Ludwig Brieger

Ludwig Brieger (Nr. 5) im Kreise seiner Assistenten und Mitarbeiter, 1909. Foto von R. Siegert.

Ludwig Brieger (* 26. Juli 1849 in Glatz, Landkreis Glatz, Provinz Schlesien; † 18. Oktober 1919 in Berlin) war Professor für Medizin an der Humboldt-Universität zu Berlin[1].

Leben

Brieger studierte Medizin an den Universitäten Breslau, Straßburg, Wien und Berlin und promovierte 1874 in Straßburg zum Doktor der Medizin mit einer Arbeit über den Lungenbrand. Nach ersten beruflichen Erfahrungen in Breslau bei Julius Cohnheim und in Bern bei Heinrich Irenäus Quinke, kam Brieger im Jahr 1879 an die Charité. Hier arbeitete er unter Friedrich Theodor von Frerichs und ab 1884 bei dessen Nachfolger Ernst von Leyden an der I. Medizinischen Fakultät. 1890 wurde er zum außerordentlichen Professor für spezielle Pathologie und Therapie ernannt. Als Mitarbeiter von Robert Koch, war Brieger von 1891 bis 1900 Vorsteher des Institut für Infektionskrankheiten. In dieser Zeit arbeitete er u. a. mit Paul Ehrlich zusammen.

Im Jahr 1899 hospitierte Brieger – auf Anregung von Ernst von Leyden – bei Wilhelm Winternitz, um dort die wissenschaftlich fundierte Hydrotherapie zu erlernen. Im Folgejahr wurde Brieger zum ordentlichen Professor ernannt und vom Kultusministerium die Einrichtung eines Institut für Hydrotherapie mit Poliklinik und 32 stationären Betten beschlossen. Die Eröffnung erfolgte am 7. Januar 1901. Bereits im Jahr 1905 wurden neue Räumlichkeiten in der Monbijoustraße bezogen. Bis zu seinem Tod in 1919 hospitierten mehr als 1000 Ärzte bei Ludwig Brieger. Nach kommissarischer Leitung durch seinen Schüler, A. Fürstenberg, wurde der Lehrstuhl im Jahr 1920 von Franz Schönenberger übernommen.[2][3]

Werk

Brieger war Mitbegründer und Herausgeber der Zeitschrift für die experimentelle Pathologie und Therapie. Er forschte zu Stoffwechsel- und Infektionskrankheiten und untersuchte die basische Natur der Bakteriengifte. Anfang der 1880er Jahre forschte er zu Leichengiften. 1885 isolierte er als Erster das 1,5-Diaminopentan (Cadaverin)[4] und prägte 1890 – bei Untersuchungen zu Giftstoffen von Salmonella Typhimurium[5], dem Erreger von Typhus – den Begriff Toxin[6] und gilt als Entdecker der Toxalbumine.

Auf kolonialem Gebiet wurde Brieger durch seine Untersuchungen über Pfeilgifte, Schlangengifte und Pflanzengifte bekannt.

Rezeption

Trotz seiner primär internistischen Prägung, setzte sich Brieger – laut Paul Vogler – mit dem gesamten Themenkomplex der physikalisch-diätetischen Medizin auseinander.[2]

Eberhard Conradi (ehemaliger Direktor des Lehrstuhl für Physiotherapie an der Charité) schreibt über die Berufung Briegers auf den Lehrstuhl für Hydrotherapie: „Es mußte ein Kliniker mit besonderem Verständnis für physiologische Zusammenhänge sein, der diesen Lehrauftrag hätten übernehmen können.“[7]

Schriften (Auswahl)

  • Ueber Ptomaine (Cadaveralkaloïde) mit Bezugnahme auf die bei gerichtlich-chemischen Untersuchungen zu berücksichtigenden Pflanzengifte. C. Lehmann, 1882.
  • Weitere Untersuchungen über Ptomaine. A. Hirschwald, 1885.
  • Über das Pfeilgift der Wakamba. 1899.
  • Weitere Untersuchungen über Pfeilgifte. Fünf Arbeiten. 1900–1903.
  • Untersuchungen einer neuen Fettfrucht „Njore-Njole“[A 1] aus Kamerun. 1908.
  • Über Schutzimpfung gegen Typhus und Cholera. 1905.
  • mit Krause: Zur medikamentösen Behandlung der künstlichen Trypanosomeninfektion. 1912.

Weblinks

Literatur

  • Maximilian Watzka: Brieger, Ludwig. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 612 (Digitalisat).
  • Stichwort: Brieger, Ludwig. Online in: Deutsches Kolonial-Lexikon, Band I, Leipzig 1920, S. 241.
  • Michael Laws: Ludwig Brieger als erster Leiter der Hydrotherapeutischen Anstalt an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin (1901–1919). In: Das Wirken des Ordinarius für Physikalische Therapie Paul Vogler (1899–1969) am Institut für natürliche Heil- und Lebensweisen der Berliner Medizinischen Fakultät. Dissertation, Berlin 1993. S. 3–5.

Anmerkungen

  1. gemeint ist Poga oleosa. Siehe: A. Engler: IV. Poga oleosa Pierre. - Ein Öl liefernder Baum von Kamerun und Gabun. Veröffentlicht im Notizblatt des Königl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin. Bd. 5, Nr. 50. 1913. Seiten 294–298. (Link).

Einzelnachweise

  1. Biographie von Ludwig Brieger auf der Webpage des Hermann von Helmholtz-Zentrums für Kulturtechnik – Katalog der wissenschaftlichen Sammlungen der Humboldt-Universität zu Berlin Archivierte Kopie (Memento desOriginals vom 3. Oktober 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sammlungen.hu-berlin.de
  2. a b Paul Vogler: Zur Geschichte der Universitätsklinik für natürliche Heilweisen Charité Berlin. In: Zeitschrift für ärztliche Fortbildung. Band 54, (Jena) 1960, Nr. 9, S. 475 ff.
  3. Kordula Köberle: Die Hydrotherapeutische Anstalt der Universität zu Berlin von ihrer Gründung im Jahr 1901 bis 1933. Dissertation, Berlin 1978.
  4. Stichwort: CADAVERINE auf der Webpage The Titi Tudorancea Bulletin. Link.
  5. Ludwig Brieger, C. Fraenkel: Untersuchungen über Bakteriengifte. In: Berliner Klinische Wochenschrift. Band 27, 1890. S. 231–246 und 268–271.
  6. Helmut Brade(Hrsg.): Endotoxin in Health and Disease. CRC Press, 1999, ISBN 0-8247-1944-1, S. 6.
  7. Eberhardt Conrad: 75 Jahre Physiotherapie an der Humboldt-Universität zu Berlin. In: Zeitschrift für Physiotherapie. Band 34, (Leipzig) 1982, Nr. 1, S. 3. zitiert nach Laws (1993).

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Ludwig Brieger (1849-1919), Professor für Medizin an der Humboldt-Universität zu Berlin, im Kreis seiner Assistenten und Mitarbeiter.