Lucius Licinius Sura

Lucius Licinius Sura (* 40 n. Chr. in Hispania citerior; † 110/113) war ein römischer Politiker und Senator.

Sura stammte aus Hispania citerior. Unter Vespasian war er Quatuorvir viarum curandarum und Quästor in der Provinz Achaia. Unter Domitian war Sura dann als hochgebildeter Redner und Anwalt tätig und gehörte zu den Gönnern Martials. Als Kandidat des Kaisers wurde er Prätor und Volkstribun. Im Jahr 92 erkrankte Sura schwer. Wieder genesen, wurde er Legat der Provinz Gallia Belgica (wohl 93/94).[1] Wahrscheinlich im Jahr 97/98 war Sura dann Legat der Provinz Germania inferior. (Die Datierung und die Statthalterschaft sind umstritten. Er könnte auch nur Legionslegat in Germanien gewesen sein.)

Sura spielte eine wichtige Rolle beim Übergang der Herrschaft auf Trajan. Wohl um das Jahr 98 wurde Sura Suffektkonsul und nahm im Jahr 101 als comes Augusti und Generalstabschef, ohne bestimmtes Truppenkommando, am ersten Dakerkrieg teil. Um den Krieg zu beenden, bat der Dakerkönig Decebalus um Frieden. Die Verhandlungen führte Sura. Da die gestellten Bedingungen für Decebalus zu hart waren, beschloss Decebalus weiterzukämpfen. Im darauffolgenden Jahr wurde Sura zum zweiten Mal Konsul. Bereits im März des gleichen Jahres war er wieder in Dakien. Für seine Verdienste dort erhielt er dona Militaria und nahm als Legat auch am zweiten Dakerkrieg teil, wofür er erneut hohe Ehrungen erhielt, wie etwa die dona militaria und die ornamenta triumphalia sowie eine Statue.

Im Jahr 107 wurde Sura schließlich gemeinsam mit Quintus Sosius Senecio zum dritten Mal Konsul. Sura war nach Trajan der zweite Mann im Staat und vertrauter Freund des Kaisers. Er begünstigte Hadrian und unterstützte dessen Thronbesteigung. Als Freund des Kaisers war Sura ungeheuer reich. Er errichtete öffentliche Bauten wie die Thermen auf dem Aventin sowie Gebäude in Barcino, wo er eine Ehrenstatue hatte. Aufgrund einer Inschrift, die aber sekundär verbaut ist,[2] wurde Sura auch der Arc de Berà, ein Triumphbogen an der Via Augusta bei Tarraco zugeschrieben. Nach seinem Tod, zwischen 110 und 113, erhielt Sura ein Staatsbegräbnis und eine zweite Statue.

Literatur

  • Rudolf Hanslik: Licinius 17. In: Der Kleine Pauly. Band 3, 1969, Sp. 642f.
  • Werner Eck: Senatoren von Vespasian bis Hadrian. Prosopographische Untersuchungen mit Einschluss der Jahres- und Provinzialfasten der Statthalter. Beck, München 1970, S. 71, 144f., 150ff., 225, ISBN 3-406-03096-3 (Vestigia, Bd. 13).

Anmerkungen

  1. Hermann Dessau, Inscriptiones Latinae selectae 1022. Die Inschrift wird fast allgemein Sura zugeschrieben. Doch kann man dagegen auch Einwände erheben. Denn da er nach L’Année épigraphique AE 1923, 33 Statthalter von Germania inferior war, müsste eigentlich in ILS 1022 diese Legatur unmittelbar vor der Statthalterschaft der der Provinz Belgica stehen, da der Cursus auf dieser Inschrift in absteigender Reihenfolge angeordnet ist und Germania inferior meist unmittelbar nach dem Konsulat verwaltet wurde. Andernfalls müsste man annehmen, dass die konsularen Ämter am Anfang der Inschrift nach Konsulaten und Priestertümern standen und zwischen sie und die Laufbahn abwärts von der Legatur in Belgica bis zum Quatuorviri viarum curandarum die Sonderaufgaben gesetzt worden sind, mit denen Trajan den Senator betraut hat. Falls ILS 1022 tatsächlich Sura zuzuweisen ist, ist am ehesten Géza Alföldy, Legionslegaten 16ff. in der Chronologie zu folgen. Doch besteht auch die Möglichkeit, dass er überhaupt nicht Statthalter von Untergermanien war; es heißt nämlich in AE 1923, 33: centurio singularium peditum et commilitones singulares Lic. Surae leg. Es hatten nämlich auch Legionslegaten singulares als besondere Truppe. Dann wäre es möglich, dass Sura in AE 1923, 33 als Legionslegat genannt wird – und der Unbekannte war ja Legat der Bonner legio I Minerva.
  2. AE 1994, 01086