Ludolf Jakob von Alvensleben

Ludolf Jakob von Alvensleben (1. v. l.)

Ludolf Jakob von Alvensleben, auch Ludolf Jacob von Alvensleben, eigentlich Jakob Ludolf von Alvensleben, (* 9. August 1899 in Wittenmoor; † 28. August 1953 in Dortmund) war ein deutscher SS-Standartenführer sowie SS- und Polizeikommandeur und zuletzt SS- und Polizeiführer in der Italienischen Sozialrepublik.

Er wird gelegentlich verwechselt mit seinem weitläufigen Verwandten Ludolf-Hermann von Alvensleben (meist nur Ludolf von Alvensleben), einem ranghöheren SS-Offizier.

Leben

Ludolf von Alvensleben entstammte der niederdeutschen Adelsfamilie von Alvensleben und war der zweitälteste Sohn des Gutsbesitzers, königlich-preußischen Kammerherrn, Herrenhausmitglieds und Kreisdeputierten Ludolf Udo von Alvensleben (1852–1923) auf Wittenmoor, Sichau-Tarnefitz und Plutowo, und der Ida von Alvensleben, geb. von Glasenapp (1866–1924).[1]

Er schlug nach dem Besuch der Brandenburger Ritterakademie, die er mit mehreren bekannten Mitzöglingen,[2] wie Wolfgang zu Putlitz und Hans von Rochow, absolvierte,[3] die Militärlaufbahn ein. Im preußischen Heer, beim Magdeburgischen Husaren-Regiment Nr. 10, stieg er bis zum Leutnant auf,[4] hielt danach aber weiter Kontakt mit den ehemaligen Mitschülern.[5] Während sein ältester Bruder Udo von Alvensleben das väterliche Gut Wittenmoor erhielt, bekam Ludolf von Alvensleben das 607 Hektar umfassende Gut Plauthof (polnisch Płutowo) im westpreußischen Kreis Kulm. Doch bereits am 7. Januar 1922 wurde dieser Besitz durch die polnische Regierung liquidiert.[6] Alvensleben war dann Kaufmann in Danzig.[7] Später erlitt er einen schweren Verkehrsunfall, sein Automobilgeschäft ging Jahre danach in Konkurs.[8]

Ludolf von Alvensleben trat wohnhaft in Berlin-Wilmersdorf[9] zum 1. September 1932 der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 1.313.391).[10] Er war auch Mitglied der SS (SS-Nummer 52.195) und gehörte zunächst dem Stab des Abschnitts VII an. Aus Anlass des fünfjährigen Jubiläums der Machtergreifung erfolgte 1938 seine Beförderung zum SS-Standartenführer.[11] Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges war er Chef des Volksdeutschen Selbstschutzes in der Inspektion Płutowo, also von seinem ehemaligen Gut aus. Mehrere Jahre war er zuvor, mindestens von 1936 bis 1938, auch Adjutant des Reichssportführers Hans von Tschammer und Osten.

Alvensleben war vom 11. Mai 1944 bis 10. April 1945 Polizeikommandeur in Friaul mit Dienstsitz in Udine und danach bis Kriegsende SS- und Polizeiführer Adria-West.[12]

Sein jüngster Bruder war Wichard von Alvensleben, der im April 1945 mehrere sehr prominente Geiseln der SS in Tirol befreite (siehe: Befreiung der SS-Geiseln in Südtirol).

Seit Dezember 1941 war er mit Tochter eines Rittergutpächters, mit Christa Kauffmann (1909–1974) verheiratet. Das Paar hatte keine Nachfahren.

