein. Seine Eltern waren Georg Wilhelm zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg (1636–1684) und die französische Gräfin Amelie Marguerite de la Place (1635–1669). Seine Mutter verschied 34-jährig nach der Geburt des siebten Kindes im Wochenbett.[5] Der Vater starb 1684 im Alter von 47 Jahren.[6] Ludwig Franz folgte ihm im Alter von 24 Jahren als Regent der Nordgrafschaft Wittgenstein-Berleburg nach.

Ludwig Franz heiratete am 27. Oktober 1685 auf Schloss Brake bei Lemgo Gräfin Hedwig Sophie (* 20. Februar 1669 auf Schloss Brake; † 5. April 1738 in Berleburg), die Tochter des Grafen Casimir zur Lippe-Brake und seiner Ehefrau Anna Amalie zu Sayn-Wittgenstein-Homburg.[7] Aus der Ehe gingen die Kinder

  • Casimir (1687–1741)
  • Sophie Florentine Albertine (1688–1745)
  • Marie Amalie (1689–1742)
  • Charlotte Henriette (* und † 1691)
  • Karl Wilhelm (1693–1749) und
  • Ludwig Franz (1694–1750) hervor.

Als Graf Ludwig Franz im Alter von 34 Jahren starb, war sein ältester Sohn Casimir erst sieben Jahre alt. Sein jüngster Sohn gleichen Namens wurde erst vier Wochen nach dem Tod des Vaters geboren.

Die Regentschaft bis 1712 übernahm in Casimirs Namen zunächst die Grafenwitwe Hedwig-Sophie, während ihr Bruder Rudolph zur Lippe-Brake Vormund des künftigen Regenten Casimir wurde.[8]

Literatur

  • Friedrich Wilhelm Winckel: Aus dem Leben Casimirs, weiland regierenden Grafen zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg. Nebst einer einleitenden Übersicht der Geschichte des Hauses Wittgenstein und der Stadt Berleburg. Verlag Brönner, Frankfurt 1842, S. 59.
  • Wilhelm Hartnack (Hg.): Die Berleburger Chroniken des Georg Cornelius, Antonius Crawelius und Johann Daniel Scheffer. Laasphe 1964.
  • Christoph Reimann: Die Tagebücher des Grafen Casimir zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg (1687–1741) als Selbstzeugnis eines pietistischen Landesherrn. Dissertation 2017, kassel university press GmbH, Kassel 2019, ISBN 978-3-7376-0622-6 (Print), ISBN 978-3-7376-0623-3 (E-Book), S. 49.
  • Ulf Lückel: Adel und Frömmigkeit. Die Berleburger Grafen und der Pietismus in ihren Territorien. Dissertation 2012, Verlag Vorländer, Siegen 2016, S. 48.

Einzelnachweise

  1. Anno 1660. In diesem Jahr ist gebohren alß d. 17ten april H. Graff Ludwig Franz. welcher die Regierung angetretten haben Anno 1691. Wilhelm Hartnack (Hg.), Die Berleburger Chroniken, Laasphe 1964, S. 125.
  2. Johannes Burkhardt, Ulf Lückel, Das Fürstliche Haus zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Börde-Verlag Werl 2008, S. 11.
  3. Ev. Kirche Berleburg (Stadt), Beerdigungen 1693–1728, S. 8.
  4. Die Berleburger Chroniken, S. 132.
  5. Anno 1669 sind Ihro Hochgräffliche Gnaden, und Landesmutter Amelia Margareta den 16. Febr. seel. Entschlaffen…Die Berleburger Chroniken, S. 126.
  6. Die Berleburger Chroniken, S. 130.
  7. Philip Dickel, Stammtafel des mediatisierten Hauses Sayn und Wittgenstein, Unveränderter Nachdruck der Ausgabe von 1907, Heimat-Verlag und Antiquariat Angelika Wied, Bad Laasphe 2009, Linie Berleburg, Tafel 5.
  8. Johannes Burkardt, Ulf Lückel (Hg.): Johann Georg Hinsberg, Geschichte der Kirchengemeinde Berleburg bis zur Regierungszeit des Grafen Casimir (18. Jh.). Bad Berleburg 1999.