Lucio Fulci

Lucio Fulci, 1994

Lucio Fulci (* 17. Juni 1927 in Rom; † 13. März 1996 ebenda) war ein italienischer Filmregisseur, Produzent, Drehbuchautor und Schauspieler. Berühmt wurde er durch seine Zombiefilme in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren.

Leben

Nach seinem Studium der Medizin entschied sich Fulci für eine Karriere im Filmgeschäft und ließ sich am Centro Sperimentale di Cinematografia als Regisseur ausbilden. Seine Karriere begann er mit Dokumentarfilmen. Ab 1948 war er als Regieassistent und Drehbuchautor tätig.[1]

Seinen ersten von fast 60 Filmen inszenierte Fulci 1959 mit der Gaunerkomödie Jeder Dieb braucht ein Alibi. Bis Ende der 1960er Jahre drehte er viele Komödien (oft mit dem populären Gespann Franco Franchi/Ciccio Ingrassia), aber auch Abenteuer- und Agentenfilme sowie Italo-Western wie den sehr populären Django - Sein Gesangbuch war der Colt. In den frühen 1970ern drehte er einige Giallo-Filme, die als überdurchschnittliche Beiträge zum Genre gelten.

Ein weiterer großer Erfolg gelang ihm 1979 mit Zombi 2 (Woodoo – Schreckensinsel der Zombies) der in Europa als vorgeblicher Nachfolger von George A. Romeros Zombie (Dawn Of The Dead) vermarktet wurde. Es folgten weitere Horrorfilme, darunter einige mit Zombie-Thematik. Seine oft mit extremen Splatter- und Gore-Effekten angereicherten Filme werden häufig als einige der gewalttätigsten und blutigsten dieser Zeit bezeichnet. Ein Zombie hing am Glockenseil, Die Geisterstadt der Zombies, Das Haus an der Friedhofsmauer und Der New York Ripper waren einige seiner größten Erfolge in diesem Genre.

Viele dieser Filme mussten in Deutschland geschnitten werden, da sie sonst keine Freigabe durch die FSK erhalten hätten. Einige seiner Filme wurden von der BPjM indiziert oder nach § 131 StGB als gewaltverherrlichend beschlagnahmt. Gegen Ende der 1990er Jahre wurden viele Filme dieser Schaffensphase auf DVD in ungeschnittenen Fassungen wiederveröffentlicht.

Fulci galt als Einzelgänger; so vermied er eine Zusammenarbeit mit Dario Argento und war auch nicht gut auf ihn zu sprechen, da er zu seinen größten Konkurrenten um die Gunst des Horror-Publikums zählte.

Fulcis Filme wurden vom großen Publikum meist nicht beachtet und erreichten nur unter Genrefans Kultstatus. Nach seiner vorübergehenden Abwendung vom Splatter-Film gelang es Fulci nicht mehr, an frühere Erfolge anzuknüpfen. Durch persönliche und gesundheitliche Probleme, aber auch finanzielle Beschränkungen des Budgets, ließ die Qualität seiner Arbeiten teilweise stark nach.

Fulci starb 1996 bei den letzten Vorbereitungen zu dem Film Wax Mask an seinem Diabetes – er hatte vergessen, seine Insulinspritzen zu setzen. Gerüchte über einen Suizid wurden nicht bestätigt. Effektspezialist Sergio Stivaletti übernahm die Regie.

Privat

Seine Tochter Antonella (* 1960) ist Schauspielerin und verwaltet das filmische Erbe ihres Vaters. Er hat noch eine weitere Tochter namens Camilla, die auch bei einigen Produktionen ihres Vaters als Assistentin mitarbeitete. Beides sind Kinder aus der Ehe mit Maria Fulci, mit der Lucio von 1958 bis 1969 verheiratet war. Sie starb bereits 1969.

Filmografie (Auswahl)

Drehbuch (ohne eigene Regie)

  • 1954: Drei Sünderinnen (Un giorno in pretura) – Regie: Steno
  • 1954: Ein Amerikaner in Rom (Un americano a Roma)
  • 1955: Casanova – seine Liebe und Abenteuer (Le avventure di Giacomo Casanova) – Regie: Steno
  • 1958: Nachtwächter, Dieb und Dienstmädchen (Guardia, ladro e cameriera)
  • 1961: Totò, Peppino und das süße Leben (Totò, Peppino e la dolce vita)
  • 1967: Zwei Trottel gegen Django (Due Rrringos nel Texas)
  • 1971: Das Pferd kam ohne Socken (Ettore lo fusto)
  • 1985: Der Käfig (La gabbia)
  • 1997: Wax Mask (M.D.C. – Maschera di cera)

Regie

Produzent

  • 1987: The Curse, Regie: David Keith
  • 1988: The Red Monks (I frati rossi)
  • 1989: Massacre, Regie: Andrea Bianchi

Literatur

  • Splatting Image, Ausgabe 4, 1990
  • –MAERZ– (Axel Estein): „Pathologica a italiana – Filme von Lucio Fulci.“ In: Howl, Nr. 12, April 1992, München, S. 44–46
  • Luca M. Palmerini u. a.: Spaghetti Nightmares. 1996, ISBN 0-9634982-7-4.
  • Andreas Bethmann: Über dem Jenseits. Die Filme des Lucio Fulci. 2001, ISBN 3-931608-45-X
  • Ulrich P. Bruckner: Für ein paar Leichen mehr. 2002, ISBN 3-89602-705-0.
  • Antonio Bruschini & Antonio Tentori: Lucio Fulci. Il poeta della crudeltà. 2004, ital.
  • As Chianese & Gordiano Lupi: Filmare la morte. Il cinema horror e thriller di Lucio Fulci. 2006, ital., ISBN 978-88-7606-101-1
  • Giovanni Modica: Sette notte in nero di Lucio Fulci. Viaggio nel cinema della precognizione e del tempo. 2008, ital., ISBN 978-88-95467-07-8
  • Antonio Tentori & Antonio Bruschini: Lucio Fulci. Poetry and cruelty in the movies. 2012, engl.
  • Francesco Basso: Lucio Fulci. Le origini dell'horror. 2013, ital., ISBN 978-88-7606-448-7
  • Paolo Albiero & Giacomo Cacciatore: Il terrorista dei generi. Tutto il cinema di Lucio Fulci. 2015, ital., ISBN 978-88-98395-07-1
  • Michele Romagnoli: L'occhio del testimone. Il cinema di Lucio Fulci. 2015, ital., ISBN 978-88-98002-10-8
  • Troy Howarth: Splintered Visions: Lucio Fulci and his Films. 2015, engl., ISBN 978-1-936168-53-8
  • Stephen Thrower: Beyond Terror: The Films of Lucio Fulci. 2018, engl., ISBN 978-1-903254-90-5
  • Roberto Curti: Italian Gothic Horror Films 1980–1989 2019, engl., ISBN 978-1-4766-7243-4
  • Marcus Stiglegger & Pelle Felsch: Fulci. Filme aus Fleisch und Blut. 2019, S. 220 (zweite Auflage 2022, ISBN 978-3-9824288-0-2).

Trivia

Die 2013 ebenfalls in Italien gegründete Death-Metal-Band Fulci benannte sich nach ihm und behandelt unter anderem in ihrem Album Tropical Sun den Film Zombi 2.

Commons: Lucio Fulci – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Roberto Poppi: Dizionario del cinema italiano. I Registi. Gremese 2002, S. 188–189.

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German gore director Andreas Schnaas (left) and the late Lucio Fulci (right) at the 1994 Eurofest, London, England.