Literatur

  • Walter von Hueck: Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser A, Band XVII, Band 81 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1983. DNB 831067098
  • Hellmut Kretzschmar: Geschichtliche Nachrichten von dem Geschlechte von Alvensleben seit 1800. Ergänzungsband zu Geschichtliche Nachrichten. Hrsg.: Familienverband von Alvensleben. Druck August Hopfer, Burg bei Magdeburg, 1930. DNB 99928939X

Einzelnachweise

  1. Hans Friedrich v. Ehrenkrook: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser A (Uradel) 1955. In: Ausschuss für adelsrechtliche Fragen / Deutsches Adelsarchiv (Hrsg.): GHdA Gesamtreihe von 1951 bis 2015. Band II, Nr. 2. C. A. Starke, Glücksburg (Ostsee) 1955, DNB 451802470, S. 21–22.
  2. Ritterakademie zu Brandenburg (Havel). LIX. Bericht über das Schuljahr von Ostern 1914 bis Ostern 1915. 1915. Progr. Nr. 89 Auflage. Selbstverlag, Brandenburg (Havel) 1915, S. 17 f. (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 13. August 2021]).
  3. Walter von Leers: Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. 1705 - 1913. In: Verein der ehemaligen Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. (Hrsg.): Zöglingsverzeichnis I von IV. Band I, Ludolf v. Alvensleben-Zögling-RA-Nr.: 1856. Selbstverlag. Druck P. Riemann, Belzig, Ludwigslust 1913, DNB 361143532, S. 402–409 (staatsbibliothek-berlin.de).
  4. Ehren-Rangliste des ehemaligen Deutschen Heeres. Auf Grund der Ranglisten von 1914 mit den inzwischen eingetretenen Veränderungen. In: Deutscher Offiziers-Bund (Hrsg.): Ranglisten. Mittler & Sohn, Berlin 1926, DNB 1229897887, S. 438.
  5. Wolfgang Gans Edler Herr zu Putlitz: Ein Nazi. (Text mit fehlerhaften historischen Passagen). In: Laaske, London und Haiti. Zeitgeschichtliche Miniaturen. 1. Auflage. Verlag der Nation, Berlin 10. Oktober 1965, S. 92–98 (google.de).
  6. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser, Teil A, 36. Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1937, S. 21.
  7. Walter von Leers: Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. 1913–1929 Fortsetzung und Ergänzungen. In: Verein der ehemaligen Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. (Hrsg.): Zöglingsverzeichnis II. Selbstverlag, Belzig / Ludwigslust 10. Oktober 1929, S. 101 (kit.edu [abgerufen am 17. September 2021]).
  8. Stephan Malinowski: Vom König zum Führer. Deutscher Adel und Nationalsozialismus. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2004, ISBN 978-3-596-16365-6, S. 561 (google.de – Dissertation 2001 Technische Universität Berlin).
  9. Alvensleben. In: Berliner Adreßbuch, 1933, Teil 1, S. 30.
  10. Bundesarchiv R 9361-VIII KARTEI/41005
  11. dws-xip.pl
  12. Kerstin von Lingen: Allen Dulles, the OSS, and Nazi War Criminals: The Dynamics of Selective Prosecution. Cambridge University Press, 2013, S. 261

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Selbstschutz leaders in Bydgoszcz.jpg
Commanders of so-called "Volksdeutscher Selbstschutz" - paramilitary formation composed of members of the German minority in pre-war Poland. Between September 1939 and April 1940 Selbstschutz - together with other Nazi-German formations - murdered tens of thousands of Poles in Pomerania. From the left:

SS-Standartenführer Ludolf Jacob von Alvensleben – chief of the Selbstschutz’s inspectorate in Płutowo.
SS-Obersturmbannführer Erich Spaarmann - chief of the Selbstschutz’s inspectorate in Bydgoszcz (to November 1939).
SS-Obersturmbannführer Hans Kölzow – chief of the Selbstschutz’s inspectorate in Inowrocław.
SS-Sturmbannführer Christian Schnug – chief of the Selbstschutz’s inspectorate in Bydgoszcz (since December 1939).

This photo was taken in Bydgoszcz. During the second world war it was placed in so-called "Album of fame of Selbstschutz" (known also as "Alvensleben Album"). After the end of war this album was found and taken over by the Polish authorities. It is now in the archives of the Commission for the Investigation of Nazi Crimes in Poland.